Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.eigentlich beschrieben werden müssen. warhafftiges guth Genommen werde/ dem Ver-stande des Menschen auff den Halß zu schieben trachtet. Denn ob wir wol nicht läugnen/ daß der Verstand/ wenn er einmahl von dem Willen ver- derbet worden/ nicht den Willen wiederumb an- treiben/ und weiter hinein führen solle; So haben wir doch allbereit oben r] dargethan/ daß der Ver- stand ursprünglich von dem Willen verderbet werde/ und daß der Wille ja so wohl seine eigene Vorurtheile habe als der Verstand des Menschen. 33. Weil wir aber auch im vorhergehenden 34. Und ist dannenhero leicht zu verstehen/ 35. Es r] cap. 1. n 25. sq. s] vid. cap. 1. n. 40. t] vid. Einlei- tung zur Sittenlehre cap. 1. F 4
eigentlich beſchrieben werden muͤſſen. warhafftiges guth Genommen werde/ dem Ver-ſtande des Menſchen auff den Halß zu ſchieben trachtet. Denn ob wir wol nicht laͤugnen/ daß der Verſtand/ wenn er einmahl von dem Willen ver- derbet worden/ nicht den Willen wiederumb an- treiben/ und weiter hinein fuͤhren ſolle; So haben wir doch allbereit oben r] dargethan/ daß der Ver- ſtand urſpruͤnglich von dem Willen verderbet werde/ und daß der Wille ja ſo wohl ſeine eigene Vorurtheile habe als der Verſtand des Menſchen. 33. Weil wir aber auch im vorhergehenden 34. Und iſt dannenhero leicht zu verſtehen/ 35. Es r] cap. 1. n 25. ſq. s] vid. cap. 1. n. 40. t] vid. Einlei- tung zur Sittenlehre cap. 1. F 4
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eigentlich beſchrieben werden muͤſſen.
warhafftiges guth Genommen werde/ dem Ver-
ſtande des Menſchen auff den Halß zu ſchieben
trachtet. Denn ob wir wol nicht laͤugnen/ daß der
Verſtand/ wenn er einmahl von dem Willen ver-
derbet worden/ nicht den Willen wiederumb an-
treiben/ und weiter hinein fuͤhren ſolle; So haben
wir doch allbereit oben r] dargethan/ daß der Ver-
ſtand urſpruͤnglich von dem Willen verderbet
werde/ und daß der Wille ja ſo wohl ſeine eigene
Vorurtheile habe als der Verſtand des Menſchen.
33. Weil wir aber auch im vorhergehenden
gelehret/ s] daß bey der vernuͤnfftigen Liebe der
Wille allemahl auf das jenige/ was der Ver-
ſtand zuvorhero reifflich erwogen/ und fuͤr
ein warhafftiges Guth erkennet/ ſich zu
lencken pflege/ und dannenhero in Beſchreibung
des Affects uͤberhaupt ſo wohl auff die vernuͤnffti-
ge/ als unvernuͤnfftige Liebe reflectiret werden
muß; So hoffen wir gleichergeſtalt/ daß die
Worte derer wir uns bedienet/ alſo beſchaffen
ſeyn/ daß ſie auf beyderley Liebe appliciret werden
moͤgen.
34. Und iſt dannenhero leicht zu verſtehen/
daß allhier das gute und boͤſe in einem ſo weiten
Verſtande genommen werde/ daß alle Arten des
guten/ die wir in dem erſten Theil t] erzehlet ha-
ben/ auch die unvollkommeneren darunter be-
griffen werden.
35. Es
r] cap. 1. n 25. ſq.
s] vid. cap. 1. n. 40.
t] vid. Einlei-
tung zur Sittenlehre cap. 1.
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