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Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827.

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Leben
ser stolze Trojaner seinen Pallast und die Mau-
ern Jlions verläßt, um zum Kampfe gegen die
Griechen auszuziehen. Er steht in voller Rü-
stung aufrecht da, den Schutz Jupiters und sei-
ner Hausgötter für seinen Sohn und seine Ge-
mahlin anflehend. Andromache stützt sich in tie-
fen Schmerz versenkt auf den Helden. Jhr
Kummer drückt sich auf dem Gesicht aus, wel-
ches sich an Hectors Brust lehnt. Das Antlitz
des Kriegers verkündet den innern Sturm seiner
Seele und den heftigsten Kampf zwischen seiner
Liebe und der Pflicht.

David wurde einstimmig von der Academie
aufgenommen.

Als er diese neue Würde empfangen, hielt
er es zu seiner völligen Ausbildung für nöthig,
noch einmal nach Rom zu gehen, und dort die
Meisterstücke, welche etwa seiner Aufmerksamkeit
während seines ersten Aufenthalts entgangen,
und die er jetzt mehr zu würdigen im Stande
war, zu studiren. Ein wichtiges Hinderniß
setzte sich der Ausführung dieses Vorhabens in
den Weg, nämlich der damit verbundene Kosten-
aufwand. Oft hatte er gegen Pecoul von die-
sem Wunsche etwas verlauten lassen. Dieser

Leben
ſer ſtolze Trojaner ſeinen Pallaſt und die Mau-
ern Jlions verlaͤßt, um zum Kampfe gegen die
Griechen auszuziehen. Er ſteht in voller Ruͤ-
ſtung aufrecht da, den Schutz Jupiters und ſei-
ner Hausgoͤtter fuͤr ſeinen Sohn und ſeine Ge-
mahlin anflehend. Andromache ſtuͤtzt ſich in tie-
fen Schmerz verſenkt auf den Helden. Jhr
Kummer druͤckt ſich auf dem Geſicht aus, wel-
ches ſich an Hectors Bruſt lehnt. Das Antlitz
des Kriegers verkuͤndet den innern Sturm ſeiner
Seele und den heftigſten Kampf zwiſchen ſeiner
Liebe und der Pflicht.

David wurde einſtimmig von der Academie
aufgenommen.

Als er dieſe neue Wuͤrde empfangen, hielt
er es zu ſeiner voͤlligen Ausbildung fuͤr noͤthig,
noch einmal nach Rom zu gehen, und dort die
Meiſterſtuͤcke, welche etwa ſeiner Aufmerkſamkeit
waͤhrend ſeines erſten Aufenthalts entgangen,
und die er jetzt mehr zu wuͤrdigen im Stande
war, zu ſtudiren. Ein wichtiges Hinderniß
ſetzte ſich der Ausfuͤhrung dieſes Vorhabens in
den Weg, naͤmlich der damit verbundene Koſten-
aufwand. Oft hatte er gegen Pecoul von die-
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[26/0040] Leben ſer ſtolze Trojaner ſeinen Pallaſt und die Mau- ern Jlions verlaͤßt, um zum Kampfe gegen die Griechen auszuziehen. Er ſteht in voller Ruͤ- ſtung aufrecht da, den Schutz Jupiters und ſei- ner Hausgoͤtter fuͤr ſeinen Sohn und ſeine Ge- mahlin anflehend. Andromache ſtuͤtzt ſich in tie- fen Schmerz verſenkt auf den Helden. Jhr Kummer druͤckt ſich auf dem Geſicht aus, wel- ches ſich an Hectors Bruſt lehnt. Das Antlitz des Kriegers verkuͤndet den innern Sturm ſeiner Seele und den heftigſten Kampf zwiſchen ſeiner Liebe und der Pflicht. David wurde einſtimmig von der Academie aufgenommen. Als er dieſe neue Wuͤrde empfangen, hielt er es zu ſeiner voͤlligen Ausbildung fuͤr noͤthig, noch einmal nach Rom zu gehen, und dort die Meiſterſtuͤcke, welche etwa ſeiner Aufmerkſamkeit waͤhrend ſeines erſten Aufenthalts entgangen, und die er jetzt mehr zu wuͤrdigen im Stande war, zu ſtudiren. Ein wichtiges Hinderniß ſetzte ſich der Ausfuͤhrung dieſes Vorhabens in den Weg, naͤmlich der damit verbundene Koſten- aufwand. Oft hatte er gegen Pecoul von die- ſem Wunſche etwas verlauten laſſen. Dieſer

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Zitationshilfe: Thomé de Gamond, Louis-Joseph-Aimé: Leben Davids, ersten Malers Napoleons. Übers. v. E. S. Leipzig u. a., 1827, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thiers_david_1827/40>, abgerufen am 21.11.2024.