Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.Die Bodenarten. kennt, aber noch frei davon ist, wendet man daher die größte Sorgfalt an, um sichdagegen zu schützen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus solchen Ortschaften, wo man daran leidet, herkommen, so sorgt man dafür, daß der Mist gleich ver- brannt werde, den sie fallen lassen; und Stroh oder Heu aus solchen Orten nimmt man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhüten, werden Feldbe- sichtigungen gehalten, und für jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet, muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden. Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, so ist dessen Zerstörung äußerst Eben so nachtheilig, aber doch leichter zu überwinden, ist der wilde-, Flug-, Die Bodenarten. kennt, aber noch frei davon iſt, wendet man daher die groͤßte Sorgfalt an, um ſichdagegen zu ſchuͤtzen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus ſolchen Ortſchaften, wo man daran leidet, herkommen, ſo ſorgt man dafuͤr, daß der Miſt gleich ver- brannt werde, den ſie fallen laſſen; und Stroh oder Heu aus ſolchen Orten nimmt man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhuͤten, werden Feldbe- ſichtigungen gehalten, und fuͤr jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet, muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden. Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, ſo iſt deſſen Zerſtoͤrung aͤußerſt Eben ſo nachtheilig, aber doch leichter zu uͤberwinden, iſt der wilde-, Flug-, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0212" n="164"/><fw place="top" type="header">Die Bodenarten.</fw><lb/> kennt, aber noch frei davon iſt, wendet man daher die groͤßte Sorgfalt an, um ſich<lb/> dagegen zu ſchuͤtzen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus ſolchen Ortſchaften,<lb/> wo man daran leidet, herkommen, ſo ſorgt man dafuͤr, daß der Miſt gleich ver-<lb/> brannt werde, den ſie fallen laſſen; und Stroh oder Heu aus ſolchen Orten nimmt<lb/> man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhuͤten, werden Feldbe-<lb/> ſichtigungen gehalten, und fuͤr jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet,<lb/> muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden.</p><lb/> <p>Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, ſo iſt deſſen Zerſtoͤrung aͤußerſt<lb/> ſchwierig, beſonders in gemengten Feldmarken, und immer mit betraͤchtlichen Auf-<lb/> opferungen verbunden; jedoch auch nicht ſo unmoͤglich, als manche ſie gehalten ha-<lb/> ben. Haͤufig wiederholtes Pfluͤgen und Eggen im Sommer, wodurch immer eine<lb/> neue Erdlage an die Luft gebracht wird, zerſtoͤrt eine große Menge Samen bald nach<lb/> der Keimung; jedoch reicht ein Sommer nicht hin, wenn auch alle drei Wochen ge-<lb/> pfluͤgt wird. Es darf zwiſchen zwei Brachen keine Soͤmmerung geſaͤet und kein<lb/> Gewaͤchs gebaut werden, wozwiſchen dieſe gelbe Wucherblume aufkommen kann,<lb/> ohne dieſes ſorgfaͤltig zu jaͤten. Mit gehoͤriger Anſtrengung gelangt man doch dahin,<lb/> wie zwei in den Annalen der Niederſaͤchſiſchen Landwirthſchaft, Bd. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 320,<lb/> und Bd. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 129 beſchriebene Beiſpiele beweiſen. Nach der Schwierigkeit<lb/> ihrer Vertilgung laͤßt ſich der verminderte Werth des Bodens, worin ſie eingeſamt<lb/> iſt, leicht beurtheilen.</p><lb/> <p>Eben ſo nachtheilig, aber doch leichter zu uͤberwinden, iſt der <hi rendition="#g">wilde-, Flug-,<lb/> Wind-</hi> oder <hi rendition="#g">Taubhafer</hi> (<hi rendition="#aq">Avena fatua</hi>); eigentlich auch ein Sommergewaͤchs,<lb/> welches aber doch unter dem Wintergetreide haͤufig aufkommt. Da der Samen in<lb/> der tieferen Lage nicht ſo leicht, ohne zu keimen, erhalten wird, ſondern hervortreibt,<lb/> ſo kann man einen Acker in einem Jahre ziemlich davon befreien, wenn man die<lb/> Saat, worunter er ſich befindet, ſobald er aufbluͤhet, abmaͤhet und verfuttert oder<lb/> zu Heu macht, wozu er ſich vortrefflich ſchickt. Laͤßt man ihn ſtehen, ſo reift er ſehr<lb/> ſchnell, und verſtreut ſeinen Samen, bevor das uͤbrige Getreide abgeerntet wird.<lb/> Weil ſein Samen vom Winde ſo leicht beweglich iſt, ja ſogar von ſelbſt fortkriecht,<lb/> indem naͤmlich ſeine ſtarke Grannen ſich bei abwechſelnder Feuchtigkeit ausdehnen und<lb/> zuſammenziehen, ſo daß man ſich deſſelben ſogar als Hygrometers bedient hat, ſo<lb/> kann man ihn von dem benachbarten Felde ſehr leicht erhalten, wenn man voͤllig frei<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0212]
Die Bodenarten.
kennt, aber noch frei davon iſt, wendet man daher die groͤßte Sorgfalt an, um ſich
dagegen zu ſchuͤtzen. Wenn Pferde oder anderes Vieh aus ſolchen Ortſchaften,
wo man daran leidet, herkommen, ſo ſorgt man dafuͤr, daß der Miſt gleich ver-
brannt werde, den ſie fallen laſſen; und Stroh oder Heu aus ſolchen Orten nimmt
man durchaus nicht. Um die anfangende Verbreitung zu verhuͤten, werden Feldbe-
ſichtigungen gehalten, und fuͤr jede Wucherblume, die man auf dem Felde findet,
muß 1 bis 2 Gr. Strafe erlegt werden.
Hat es im Acker einmal Ueberhand genommen, ſo iſt deſſen Zerſtoͤrung aͤußerſt
ſchwierig, beſonders in gemengten Feldmarken, und immer mit betraͤchtlichen Auf-
opferungen verbunden; jedoch auch nicht ſo unmoͤglich, als manche ſie gehalten ha-
ben. Haͤufig wiederholtes Pfluͤgen und Eggen im Sommer, wodurch immer eine
neue Erdlage an die Luft gebracht wird, zerſtoͤrt eine große Menge Samen bald nach
der Keimung; jedoch reicht ein Sommer nicht hin, wenn auch alle drei Wochen ge-
pfluͤgt wird. Es darf zwiſchen zwei Brachen keine Soͤmmerung geſaͤet und kein
Gewaͤchs gebaut werden, wozwiſchen dieſe gelbe Wucherblume aufkommen kann,
ohne dieſes ſorgfaͤltig zu jaͤten. Mit gehoͤriger Anſtrengung gelangt man doch dahin,
wie zwei in den Annalen der Niederſaͤchſiſchen Landwirthſchaft, Bd. III. S. 320,
und Bd. IV. S. 129 beſchriebene Beiſpiele beweiſen. Nach der Schwierigkeit
ihrer Vertilgung laͤßt ſich der verminderte Werth des Bodens, worin ſie eingeſamt
iſt, leicht beurtheilen.
Eben ſo nachtheilig, aber doch leichter zu uͤberwinden, iſt der wilde-, Flug-,
Wind- oder Taubhafer (Avena fatua); eigentlich auch ein Sommergewaͤchs,
welches aber doch unter dem Wintergetreide haͤufig aufkommt. Da der Samen in
der tieferen Lage nicht ſo leicht, ohne zu keimen, erhalten wird, ſondern hervortreibt,
ſo kann man einen Acker in einem Jahre ziemlich davon befreien, wenn man die
Saat, worunter er ſich befindet, ſobald er aufbluͤhet, abmaͤhet und verfuttert oder
zu Heu macht, wozu er ſich vortrefflich ſchickt. Laͤßt man ihn ſtehen, ſo reift er ſehr
ſchnell, und verſtreut ſeinen Samen, bevor das uͤbrige Getreide abgeerntet wird.
Weil ſein Samen vom Winde ſo leicht beweglich iſt, ja ſogar von ſelbſt fortkriecht,
indem naͤmlich ſeine ſtarke Grannen ſich bei abwechſelnder Feuchtigkeit ausdehnen und
zuſammenziehen, ſo daß man ſich deſſelben ſogar als Hygrometers bedient hat, ſo
kann man ihn von dem benachbarten Felde ſehr leicht erhalten, wenn man voͤllig frei
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