Eigenmacht reproduciren, und also Vorstellungen ma- chen können. Vielleicht wohnt auch diese Seelenkraft bey ihnen noch mehr in dem Gehirn, dem körperlichen Organ des vorstellenden Wesens, als in der unkörperli- chen, und eigentlich nur empfindenden Seele. Denn daß es auch hierinn eine Gradation geben könne, die uns auf einen analogischen Beweis für die Jmmaterialität der menschlichen Seele hinführet, will ich bey einer an- dern Gelegenheit mit mehreren zeigen, und hier nur im Vorbeygehen erinnern, daß die Analogie der Natur und die Stufenleiter der Wesen so wenig den Uebergang von blos organisirten Körpern, zu den mit einfachen Seelen begabten, oder eigentlich beseelten ausschließe, wie ei- nige neuere Vertheidiger des Materialismus zu behau- pten suchen, daß sie vielmehr solche zu erfodern scheine, und daher die substanzielle Einheit der menschlichen Seele wahrscheinlich mache.
Bey dem Menschen ist die Seele in einem höhern Grad selbstthätig. So sehr sie auch an den äußern Organen der Empfindung und der Bewegung gebunden ist, so besitzet sie doch eine weit größere Selbstmacht in ihrer Grundkraft, als die Seele bey irgend einer andern Thierart.
Diese Selbstmacht ist es, welche sie aufgelegt macht, die empfangenen Modifikationen oder ihre nachgebliebe- nen Spuren von neuen durch sich selbst wieder zu erwe- cken. So wie ihre vorzügliche, feinere, geschmeidigere, Modifikabilität sie der innern Empfindungen, als Ver- änderungen, die sich von den von außen empfangenen Jmpressionen mehr und weiter in ihr Jnnerstes und in ihre Kräfte verbreiten, fähig macht, so macht ihre Selbst- thätigkeit sie zu einem vorstellenden und denkenden Wesen.
Eben diese höhere innere Selbstmacht ihrer Urkraft ist die Quelle von ihrer größern Unabhängigkeit und
von
XI. Verſuch. Ueber die Grundkraft
Eigenmacht reproduciren, und alſo Vorſtellungen ma- chen koͤnnen. Vielleicht wohnt auch dieſe Seelenkraft bey ihnen noch mehr in dem Gehirn, dem koͤrperlichen Organ des vorſtellenden Weſens, als in der unkoͤrperli- chen, und eigentlich nur empfindenden Seele. Denn daß es auch hierinn eine Gradation geben koͤnne, die uns auf einen analogiſchen Beweis fuͤr die Jmmaterialitaͤt der menſchlichen Seele hinfuͤhret, will ich bey einer an- dern Gelegenheit mit mehreren zeigen, und hier nur im Vorbeygehen erinnern, daß die Analogie der Natur und die Stufenleiter der Weſen ſo wenig den Uebergang von blos organiſirten Koͤrpern, zu den mit einfachen Seelen begabten, oder eigentlich beſeelten ausſchließe, wie ei- nige neuere Vertheidiger des Materialismus zu behau- pten ſuchen, daß ſie vielmehr ſolche zu erfodern ſcheine, und daher die ſubſtanzielle Einheit der menſchlichen Seele wahrſcheinlich mache.
Bey dem Menſchen iſt die Seele in einem hoͤhern Grad ſelbſtthaͤtig. So ſehr ſie auch an den aͤußern Organen der Empfindung und der Bewegung gebunden iſt, ſo beſitzet ſie doch eine weit groͤßere Selbſtmacht in ihrer Grundkraft, als die Seele bey irgend einer andern Thierart.
Dieſe Selbſtmacht iſt es, welche ſie aufgelegt macht, die empfangenen Modifikationen oder ihre nachgebliebe- nen Spuren von neuen durch ſich ſelbſt wieder zu erwe- cken. So wie ihre vorzuͤgliche, feinere, geſchmeidigere, Modifikabilitaͤt ſie der innern Empfindungen, als Ver- aͤnderungen, die ſich von den von außen empfangenen Jmpreſſionen mehr und weiter in ihr Jnnerſtes und in ihre Kraͤfte verbreiten, faͤhig macht, ſo macht ihre Selbſt- thaͤtigkeit ſie zu einem vorſtellenden und denkenden Weſen.
Eben dieſe hoͤhere innere Selbſtmacht ihrer Urkraft iſt die Quelle von ihrer groͤßern Unabhaͤngigkeit und
von
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XI. Verſuch. Ueber die Grundkraft
Eigenmacht reproduciren, und alſo Vorſtellungen ma-
chen koͤnnen. Vielleicht wohnt auch dieſe Seelenkraft
bey ihnen noch mehr in dem Gehirn, dem koͤrperlichen
Organ des vorſtellenden Weſens, als in der unkoͤrperli-
chen, und eigentlich nur empfindenden Seele. Denn
daß es auch hierinn eine Gradation geben koͤnne, die uns
auf einen analogiſchen Beweis fuͤr die Jmmaterialitaͤt
der menſchlichen Seele hinfuͤhret, will ich bey einer an-
dern Gelegenheit mit mehreren zeigen, und hier nur im
Vorbeygehen erinnern, daß die Analogie der Natur und
die Stufenleiter der Weſen ſo wenig den Uebergang von
blos organiſirten Koͤrpern, zu den mit einfachen Seelen
begabten, oder eigentlich beſeelten ausſchließe, wie ei-
nige neuere Vertheidiger des Materialismus zu behau-
pten ſuchen, daß ſie vielmehr ſolche zu erfodern ſcheine,
und daher die ſubſtanzielle Einheit der menſchlichen
Seele wahrſcheinlich mache.
Bey dem Menſchen iſt die Seele in einem hoͤhern
Grad ſelbſtthaͤtig. So ſehr ſie auch an den aͤußern
Organen der Empfindung und der Bewegung gebunden
iſt, ſo beſitzet ſie doch eine weit groͤßere Selbſtmacht in
ihrer Grundkraft, als die Seele bey irgend einer andern
Thierart.
Dieſe Selbſtmacht iſt es, welche ſie aufgelegt macht,
die empfangenen Modifikationen oder ihre nachgebliebe-
nen Spuren von neuen durch ſich ſelbſt wieder zu erwe-
cken. So wie ihre vorzuͤgliche, feinere, geſchmeidigere,
Modifikabilitaͤt ſie der innern Empfindungen, als Ver-
aͤnderungen, die ſich von den von außen empfangenen
Jmpreſſionen mehr und weiter in ihr Jnnerſtes und in
ihre Kraͤfte verbreiten, faͤhig macht, ſo macht ihre Selbſt-
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Weſen.
Eben dieſe hoͤhere innere Selbſtmacht ihrer Urkraft
iſt die Quelle von ihrer groͤßern Unabhaͤngigkeit und
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/816>, abgerufen am 22.12.2024.
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