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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 3. H. wie die Gemüths Neig.
wissen Punct abgemessen werden kan; so muß
doch ohne allen Zweiffel diejenige Gemüths-Be-
wegung für einen affect gehalten werden/ welche
auff eine solche Bewegung des Geblüts erfolget/
die ein jeder Mensch als was ausserordentli-
ches bey sich empfindet.

69. Aber hüte dich/ daß du diese Anmer-
chung nicht umbkehrest/ und sagest/ daß die Be-
wegung des Geblüts/ die der Mensch nicht
empfinde was ausserordentliches zu seyn/
auch vor keinen
Affect gehalten werden dörf-
fe;
Denn die Menschen die ihren Leidenschaften
am meisten nachhängen/ die halten gemeiniglich
ihre oberste Gemüthsneigung wegen der steten
Angewohnheit für keinen Affect, weil durch die
Gewohnheit die Bewegung derselbigen ihnen
gleichsam was ordentliches worden. Es ist uns
aber genug/ daß so wohl sie/ wenn sie nur rechten
Fleiß anwenden wollen/ als auch andere
Menschen gar leichte erkennen können/ daß ihre
Bewegung mit der ordentlichen Bewegung der
menschlichen Natur nicht übereinkomme/ weil sie
allzuempfindlich von einer ruhigen Bewegung
entfernet sind.

70. Es ist aber diese ausserordentliche Be-
wegung gleichsam zweyerley/ deren die eine von
denen Nachfolgern des Epicuri f] nicht unfüglich
mit einer Ausdehnung/ die andere aber mit einer

Einzie-
f] c. 2. n. 24.

Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig.
wiſſen Punct abgemeſſen werden kan; ſo muß
doch ohne allen Zweiffel diejenige Gemuͤths-Be-
wegung fuͤr einen affect gehalten werden/ welche
auff eine ſolche Bewegung des Gebluͤts erfolget/
die ein jeder Menſch als was auſſerordentli-
ches bey ſich empfindet.

69. Aber huͤte dich/ daß du dieſe Anmer-
chung nicht umbkehreſt/ und ſageſt/ daß die Be-
wegung des Gebluͤts/ die der Menſch nicht
empfinde was auſſerordentliches zu ſeyn/
auch vor keinen
Affect gehalten werden doͤrf-
fe;
Denn die Menſchen die ihren Leidenſchaften
am meiſten nachhaͤngen/ die halten gemeiniglich
ihre oberſte Gemuͤthsneigung wegen der ſteten
Angewohnheit fuͤr keinen Affect, weil durch die
Gewohnheit die Bewegung derſelbigen ihnen
gleichſam was ordentliches worden. Es iſt uns
aber genug/ daß ſo wohl ſie/ wenn ſie nur rechten
Fleiß anwenden wollen/ als auch andere
Menſchen gar leichte erkennen koͤnnen/ daß ihre
Bewegung mit der ordentlichen Bewegung der
menſchlichen Natur nicht uͤbereinkomme/ weil ſie
allzuempfindlich von einer ruhigen Bewegung
entfernet ſind.

70. Es iſt aber dieſe auſſerordentliche Be-
wegung gleichſam zweyerley/ deren die eine von
denen Nachfolgern des Epicuri f] nicht unfuͤglich
mit einer Ausdehnung/ die andere aber mit einer

Einzie-
f] c. 2. n. 24.
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[104/0116] Das 3. H. wie die Gemuͤths Neig. wiſſen Punct abgemeſſen werden kan; ſo muß doch ohne allen Zweiffel diejenige Gemuͤths-Be- wegung fuͤr einen affect gehalten werden/ welche auff eine ſolche Bewegung des Gebluͤts erfolget/ die ein jeder Menſch als was auſſerordentli- ches bey ſich empfindet. 69. Aber huͤte dich/ daß du dieſe Anmer- chung nicht umbkehreſt/ und ſageſt/ daß die Be- wegung des Gebluͤts/ die der Menſch nicht empfinde was auſſerordentliches zu ſeyn/ auch vor keinen Affect gehalten werden doͤrf- fe; Denn die Menſchen die ihren Leidenſchaften am meiſten nachhaͤngen/ die halten gemeiniglich ihre oberſte Gemuͤthsneigung wegen der ſteten Angewohnheit fuͤr keinen Affect, weil durch die Gewohnheit die Bewegung derſelbigen ihnen gleichſam was ordentliches worden. Es iſt uns aber genug/ daß ſo wohl ſie/ wenn ſie nur rechten Fleiß anwenden wollen/ als auch andere Menſchen gar leichte erkennen koͤnnen/ daß ihre Bewegung mit der ordentlichen Bewegung der menſchlichen Natur nicht uͤbereinkomme/ weil ſie allzuempfindlich von einer ruhigen Bewegung entfernet ſind. 70. Es iſt aber dieſe auſſerordentliche Be- wegung gleichſam zweyerley/ deren die eine von denen Nachfolgern des Epicuri f] nicht unfuͤglich mit einer Ausdehnung/ die andere aber mit einer Einzie- f] c. 2. n. 24.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/116>, abgerufen am 21.11.2024.