nichts auseinandersetzen. Ob denn auch durch andere Wege, von hinten zu, durch Umwege, oder durch Rai- sonnements sich nichts ausrichten lasse? das ist eine an- dere Frage, die man nicht zugleich mit der erstern ver- neinen darf. Newton wußte es doch offenbar zu ma- chen, daß das weiße Licht eine Vermischung verschie- denartig färbender Strahlen sey, obgleich weder das bloße Auge noch das bewaffnete diese Bestandtheile dar- inn unterscheiden konnte. Die chymische Auflösung der Körper leget uns die einfachen Elemente der Körper nicht dar, und bringet uns in der That nicht einmal so weit, daß wir durch sie darüber gewiß werden, ob es dergleichen wahre substanzielle Einheiten gebe, wie die Philosophen behaupten, und dennoch glaube ich es den letztern, daß sie vorhanden sind, um ihrer Schlüsse willen, womit sie dieß erweisen; und gesetzt, daß ich es nicht glaubte, so würde ich doch die gänzliche Unmög- lichkeit, durch die Beobachtung sie zu erkennen, nicht einmal unter die Gründe meines Zweifels aufführen. Am Ende wird es also nur darauf ankommen, ob es nicht andere Gründe gebe, wornach wir die innere Ein- fachheit oder Zusammensetzung unserer Gefühle einfa- cher Seelenäußerungen beurtheilen können.
III. Von
im Menſchen.
nichts auseinanderſetzen. Ob denn auch durch andere Wege, von hinten zu, durch Umwege, oder durch Rai- ſonnements ſich nichts ausrichten laſſe? das iſt eine an- dere Frage, die man nicht zugleich mit der erſtern ver- neinen darf. Newton wußte es doch offenbar zu ma- chen, daß das weiße Licht eine Vermiſchung verſchie- denartig faͤrbender Strahlen ſey, obgleich weder das bloße Auge noch das bewaffnete dieſe Beſtandtheile dar- inn unterſcheiden konnte. Die chymiſche Aufloͤſung der Koͤrper leget uns die einfachen Elemente der Koͤrper nicht dar, und bringet uns in der That nicht einmal ſo weit, daß wir durch ſie daruͤber gewiß werden, ob es dergleichen wahre ſubſtanzielle Einheiten gebe, wie die Philoſophen behaupten, und dennoch glaube ich es den letztern, daß ſie vorhanden ſind, um ihrer Schluͤſſe willen, womit ſie dieß erweiſen; und geſetzt, daß ich es nicht glaubte, ſo wuͤrde ich doch die gaͤnzliche Unmoͤg- lichkeit, durch die Beobachtung ſie zu erkennen, nicht einmal unter die Gruͤnde meines Zweifels auffuͤhren. Am Ende wird es alſo nur darauf ankommen, ob es nicht andere Gruͤnde gebe, wornach wir die innere Ein- fachheit oder Zuſammenſetzung unſerer Gefuͤhle einfa- cher Seelenaͤußerungen beurtheilen koͤnnen.
III. Von
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im Menſchen.
nichts auseinanderſetzen. Ob denn auch durch andere
Wege, von hinten zu, durch Umwege, oder durch Rai-
ſonnements ſich nichts ausrichten laſſe? das iſt eine an-
dere Frage, die man nicht zugleich mit der erſtern ver-
neinen darf. Newton wußte es doch offenbar zu ma-
chen, daß das weiße Licht eine Vermiſchung verſchie-
denartig faͤrbender Strahlen ſey, obgleich weder das
bloße Auge noch das bewaffnete dieſe Beſtandtheile dar-
inn unterſcheiden konnte. Die chymiſche Aufloͤſung
der Koͤrper leget uns die einfachen Elemente der Koͤrper
nicht dar, und bringet uns in der That nicht einmal
ſo weit, daß wir durch ſie daruͤber gewiß werden, ob
es dergleichen wahre ſubſtanzielle Einheiten gebe, wie
die Philoſophen behaupten, und dennoch glaube ich es
den letztern, daß ſie vorhanden ſind, um ihrer Schluͤſſe
willen, womit ſie dieß erweiſen; und geſetzt, daß ich
es nicht glaubte, ſo wuͤrde ich doch die gaͤnzliche Unmoͤg-
lichkeit, durch die Beobachtung ſie zu erkennen, nicht
einmal unter die Gruͤnde meines Zweifels auffuͤhren.
Am Ende wird es alſo nur darauf ankommen, ob es
nicht andere Gruͤnde gebe, wornach wir die innere Ein-
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/187>, abgerufen am 25.11.2024.
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