Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.Aufzucht des Rindviehes. herunter, die sie bei dem Kalben so nothwendig braucht, und vermindert danndie Milcherzengung. Es ist vielmehr sehr rathsam, der Kuh gegen ihre Ent- bindungszeit kräftige und leicht verdauliche Nahrungsmittel in kleinem Volu- men zu reichen, z. B. Schroottrank, Oelkuchentrank, Rockensauerteig in Was- ser aufgelöst; einige rühmen besonders gekochte Linsen. Dergleichen Getränke sind hauptsächlich zur Beförderung einer starken Milchabsonderung durch Auf- reizung der Milchgefäße jetzt und in den ersten Tagen nach der Geburt sehr nützlich, und weil man ihnen dabei weniger hartes und aufblähendes Futter geben darf. §. 16. Geburt.Die Zeichen der herannahenden Geburt sind folgende: der Euter strotzt Die Vorderfüße, auf welchen der Kopf liegt, kommen zuerst zum Vor- Man legt das Kalb, wenn es en der Mutter saugen soll, der Kuh so Die Nachgeburt und der häutige mit Wasser gefüllte Beutel, in welchem Aufzucht des Rindviehes. herunter, die ſie bei dem Kalben ſo nothwendig braucht, und vermindert danndie Milcherzengung. Es iſt vielmehr ſehr rathſam, der Kuh gegen ihre Ent- bindungszeit kraͤftige und leicht verdauliche Nahrungsmittel in kleinem Volu- men zu reichen, z. B. Schroottrank, Oelkuchentrank, Rockenſauerteig in Waſ- ſer aufgeloͤſt; einige ruͤhmen beſonders gekochte Linſen. Dergleichen Getraͤnke ſind hauptſaͤchlich zur Befoͤrderung einer ſtarken Milchabſonderung durch Auf- reizung der Milchgefaͤße jetzt und in den erſten Tagen nach der Geburt ſehr nuͤtzlich, und weil man ihnen dabei weniger hartes und aufblaͤhendes Futter geben darf. §. 16. Geburt.Die Zeichen der herannahenden Geburt ſind folgende: der Euter ſtrotzt Die Vorderfuͤße, auf welchen der Kopf liegt, kommen zuerſt zum Vor- Man legt das Kalb, wenn es en der Mutter ſaugen ſoll, der Kuh ſo Die Nachgeburt und der haͤutige mit Waſſer gefuͤllte Beutel, in welchem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0334" n="310"/><fw place="top" type="header">Aufzucht des Rindviehes.</fw><lb/> herunter, die ſie bei dem Kalben ſo nothwendig braucht, und vermindert dann<lb/> die Milcherzengung. Es iſt vielmehr ſehr rathſam, der Kuh gegen ihre Ent-<lb/> bindungszeit kraͤftige und leicht verdauliche Nahrungsmittel in kleinem Volu-<lb/> men zu reichen, z. B. Schroottrank, Oelkuchentrank, Rockenſauerteig in Waſ-<lb/> ſer aufgeloͤſt; einige ruͤhmen beſonders gekochte Linſen. Dergleichen Getraͤnke<lb/> ſind hauptſaͤchlich zur Befoͤrderung einer ſtarken Milchabſonderung durch Auf-<lb/> reizung der Milchgefaͤße jetzt und in den erſten Tagen nach der Geburt ſehr<lb/> nuͤtzlich, und weil man ihnen dabei weniger hartes und aufblaͤhendes Futter<lb/> geben darf.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 16.</head><lb/> <p><note place="left">Geburt.</note>Die Zeichen der herannahenden Geburt ſind folgende: der Euter ſtrotzt<lb/> und enthaͤlt Milch, die Geburtstheile ſchwellen an, es entſtehen oben zu bei-<lb/> den Seiten des Schwanzes zwei Gruͤbchen, die immer tiefer werden, und beim<lb/> Beruͤhren ſehr nachgeben, die Kuh wird unruhig, legt ſich bald nieder, ſteht<lb/> bald wieder auf, ſieht ſich oͤfters nach dem Hinterleibe um, und bloͤkt dazwiſchen.<lb/> Man giebt ihr nun ſtaͤrkere Streu, damit das Kalb nicht beſchaͤdigt werde,<lb/> und behaͤlt ſie einigermaßen im Auge; uͤberlaͤßt es uͤbrigens ganz der Natur.<lb/> Manche Kuͤhe bringen das Kalb im Liegen, manche im Stehen zur Welt.</p><lb/> <p>Die Vorderfuͤße, auf welchen der Kopf liegt, kommen zuerſt zum Vor-<lb/> ſchein, und der ganze Koͤrper folgt, durch die Wehen der Mutter fortgedruͤckt,<lb/> bald nach; doch iſt es nicht, wie bei vielen andren Thieren, der Kopf, ſon-<lb/> dern hauptſaͤchlich die Bruſt, welche am ſchwerſten hervordringt. Die Nabel-<lb/> ſchnur reißt von ſelbſt ab; wo nicht, kann man ſie einen guten Zoll vom Bauch<lb/> abbinden, und dann einen Zoll tiefer abſchneiden.</p><lb/> <p>Man legt das Kalb, wenn es en der Mutter ſaugen ſoll, der Kuh ſo<lb/> vor, daß ſie es belecken kann; ſoll aber das Kalb aufgetraͤnkt werden, ſo wird<lb/> es gleich weggetragen, und an ſeinen Ort gelegt.</p><lb/> <p>Die Nachgeburt und der haͤutige mit Waſſer gefuͤllte Beutel, in welchem<lb/> das Kalb im Leibe lag, geht mehrentheils von ſelbſt ab, und man hat dabei<lb/> nichts anderes zu thun, als der Kuh eine kraͤftige Nahrung, Schroottrank und<lb/> dergl. zu geben.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [310/0334]
Aufzucht des Rindviehes.
herunter, die ſie bei dem Kalben ſo nothwendig braucht, und vermindert dann
die Milcherzengung. Es iſt vielmehr ſehr rathſam, der Kuh gegen ihre Ent-
bindungszeit kraͤftige und leicht verdauliche Nahrungsmittel in kleinem Volu-
men zu reichen, z. B. Schroottrank, Oelkuchentrank, Rockenſauerteig in Waſ-
ſer aufgeloͤſt; einige ruͤhmen beſonders gekochte Linſen. Dergleichen Getraͤnke
ſind hauptſaͤchlich zur Befoͤrderung einer ſtarken Milchabſonderung durch Auf-
reizung der Milchgefaͤße jetzt und in den erſten Tagen nach der Geburt ſehr
nuͤtzlich, und weil man ihnen dabei weniger hartes und aufblaͤhendes Futter
geben darf.
§. 16.
Die Zeichen der herannahenden Geburt ſind folgende: der Euter ſtrotzt
und enthaͤlt Milch, die Geburtstheile ſchwellen an, es entſtehen oben zu bei-
den Seiten des Schwanzes zwei Gruͤbchen, die immer tiefer werden, und beim
Beruͤhren ſehr nachgeben, die Kuh wird unruhig, legt ſich bald nieder, ſteht
bald wieder auf, ſieht ſich oͤfters nach dem Hinterleibe um, und bloͤkt dazwiſchen.
Man giebt ihr nun ſtaͤrkere Streu, damit das Kalb nicht beſchaͤdigt werde,
und behaͤlt ſie einigermaßen im Auge; uͤberlaͤßt es uͤbrigens ganz der Natur.
Manche Kuͤhe bringen das Kalb im Liegen, manche im Stehen zur Welt.
Geburt.
Die Vorderfuͤße, auf welchen der Kopf liegt, kommen zuerſt zum Vor-
ſchein, und der ganze Koͤrper folgt, durch die Wehen der Mutter fortgedruͤckt,
bald nach; doch iſt es nicht, wie bei vielen andren Thieren, der Kopf, ſon-
dern hauptſaͤchlich die Bruſt, welche am ſchwerſten hervordringt. Die Nabel-
ſchnur reißt von ſelbſt ab; wo nicht, kann man ſie einen guten Zoll vom Bauch
abbinden, und dann einen Zoll tiefer abſchneiden.
Man legt das Kalb, wenn es en der Mutter ſaugen ſoll, der Kuh ſo
vor, daß ſie es belecken kann; ſoll aber das Kalb aufgetraͤnkt werden, ſo wird
es gleich weggetragen, und an ſeinen Ort gelegt.
Die Nachgeburt und der haͤutige mit Waſſer gefuͤllte Beutel, in welchem
das Kalb im Leibe lag, geht mehrentheils von ſelbſt ab, und man hat dabei
nichts anderes zu thun, als der Kuh eine kraͤftige Nahrung, Schroottrank und
dergl. zu geben.
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