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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 4. H. wie vielerley Gem. N.
denen Leuten die Verwunderung benehme/ wür-
de denen Geldgeitzigen ihr Handel verder-
bet.

50. Was wollen wir uns dannenhero
wundern/ daß junge Leute und Studenten die
falsche Weißheit/ darbey viel zu verwundern
ist/ und die Lehrer deroselben höher halten
als die wahre Weißheit?
Junge Leute ha-
ben die stärckeste Versuchung von der Wollust.
Es ist aber gar eine lustige Sache/ Dinge lernen
die niemand verstehet/ und viele verwundern/ und
selbige durch andere Dinge die noch weniger ver-
ständlich und also wundersamer sind/ zu erklä-
ren.

51. Was wollen wir uns wundern/ daß
viel Lehrer auff denen Cantzeln und in denen
Schulen die verwunderns-würdige Unwis-
senheit schützen und vertheydigen/ und die
wahre Weißheit anfeinden und verfolgen?
Ehrgeitz
und Geldgeitz versucht die Lehrer am
meisten. Wenn nun jungen Leuten die Augen
recht auffgethan würden/ würden diese jene nicht
so ins Angesicht loben/ ihren Speichel lecken/ ihre
dictata für Edelgesteine halten/ und die Un-
wissenheit so theuer be-
zahlen.

Das

Das 4. H. wie vielerley Gem. N.
denen Leuten die Verwunderung benehme/ wuͤr-
de denen Geldgeitzigen ihr Handel verder-
bet.

50. Was wollen wir uns dannenhero
wundern/ daß junge Leute und Studenten die
falſche Weißheit/ darbey viel zu verwundern
iſt/ und die Lehrer deroſelben hoͤher halten
als die wahre Weißheit?
Junge Leute ha-
ben die ſtaͤrckeſte Verſuchung von der Wolluſt.
Es iſt aber gar eine luſtige Sache/ Dinge lernen
die niemand verſtehet/ und viele verwundern/ und
ſelbige durch andere Dinge die noch weniger ver-
ſtaͤndlich und alſo wunderſamer ſind/ zu erklaͤ-
ren.

51. Was wollen wir uns wundern/ daß
viel Lehrer auff denen Cantzeln und in denen
Schulen die verwunderns-wuͤrdige Unwiſ-
ſenheit ſchuͤtzen und vertheydigen/ und die
wahre Weißheit anfeinden und verfolgen?
Ehrgeitz
und Geldgeitz verſucht die Lehrer am
meiſten. Wenn nun jungen Leuten die Augen
recht auffgethan wuͤrden/ wuͤrden dieſe jene nicht
ſo ins Angeſicht loben/ ihren Speichel lecken/ ihre
dictata fuͤr Edelgeſteine halten/ und die Un-
wiſſenheit ſo theuer be-
zahlen.

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[126/0138] Das 4. H. wie vielerley Gem. N. denen Leuten die Verwunderung benehme/ wuͤr- de denen Geldgeitzigen ihr Handel verder- bet. 50. Was wollen wir uns dannenhero wundern/ daß junge Leute und Studenten die falſche Weißheit/ darbey viel zu verwundern iſt/ und die Lehrer deroſelben hoͤher halten als die wahre Weißheit? Junge Leute ha- ben die ſtaͤrckeſte Verſuchung von der Wolluſt. Es iſt aber gar eine luſtige Sache/ Dinge lernen die niemand verſtehet/ und viele verwundern/ und ſelbige durch andere Dinge die noch weniger ver- ſtaͤndlich und alſo wunderſamer ſind/ zu erklaͤ- ren. 51. Was wollen wir uns wundern/ daß viel Lehrer auff denen Cantzeln und in denen Schulen die verwunderns-wuͤrdige Unwiſ- ſenheit ſchuͤtzen und vertheydigen/ und die wahre Weißheit anfeinden und verfolgen? Ehrgeitz und Geldgeitz verſucht die Lehrer am meiſten. Wenn nun jungen Leuten die Augen recht auffgethan wuͤrden/ wuͤrden dieſe jene nicht ſo ins Angeſicht loben/ ihren Speichel lecken/ ihre dictata fuͤr Edelgeſteine halten/ und die Un- wiſſenheit ſo theuer be- zahlen. Das

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/138>, abgerufen am 21.11.2024.