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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daher rührenden Unt.

23. Ja unter denen eußerlichen Zeichen der
Hochachtung wird ein Ehrgeitziger am aller-
meisten auf den eußerlichen Gehorsam fallen.
Und wie sich ein Geldgeitziger durch reverenze
nicht abspeisen läst/ sondern man muß ihn Geld
geben: Also lässet sich auch ein Ehrgeitziger nicht
mit andern Bezeignungen abweisen/ sondern
man muß ihn gehorchen/ und wenn er ja eines
wehlen soll/ wird er lieber gehorsam ohne Ehr-
erbietung
als Ehrerbietung ohne Gehorsam
sich wündschen.

24. Doch fragt er nach dem Hertzen
nicht viel. Wenn man nur seine Befehle aus-
richtet wie er verlanget/ und ihme Ehre erweiset/
wenn man ihm schon in Hertzen feind ist. Ode-
rint dum metuant
ist der Leib-Spruch eines
Ehrgeitzigen/ und zwar in einer gantz anderen
Bedeutung/ als wenn ein Tugendhaffter sich
dessen bediente. Bey diesem würde es so viel
heissen. Gottlose böse Leute mögen mich immer
hassen/ wenn ich nur so viel tugendhaffte
Freunde
habe/ daß meine Feinde sich scheuen
ihr Müthlein an mir zu kühlen. Aber bey einem
Ehrgeitzigen wil es so viel sagen: Alle Welt
mag mich hassen/ wenn ich nur so viel Macht
und Gewalt habe/ daß sich alle Welt für mir
fürchten muß.

25. So unterschieden nun das Absehen
eines Tugendhafften und Ehrgeitzigen ist/ so
unterschieden sind auch die Mittel derer sich

beyde
und denen daher ruͤhrenden Unt.

23. Ja unter denen eußerlichen Zeichen der
Hochachtung wird ein Ehrgeitziger am aller-
meiſten auf den eußerlichen Gehorſam fallen.
Und wie ſich ein Geldgeitziger durch reverenze
nicht abſpeiſen laͤſt/ ſondern man muß ihn Geld
geben: Alſo laͤſſet ſich auch ein Ehrgeitziger nicht
mit andern Bezeignungen abweiſen/ ſondern
man muß ihn gehorchen/ und wenn er ja eines
wehlen ſoll/ wird er lieber gehorſam ohne Ehr-
erbietung
als Ehrerbietung ohne Gehorſam
ſich wuͤndſchen.

24. Doch fragt er nach dem Hertzen
nicht viel. Wenn man nur ſeine Befehle aus-
richtet wie er verlanget/ und ihme Ehre erweiſet/
wenn man ihm ſchon in Hertzen feind iſt. Ode-
rint dum metuant
iſt der Leib-Spruch eines
Ehrgeitzigen/ und zwar in einer gantz anderen
Bedeutung/ als wenn ein Tugendhaffter ſich
deſſen bediente. Bey dieſem wuͤrde es ſo viel
heiſſen. Gottloſe boͤſe Leute moͤgen mich immer
haſſen/ wenn ich nur ſo viel tugendhaffte
Freunde
habe/ daß meine Feinde ſich ſcheuen
ihr Muͤthlein an mir zu kuͤhlen. Aber bey einem
Ehrgeitzigen wil es ſo viel ſagen: Alle Welt
mag mich haſſen/ wenn ich nur ſo viel Macht
und Gewalt habe/ daß ſich alle Welt fuͤr mir
fuͤrchten muß.

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eines Tugendhafften und Ehrgeitzigen iſt/ ſo
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[235/0247] und denen daher ruͤhrenden Unt. 23. Ja unter denen eußerlichen Zeichen der Hochachtung wird ein Ehrgeitziger am aller- meiſten auf den eußerlichen Gehorſam fallen. Und wie ſich ein Geldgeitziger durch reverenze nicht abſpeiſen laͤſt/ ſondern man muß ihn Geld geben: Alſo laͤſſet ſich auch ein Ehrgeitziger nicht mit andern Bezeignungen abweiſen/ ſondern man muß ihn gehorchen/ und wenn er ja eines wehlen ſoll/ wird er lieber gehorſam ohne Ehr- erbietung als Ehrerbietung ohne Gehorſam ſich wuͤndſchen. 24. Doch fragt er nach dem Hertzen nicht viel. Wenn man nur ſeine Befehle aus- richtet wie er verlanget/ und ihme Ehre erweiſet/ wenn man ihm ſchon in Hertzen feind iſt. Ode- rint dum metuant iſt der Leib-Spruch eines Ehrgeitzigen/ und zwar in einer gantz anderen Bedeutung/ als wenn ein Tugendhaffter ſich deſſen bediente. Bey dieſem wuͤrde es ſo viel heiſſen. Gottloſe boͤſe Leute moͤgen mich immer haſſen/ wenn ich nur ſo viel tugendhaffte Freunde habe/ daß meine Feinde ſich ſcheuen ihr Muͤthlein an mir zu kuͤhlen. Aber bey einem Ehrgeitzigen wil es ſo viel ſagen: Alle Welt mag mich haſſen/ wenn ich nur ſo viel Macht und Gewalt habe/ daß ſich alle Welt fuͤr mir fuͤrchten muß. 25. So unterſchieden nun das Abſehen eines Tugendhafften und Ehrgeitzigen iſt/ ſo unterſchieden ſind auch die Mittel derer ſich beyde

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/247>, abgerufen am 21.11.2024.