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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.

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der Futterung und des Viehstandes.

Der Klee, wenn er in seinem jungen Zustande, bei eben aufbrechender Blüthe
gemähet wird, trocknet von 100 auf 20 ein. Es hat dann aber ein solches Kleeheu,
der Erfahrung und unserer chemischen Untersuchung nach, beträchtlich mehr Nah-
rungsstoff, wie das Heu der Gräser in sich, und insbesondere, wie das Kraut aller
Diadelphisten, vielen Eiweis- und Zuckerstoff. Es sind also von jungem Klee
90 Pfund 100 Pfund gewöhnlichem Wiesenheu gleich zu schätzen.

In demselben Verhältnisse stehen jung gemähete Wicken. Werden sie älter, so
ersetzen sie den mindern, in Blättern und Stengeln enthaltenen Nahrungsstoff durch
die größere Menge und durch die schon gebildeten Schoten und Körner.

Auch das Luzerne- und Esparcette-Heu anders zu schätzen, haben wir keine Ur-
sach. Ob diese Futtergewächse bei der Austrocknung gar nichts verlieren, und ob die-
selbe Masse von Nahrungsstoff in dem getrockneten Heu zurückbleibe, die sie in dem
grünen Zustande enthalten, scheint mir noch nicht ausgemacht. Die Verdunstung
anderer als wässriger Theile ist zwar nicht wahrscheinlich; indessen kann die vorhin
leicht auflösbare Faser nach der Austrocknung unauflöslicher werden.

Es sind also in der Futterung als gleich anzunehmen:

[Tabelle]
[Tabelle]
§. 276.

Um nun unserm Zweck, das Verhältniß des zu gewinnenden Futters und desErtrag der
Futterge-
wächse und
Nahrhaftig-
keit derselben.

daraus erfolgenden Mistes auszumitteln, näher zu kommen, müssen wir die Quan-
tität, die im allgemeinen Durchschnitte, unter Voraussetzung eines angemessenen
Bodens und einer vollkommneren Kultur, von diesen Futtergewächsen auf einen
Morgen gewonnen werden kann, hier vorläufig bestimmen, obwohl das Genauere
hierüber erst in der Lehre von diesen Gewächsen selbst angegeben werden kann, wo
wir uns dann auch ausführlicher über die Gründe der im vorigen §. angegebenen
Nahrungsfähigkeit erklären werden.

Im 78sten §. sind fünf Klassen von Wiesen nach ihrem Ertrage angenommen
worden, und werden zu seiner Zeit bestimmter unterschieden werden. Die Wiesen
der ersten Klassen kommen selten vor. Eine gute Wiese ist es schon, die per Mor-

der Futterung und des Viehſtandes.

Der Klee, wenn er in ſeinem jungen Zuſtande, bei eben aufbrechender Bluͤthe
gemaͤhet wird, trocknet von 100 auf 20 ein. Es hat dann aber ein ſolches Kleeheu,
der Erfahrung und unſerer chemiſchen Unterſuchung nach, betraͤchtlich mehr Nah-
rungsſtoff, wie das Heu der Graͤſer in ſich, und insbeſondere, wie das Kraut aller
Diadelphiſten, vielen Eiweis- und Zuckerſtoff. Es ſind alſo von jungem Klee
90 Pfund 100 Pfund gewoͤhnlichem Wieſenheu gleich zu ſchaͤtzen.

In demſelben Verhaͤltniſſe ſtehen jung gemaͤhete Wicken. Werden ſie aͤlter, ſo
erſetzen ſie den mindern, in Blaͤttern und Stengeln enthaltenen Nahrungsſtoff durch
die groͤßere Menge und durch die ſchon gebildeten Schoten und Koͤrner.

Auch das Luzerne- und Eſparcette-Heu anders zu ſchaͤtzen, haben wir keine Ur-
ſach. Ob dieſe Futtergewaͤchſe bei der Austrocknung gar nichts verlieren, und ob die-
ſelbe Maſſe von Nahrungsſtoff in dem getrockneten Heu zuruͤckbleibe, die ſie in dem
gruͤnen Zuſtande enthalten, ſcheint mir noch nicht ausgemacht. Die Verdunſtung
anderer als waͤſſriger Theile iſt zwar nicht wahrſcheinlich; indeſſen kann die vorhin
leicht aufloͤsbare Faſer nach der Austrocknung unaufloͤslicher werden.

Es ſind alſo in der Futterung als gleich anzunehmen:

[Tabelle]
[Tabelle]
§. 276.

Um nun unſerm Zweck, das Verhaͤltniß des zu gewinnenden Futters und desErtrag der
Futterge-
waͤchſe und
Nahrhaftig-
keit derſelben.

daraus erfolgenden Miſtes auszumitteln, naͤher zu kommen, muͤſſen wir die Quan-
titaͤt, die im allgemeinen Durchſchnitte, unter Vorausſetzung eines angemeſſenen
Bodens und einer vollkommneren Kultur, von dieſen Futtergewaͤchſen auf einen
Morgen gewonnen werden kann, hier vorlaͤufig beſtimmen, obwohl das Genauere
hieruͤber erſt in der Lehre von dieſen Gewaͤchſen ſelbſt angegeben werden kann, wo
wir uns dann auch ausfuͤhrlicher uͤber die Gruͤnde der im vorigen §. angegebenen
Nahrungsfaͤhigkeit erklaͤren werden.

Im 78ſten §. ſind fuͤnf Klaſſen von Wieſen nach ihrem Ertrage angenommen
worden, und werden zu ſeiner Zeit beſtimmter unterſchieden werden. Die Wieſen
der erſten Klaſſen kommen ſelten vor. Eine gute Wieſe iſt es ſchon, die per Mor-

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[263/0307] der Futterung und des Viehſtandes. Der Klee, wenn er in ſeinem jungen Zuſtande, bei eben aufbrechender Bluͤthe gemaͤhet wird, trocknet von 100 auf 20 ein. Es hat dann aber ein ſolches Kleeheu, der Erfahrung und unſerer chemiſchen Unterſuchung nach, betraͤchtlich mehr Nah- rungsſtoff, wie das Heu der Graͤſer in ſich, und insbeſondere, wie das Kraut aller Diadelphiſten, vielen Eiweis- und Zuckerſtoff. Es ſind alſo von jungem Klee 90 Pfund 100 Pfund gewoͤhnlichem Wieſenheu gleich zu ſchaͤtzen. In demſelben Verhaͤltniſſe ſtehen jung gemaͤhete Wicken. Werden ſie aͤlter, ſo erſetzen ſie den mindern, in Blaͤttern und Stengeln enthaltenen Nahrungsſtoff durch die groͤßere Menge und durch die ſchon gebildeten Schoten und Koͤrner. Auch das Luzerne- und Eſparcette-Heu anders zu ſchaͤtzen, haben wir keine Ur- ſach. Ob dieſe Futtergewaͤchſe bei der Austrocknung gar nichts verlieren, und ob die- ſelbe Maſſe von Nahrungsſtoff in dem getrockneten Heu zuruͤckbleibe, die ſie in dem gruͤnen Zuſtande enthalten, ſcheint mir noch nicht ausgemacht. Die Verdunſtung anderer als waͤſſriger Theile iſt zwar nicht wahrſcheinlich; indeſſen kann die vorhin leicht aufloͤsbare Faſer nach der Austrocknung unaufloͤslicher werden. Es ſind alſo in der Futterung als gleich anzunehmen: §. 276. Um nun unſerm Zweck, das Verhaͤltniß des zu gewinnenden Futters und des daraus erfolgenden Miſtes auszumitteln, naͤher zu kommen, muͤſſen wir die Quan- titaͤt, die im allgemeinen Durchſchnitte, unter Vorausſetzung eines angemeſſenen Bodens und einer vollkommneren Kultur, von dieſen Futtergewaͤchſen auf einen Morgen gewonnen werden kann, hier vorlaͤufig beſtimmen, obwohl das Genauere hieruͤber erſt in der Lehre von dieſen Gewaͤchſen ſelbſt angegeben werden kann, wo wir uns dann auch ausfuͤhrlicher uͤber die Gruͤnde der im vorigen §. angegebenen Nahrungsfaͤhigkeit erklaͤren werden. Ertrag der Futterge- waͤchſe und Nahrhaftig- keit derſelben. Im 78ſten §. ſind fuͤnf Klaſſen von Wieſen nach ihrem Ertrage angenommen worden, und werden zu ſeiner Zeit beſtimmter unterſchieden werden. Die Wieſen der erſten Klaſſen kommen ſelten vor. Eine gute Wieſe iſt es ſchon, die per Mor-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/307>, abgerufen am 21.11.2024.