Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Bittererde.

Er wird als ein vorzügliches Mittel, das Reiben der Maschienen zu vermindern,
gebraucht, wozu er besser seyn soll, als Oehl und Seife, indem das Holz dabei nicht
aufschwillt, und auch das Metall vor dem Abnutzen bewahrt wird.

Von ihm hat die Bittererde den Namen Talkerde enthalten; denn er enthält
44 Prozent derselben. Das übrige ist Kiesel- und Thonerde.

Eine Abart des Talks ist der Topfstein. Er hat eine gräulich graue oder dun-
kelgrüne Farbe, und läßt sich sehr gut drehen und zu Gefäßen verarbeiten. Er bricht
in großen Massen und wird vorzüglich in der Schweiz viel gefunden.

3) Der Seifenstein. Er ist eine glatte, wie Seife, schlüpfrige Steinart,
welche sich mit dem Nagel schaben läßt, abfärbt und undurchsichtig ist. Man hat
verschiedene Arten davon: erdigen oder weichen und festen; dieser heißt auch wohl
spanische Kreide, weil man ihn ehemals aus Spanien zu uns brachte; er wird beson-
ders zum Zeichnen bei Stickereien gebraucht. Er schreibt auf Glas, und die abge-
wischten Züge kommen bei feuchter Witterung wieder zum Vorschein. Man findet
ihn in mehreren Orten Deutschlands, z. B. im Bayreuthischen.

4) Asbest. Diese Steinart besteht aus einem Gewebe von Fasern, die ent-
weder parallel neben einander liegen, oder sich durchkreuzen. Im erstern Falle und
wenn seine Fasern biegsam sind, heißt er auch wohl Amianth. Seine Farbe ist meh-
rentheils grünlich weiß oder grünlich grau. Man findet noch mehrere Arten von
ihm, welche man Federweiß, Bergfleisch, Bergleder, Bergkork u. s. w. seiner äh-
nelnden Gestalt wegen nennt. Man findet ihn häufi in Sachsen, Schlesien, Böh-
men, Ungarn, Schweden u. s. w.

Aus dem Amianth bereitet man die unverbrennliche Leinwand, das unverbrenn-
liche Papier und die unverbrennlichen Dochte, welche sonst dem Aberglauben viel
Nahrung gaben. Zur Leinwand werden die eingeweichten und ausgekämmten Fasern
über einen Flachsfaden gesponnen, dann gewebt und die Leinwand geglühet; zum
Papier werden die Fasern gestampft und der weiche Brei wie Papiermasse behandelt.

5) Meerschaum. Von diesem Material werden die beliebten Pfeifenköpfe
verfertigt. Man war sonst über den Ursprung desselben zweifelhaft, und hielt es für
ein Produkt des Meeres, woher sein Name entstanden ist. Jetzt wissen wir mit Si-
cherheit, daß er in Natolien, nicht weit von der Stadt Konie (vormals Iconinm),
bei dem Dorfe Klitschik gegraben wird. Er bricht daselbst in einer grauschiefrigen

Kalkkluft
Die Bittererde.

Er wird als ein vorzuͤgliches Mittel, das Reiben der Maſchienen zu vermindern,
gebraucht, wozu er beſſer ſeyn ſoll, als Oehl und Seife, indem das Holz dabei nicht
aufſchwillt, und auch das Metall vor dem Abnutzen bewahrt wird.

Von ihm hat die Bittererde den Namen Talkerde enthalten; denn er enthaͤlt
44 Prozent derſelben. Das uͤbrige iſt Kieſel- und Thonerde.

Eine Abart des Talks iſt der Topfſtein. Er hat eine graͤulich graue oder dun-
kelgruͤne Farbe, und laͤßt ſich ſehr gut drehen und zu Gefaͤßen verarbeiten. Er bricht
in großen Maſſen und wird vorzuͤglich in der Schweiz viel gefunden.

3) Der Seifenſtein. Er iſt eine glatte, wie Seife, ſchluͤpfrige Steinart,
welche ſich mit dem Nagel ſchaben laͤßt, abfaͤrbt und undurchſichtig iſt. Man hat
verſchiedene Arten davon: erdigen oder weichen und feſten; dieſer heißt auch wohl
ſpaniſche Kreide, weil man ihn ehemals aus Spanien zu uns brachte; er wird beſon-
ders zum Zeichnen bei Stickereien gebraucht. Er ſchreibt auf Glas, und die abge-
wiſchten Zuͤge kommen bei feuchter Witterung wieder zum Vorſchein. Man findet
ihn in mehreren Orten Deutſchlands, z. B. im Bayreuthiſchen.

4) Asbeſt. Dieſe Steinart beſteht aus einem Gewebe von Faſern, die ent-
weder parallel neben einander liegen, oder ſich durchkreuzen. Im erſtern Falle und
wenn ſeine Faſern biegſam ſind, heißt er auch wohl Amianth. Seine Farbe iſt meh-
rentheils gruͤnlich weiß oder gruͤnlich grau. Man findet noch mehrere Arten von
ihm, welche man Federweiß, Bergfleiſch, Bergleder, Bergkork u. ſ. w. ſeiner aͤh-
nelnden Geſtalt wegen nennt. Man findet ihn haͤufi in Sachſen, Schleſien, Boͤh-
men, Ungarn, Schweden u. ſ. w.

Aus dem Amianth bereitet man die unverbrennliche Leinwand, das unverbrenn-
liche Papier und die unverbrennlichen Dochte, welche ſonſt dem Aberglauben viel
Nahrung gaben. Zur Leinwand werden die eingeweichten und ausgekaͤmmten Faſern
uͤber einen Flachsfaden geſponnen, dann gewebt und die Leinwand gegluͤhet; zum
Papier werden die Faſern geſtampft und der weiche Brei wie Papiermaſſe behandelt.

5) Meerſchaum. Von dieſem Material werden die beliebten Pfeifenkoͤpfe
verfertigt. Man war ſonſt uͤber den Urſprung deſſelben zweifelhaft, und hielt es fuͤr
ein Produkt des Meeres, woher ſein Name entſtanden iſt. Jetzt wiſſen wir mit Si-
cherheit, daß er in Natolien, nicht weit von der Stadt Konie (vormals Iconinm),
bei dem Dorfe Klitſchik gegraben wird. Er bricht daſelbſt in einer grauſchiefrigen

Kalkkluft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0148" n="104"/>
            <fw place="top" type="header">Die Bittererde.</fw><lb/>
            <p>Er wird als ein vorzu&#x0364;gliches Mittel, das Reiben der Ma&#x017F;chienen zu vermindern,<lb/>
gebraucht, wozu er be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn &#x017F;oll, als Oehl und Seife, indem das Holz dabei nicht<lb/>
auf&#x017F;chwillt, und auch das Metall vor dem Abnutzen bewahrt wird.</p><lb/>
            <p>Von ihm hat die Bittererde den Namen Talkerde enthalten; denn er entha&#x0364;lt<lb/>
44 Prozent der&#x017F;elben. Das u&#x0364;brige i&#x017F;t Kie&#x017F;el- und Thonerde.</p><lb/>
            <p>Eine Abart des Talks i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Topf&#x017F;tein</hi>. Er hat eine gra&#x0364;ulich graue oder dun-<lb/>
kelgru&#x0364;ne Farbe, und la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;ehr gut drehen und zu Gefa&#x0364;ßen verarbeiten. Er bricht<lb/>
in großen Ma&#x017F;&#x017F;en und wird vorzu&#x0364;glich in der Schweiz viel gefunden.</p><lb/>
            <p>3) Der <hi rendition="#g">Seifen&#x017F;tein</hi>. Er i&#x017F;t eine glatte, wie Seife, &#x017F;chlu&#x0364;pfrige Steinart,<lb/>
welche &#x017F;ich mit dem Nagel &#x017F;chaben la&#x0364;ßt, abfa&#x0364;rbt und undurch&#x017F;ichtig i&#x017F;t. Man hat<lb/>
ver&#x017F;chiedene Arten davon: erdigen oder weichen und fe&#x017F;ten; die&#x017F;er heißt auch wohl<lb/>
&#x017F;pani&#x017F;che Kreide, weil man ihn ehemals aus Spanien zu uns brachte; er wird be&#x017F;on-<lb/>
ders zum Zeichnen bei Stickereien gebraucht. Er &#x017F;chreibt auf Glas, und die abge-<lb/>
wi&#x017F;chten Zu&#x0364;ge kommen bei feuchter Witterung wieder zum Vor&#x017F;chein. Man findet<lb/>
ihn in mehreren Orten Deut&#x017F;chlands, z. B. im Bayreuthi&#x017F;chen.</p><lb/>
            <p>4) <hi rendition="#g">Asbe&#x017F;t</hi>. Die&#x017F;e Steinart be&#x017F;teht aus einem Gewebe von Fa&#x017F;ern, die ent-<lb/>
weder parallel neben einander liegen, oder &#x017F;ich durchkreuzen. Im er&#x017F;tern Falle und<lb/>
wenn &#x017F;eine Fa&#x017F;ern bieg&#x017F;am &#x017F;ind, heißt er auch wohl Amianth. Seine Farbe i&#x017F;t meh-<lb/>
rentheils gru&#x0364;nlich weiß oder gru&#x0364;nlich grau. Man findet noch mehrere Arten von<lb/>
ihm, welche man Federweiß, Bergflei&#x017F;ch, Bergleder, Bergkork u. &#x017F;. w. &#x017F;einer a&#x0364;h-<lb/>
nelnden Ge&#x017F;talt wegen nennt. Man findet ihn ha&#x0364;ufi in Sach&#x017F;en, Schle&#x017F;ien, Bo&#x0364;h-<lb/>
men, Ungarn, Schweden u. &#x017F;. w.</p><lb/>
            <p>Aus dem Amianth bereitet man die unverbrennliche Leinwand, das unverbrenn-<lb/>
liche Papier und die unverbrennlichen Dochte, welche &#x017F;on&#x017F;t dem Aberglauben viel<lb/>
Nahrung gaben. Zur Leinwand werden die eingeweichten und ausgeka&#x0364;mmten Fa&#x017F;ern<lb/>
u&#x0364;ber einen Flachsfaden ge&#x017F;ponnen, dann gewebt und die Leinwand geglu&#x0364;het; zum<lb/>
Papier werden die Fa&#x017F;ern ge&#x017F;tampft und der weiche Brei wie Papierma&#x017F;&#x017F;e behandelt.</p><lb/>
            <p>5) <hi rendition="#g">Meer&#x017F;chaum</hi>. Von die&#x017F;em Material werden die beliebten Pfeifenko&#x0364;pfe<lb/>
verfertigt. Man war &#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;ber den Ur&#x017F;prung de&#x017F;&#x017F;elben zweifelhaft, und hielt es fu&#x0364;r<lb/>
ein Produkt des Meeres, woher &#x017F;ein Name ent&#x017F;tanden i&#x017F;t. Jetzt wi&#x017F;&#x017F;en wir mit Si-<lb/>
cherheit, daß er in Natolien, nicht weit von der Stadt Konie (vormals Iconinm),<lb/>
bei dem Dorfe Klit&#x017F;chik gegraben wird. Er bricht da&#x017F;elb&#x017F;t in einer grau&#x017F;chiefrigen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Kalkkluft</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0148] Die Bittererde. Er wird als ein vorzuͤgliches Mittel, das Reiben der Maſchienen zu vermindern, gebraucht, wozu er beſſer ſeyn ſoll, als Oehl und Seife, indem das Holz dabei nicht aufſchwillt, und auch das Metall vor dem Abnutzen bewahrt wird. Von ihm hat die Bittererde den Namen Talkerde enthalten; denn er enthaͤlt 44 Prozent derſelben. Das uͤbrige iſt Kieſel- und Thonerde. Eine Abart des Talks iſt der Topfſtein. Er hat eine graͤulich graue oder dun- kelgruͤne Farbe, und laͤßt ſich ſehr gut drehen und zu Gefaͤßen verarbeiten. Er bricht in großen Maſſen und wird vorzuͤglich in der Schweiz viel gefunden. 3) Der Seifenſtein. Er iſt eine glatte, wie Seife, ſchluͤpfrige Steinart, welche ſich mit dem Nagel ſchaben laͤßt, abfaͤrbt und undurchſichtig iſt. Man hat verſchiedene Arten davon: erdigen oder weichen und feſten; dieſer heißt auch wohl ſpaniſche Kreide, weil man ihn ehemals aus Spanien zu uns brachte; er wird beſon- ders zum Zeichnen bei Stickereien gebraucht. Er ſchreibt auf Glas, und die abge- wiſchten Zuͤge kommen bei feuchter Witterung wieder zum Vorſchein. Man findet ihn in mehreren Orten Deutſchlands, z. B. im Bayreuthiſchen. 4) Asbeſt. Dieſe Steinart beſteht aus einem Gewebe von Faſern, die ent- weder parallel neben einander liegen, oder ſich durchkreuzen. Im erſtern Falle und wenn ſeine Faſern biegſam ſind, heißt er auch wohl Amianth. Seine Farbe iſt meh- rentheils gruͤnlich weiß oder gruͤnlich grau. Man findet noch mehrere Arten von ihm, welche man Federweiß, Bergfleiſch, Bergleder, Bergkork u. ſ. w. ſeiner aͤh- nelnden Geſtalt wegen nennt. Man findet ihn haͤufi in Sachſen, Schleſien, Boͤh- men, Ungarn, Schweden u. ſ. w. Aus dem Amianth bereitet man die unverbrennliche Leinwand, das unverbrenn- liche Papier und die unverbrennlichen Dochte, welche ſonſt dem Aberglauben viel Nahrung gaben. Zur Leinwand werden die eingeweichten und ausgekaͤmmten Faſern uͤber einen Flachsfaden geſponnen, dann gewebt und die Leinwand gegluͤhet; zum Papier werden die Faſern geſtampft und der weiche Brei wie Papiermaſſe behandelt. 5) Meerſchaum. Von dieſem Material werden die beliebten Pfeifenkoͤpfe verfertigt. Man war ſonſt uͤber den Urſprung deſſelben zweifelhaft, und hielt es fuͤr ein Produkt des Meeres, woher ſein Name entſtanden iſt. Jetzt wiſſen wir mit Si- cherheit, daß er in Natolien, nicht weit von der Stadt Konie (vormals Iconinm), bei dem Dorfe Klitſchik gegraben wird. Er bricht daſelbſt in einer grauſchiefrigen Kalkkluft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/148
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/148>, abgerufen am 21.11.2024.