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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 3. H. wie die Gemüths Neig.

35. Es erhellet aber zugleich aus dem/ was
wir bishero gesagt/ daß der Wille allemahl von
dem bösen oder unangenehmen/ das er leidet/ sich
zu dem angenehmen das er noch nicht hat/ keh-
ret/ oder von dem angenehmen das er geniesset/
sich zu dem unangenehmen wendet das er fürch-
tet/
selbiges abzuhalten/ daß er es nicht überkom-
me/ worinnen auch die alten Philosophi eins sind.
Woraus aber folget/ daß alle Gemüthsnei-
gungen auf ein zukünfftiges übel oder Gut ih-
ren Zweck richten/
nicht aber auff ein gegen-
wärtiges oder vergangenes.

36. Welches auch daraus abzusehen ist/ weil
die Affecten Bewegungen sind; sintemahl alle
Bewegungen zu etwas sich wenden/ das sie
noch nicht haben/
und also für zukünfftig oder
abwesend zu achten/ ob wohl die gegenwärtigen
Dinge und derselben Empfindungen die Bewe-
gung erwecken
und verursachen.

37. Hieraus aber ist offenbahr/ daß der
Schmertz
und die Lust von denen Peripateticis
zwar gar recht davor ausgegeben werden/ daß sie
die Affecten begleiten/ und mit ihnen vergesellschaff-
tet sind; u] aber von etlichen derselben/ x] so
wohl auch von denen Stoickern/ y] und den Nach-
folgern des Epicuri z] ohne Grund zu gewissen
Arten der Gemüthsneigungen gemacht wer-

den
u] cap. 2. §. 10.
x] d. c. 2. n. 14. ab init. p. 45.
y] d. c. 2. n. 18.
z] d. c. 2. n. 27. 28.
Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig.

35. Es erhellet aber zugleich aus dem/ was
wir bishero geſagt/ daß der Wille allemahl von
dem boͤſen oder unangenehmen/ das er leidet/ ſich
zu dem angenehmen das er noch nicht hat/ keh-
ret/ oder von dem angenehmen das er genieſſet/
ſich zu dem unangenehmen wendet das er fuͤrch-
tet/
ſelbiges abzuhalten/ daß er es nicht uͤberkom-
me/ worinnen auch die alten Philoſophi eins ſind.
Woraus aber folget/ daß alle Gemuͤthsnei-
gungen auf ein zukuͤnfftiges uͤbel oder Gut ih-
ren Zweck richten/
nicht aber auff ein gegen-
waͤrtiges oder vergangenes.

36. Welches auch daraus abzuſehen iſt/ weil
die Affecten Bewegungen ſind; ſintemahl alle
Bewegungen zu etwas ſich wenden/ das ſie
noch nicht haben/
und alſo fuͤr zukuͤnfftig oder
abweſend zu achten/ ob wohl die gegenwaͤrtigen
Dinge und derſelben Empfindungen die Bewe-
gung erwecken
und verurſachen.

37. Hieraus aber iſt offenbahr/ daß der
Schmertz
und die Luſt von denen Peripateticis
zwar gar recht davor ausgegeben werden/ daß ſie
die Affecten begleiten/ und mit ihnen vergeſellſchaff-
tet ſind; u] aber von etlichen derſelben/ x] ſo
wohl auch von denen Stoickern/ y] und den Nach-
folgern des Epicuri z] ohne Grund zu gewiſſen
Arten der Gemuͤthsneigungen gemacht wer-

den
u] cap. 2. §. 10.
x] d. c. 2. n. 14. ab init. p. 45.
y] d. c. 2. n. 18.
z] d. c. 2. n. 27. 28.
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[68/0100] Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig. 35. Es erhellet aber zugleich aus dem/ was wir bishero geſagt/ daß der Wille allemahl von dem boͤſen oder unangenehmen/ das er leidet/ ſich zu dem angenehmen das er noch nicht hat/ keh- ret/ oder von dem angenehmen das er genieſſet/ ſich zu dem unangenehmen wendet das er fuͤrch- tet/ ſelbiges abzuhalten/ daß er es nicht uͤberkom- me/ worinnen auch die alten Philoſophi eins ſind. Woraus aber folget/ daß alle Gemuͤthsnei- gungen auf ein zukuͤnfftiges uͤbel oder Gut ih- ren Zweck richten/ nicht aber auff ein gegen- waͤrtiges oder vergangenes. 36. Welches auch daraus abzuſehen iſt/ weil die Affecten Bewegungen ſind; ſintemahl alle Bewegungen zu etwas ſich wenden/ das ſie noch nicht haben/ und alſo fuͤr zukuͤnfftig oder abweſend zu achten/ ob wohl die gegenwaͤrtigen Dinge und derſelben Empfindungen die Bewe- gung erwecken und verurſachen. 37. Hieraus aber iſt offenbahr/ daß der Schmertz und die Luſt von denen Peripateticis zwar gar recht davor ausgegeben werden/ daß ſie die Affecten begleiten/ und mit ihnen vergeſellſchaff- tet ſind; u] aber von etlichen derſelben/ x] ſo wohl auch von denen Stoickern/ y] und den Nach- folgern des Epicuri z] ohne Grund zu gewiſſen Arten der Gemuͤthsneigungen gemacht wer- den u] cap. 2. §. 10. x] d. c. 2. n. 14. ab init. p. 45. y] d. c. 2. n. 18. z] d. c. 2. n. 27. 28.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/100>, abgerufen am 18.12.2024.