Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben
Stock und bezeichnete damit seinem Schüler meh-
rere Stellen. Dabei stammelte er mühsam fol-
gende Worte: "Zu dunkel .... zu hell ....
das Licht nicht gehörig verschmolzen ..
... die Schattirung ist zu unrein .....
doch ..... der Kopf des Leonidas ist
gut.
" Der Stock entfiel seinen Händen und
sein Haupt neigte sich auf die Brust. Sein
letzter Blick war auf sein Meisterstück gerichtet,
sein letzter Gedanke die Kunst, und sein letzter
Seufzer für sein Vaterland.

Er starb den 29sten December 1825, um
10 Uhr Morgens, umgeben von seinen Kindern,
seinem Schüler Michael Stapleaux, seinen Aerz-
ten und allen seinen Hausgenossen.

Herrn Stapleaux schenkte er seinen Glie-
dermann und eine Zeichnung, welche "die
Schändung Lucretiens durch den letz-
ten der Tarquinier
" darstellt. Er hatte sie
während seiner Krankheit wenige Tage vor sei-
nem Tode angefertigt. Es ist sein letztes Werk.
Jn seinem Testament hat er zum lebenslängli-
chen Unterhalt seiner Bedienten eine hinlängliche
Summe bestimmt. Er wurde in Gegenwart

Leben
Stock und bezeichnete damit ſeinem Schuͤler meh-
rere Stellen. Dabei ſtammelte er muͤhſam fol-
gende Worte: „Zu dunkel .... zu hell ....
das Licht nicht gehoͤrig verſchmolzen ..
... die Schattirung iſt zu unrein .....
doch ..... der Kopf des Leonidas iſt
gut.
“ Der Stock entfiel ſeinen Haͤnden und
ſein Haupt neigte ſich auf die Bruſt. Sein
letzter Blick war auf ſein Meiſterſtuͤck gerichtet,
ſein letzter Gedanke die Kunſt, und ſein letzter
Seufzer fuͤr ſein Vaterland.

Er ſtarb den 29ſten December 1825, um
10 Uhr Morgens, umgeben von ſeinen Kindern,
ſeinem Schuͤler Michael Stapleaux, ſeinen Aerz-
ten und allen ſeinen Hausgenoſſen.

Herrn Stapleaux ſchenkte er ſeinen Glie-
dermann und eine Zeichnung, welche „die
Schaͤndung Lucretiens durch den letz-
ten der Tarquinier
“ darſtellt. Er hatte ſie
waͤhrend ſeiner Krankheit wenige Tage vor ſei-
nem Tode angefertigt. Es iſt ſein letztes Werk.
Jn ſeinem Teſtament hat er zum lebenslaͤngli-
chen Unterhalt ſeiner Bedienten eine hinlaͤngliche
Summe beſtimmt. Er wurde in Gegenwart

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0182" n="168"/><fw place="top" type="header">Leben</fw><lb/>
Stock und bezeichnete damit &#x017F;einem Schu&#x0364;ler meh-<lb/>
rere Stellen. Dabei &#x017F;tammelte er mu&#x0364;h&#x017F;am fol-<lb/>
gende Worte: &#x201E;<hi rendition="#g">Zu dunkel .... zu hell ....<lb/>
das Licht nicht geho&#x0364;rig ver&#x017F;chmolzen ..<lb/>
... die Schattirung i&#x017F;t zu unrein .....<lb/>
doch ..... der Kopf des Leonidas i&#x017F;t<lb/>
gut.</hi>&#x201C; Der Stock entfiel &#x017F;einen Ha&#x0364;nden und<lb/>
&#x017F;ein Haupt neigte &#x017F;ich auf die Bru&#x017F;t. Sein<lb/>
letzter Blick war auf &#x017F;ein Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck gerichtet,<lb/>
&#x017F;ein letzter Gedanke die Kun&#x017F;t, und &#x017F;ein letzter<lb/>
Seufzer fu&#x0364;r &#x017F;ein Vaterland.</p><lb/>
        <p>Er &#x017F;tarb den 29&#x017F;ten December 1825, um<lb/>
10 Uhr Morgens, umgeben von &#x017F;einen Kindern,<lb/>
&#x017F;einem Schu&#x0364;ler Michael Stapleaux, &#x017F;einen Aerz-<lb/>
ten und allen &#x017F;einen Hausgeno&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Herrn Stapleaux &#x017F;chenkte er &#x017F;einen Glie-<lb/>
dermann und eine Zeichnung, welche &#x201E;<hi rendition="#g">die<lb/>
Scha&#x0364;ndung Lucretiens durch den letz-<lb/>
ten der Tarquinier</hi>&#x201C; dar&#x017F;tellt. Er hatte &#x017F;ie<lb/>
wa&#x0364;hrend &#x017F;einer Krankheit wenige Tage vor &#x017F;ei-<lb/>
nem Tode angefertigt. Es i&#x017F;t &#x017F;ein letztes Werk.<lb/>
Jn &#x017F;einem Te&#x017F;tament hat er zum lebensla&#x0364;ngli-<lb/>
chen Unterhalt &#x017F;einer Bedienten eine hinla&#x0364;ngliche<lb/>
Summe be&#x017F;timmt. Er wurde in Gegenwart<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0182] Leben Stock und bezeichnete damit ſeinem Schuͤler meh- rere Stellen. Dabei ſtammelte er muͤhſam fol- gende Worte: „Zu dunkel .... zu hell .... das Licht nicht gehoͤrig verſchmolzen .. ... die Schattirung iſt zu unrein ..... doch ..... der Kopf des Leonidas iſt gut.“ Der Stock entfiel ſeinen Haͤnden und ſein Haupt neigte ſich auf die Bruſt. Sein letzter Blick war auf ſein Meiſterſtuͤck gerichtet, ſein letzter Gedanke die Kunſt, und ſein letzter Seufzer fuͤr ſein Vaterland. Er ſtarb den 29ſten December 1825, um 10 Uhr Morgens, umgeben von ſeinen Kindern, ſeinem Schuͤler Michael Stapleaux, ſeinen Aerz- ten und allen ſeinen Hausgenoſſen. Herrn Stapleaux ſchenkte er ſeinen Glie- dermann und eine Zeichnung, welche „die Schaͤndung Lucretiens durch den letz- ten der Tarquinier“ darſtellt. Er hatte ſie waͤhrend ſeiner Krankheit wenige Tage vor ſei- nem Tode angefertigt. Es iſt ſein letztes Werk. Jn ſeinem Teſtament hat er zum lebenslaͤngli- chen Unterhalt ſeiner Bedienten eine hinlaͤngliche Summe beſtimmt. Er wurde in Gegenwart

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/182
Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/182>, abgerufen am 24.11.2024.