Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 11. H. von dem Geld-Geitz/
darinnen wesentlich unterschieden/ daß er von aller
Menschen-Liebe entblösset ist. n. 18. Und sein Hertz
an allen andern geringen Creaturen hänget/ n. 19.
absonderlich aber an Gelde/ denn wenn ein Geitzi-
ger an andern Creaturen mehr hänget/ als am Gel-
de/ kömmt solches aus der Mischung eines andern
affects her. n. 20. Unterschiedene Arten des Gei-
tzes. Wo kein Geld ist/ fället ein Geitziger auf den
Ackerbau und Viehzucht. Ob von Natur das Hertz
eines Geitzigen mehr auf Gold als andere Metallen
falle. n. 21. Das Eigenthum ist gleichsam die Seele
des Geld-Geitzes/ und einem Geld-Geitzigen ist die
Gemeinschafft der Güter am meisten zu wider. n. 23.
25. Da hingegen ein Tugendhaffter/ ja auch ein
Wohllüstiger und Ehr-Geitziger das Eigenthum der
Güter so sehr nicht achten. n. 23. Diese Vereini-
gung kan einem Geitzigen ehe genommen werden/ als
die Vereinigung/ darnach andere Menschen trach-
ten. n. 24. Ein Geitziger hat ein sehr gutes Gedächt-
nis/ und weiß alles sein Vermögen. n. 26. Aber ein
schlecht judicium n. 27. und noch ein schlechter in-
genium.
n. 28. Wie eines Geitzigen studiren be-
schaffen sey. n. 29. Ein Geitziger ist Tückisch/ und
kan wohl simuliren und lügen. Er ist weder ver-
schwiegen noch offenhertzig. n. 30. Er ist unbarm-
hertzig und geitzig gegen andere Menschen/ wenn sie
schon noch so elende sind. n. 31. Er ist im Glück när-
risch aufgeblasen/ und im Unglück als ein Bettler
submils. n. 32. Er ist in Widerwärtigkeit hämisch
und grausam. n. 33. Sein Zorn ist furchtsam/ ver-
borgen/ und trägt dem/ der ihn beleydiget hat/ die
Sache lange nach. n. 34. Er ist ein Schind-Hund
in Essen und Trincken/ und hasset das Weibliche
Geschlecht. n. 35. Jn denen Unkosten auf sich selbst
ist er ein Lauser. n. 36. Ein Geitziger ist zwar indif-

ferent

Das 11. H. von dem Geld-Geitz/
darinnen weſentlich unterſchieden/ daß er von aller
Menſchen-Liebe entbloͤſſet iſt. n. 18. Und ſein Hertz
an allen andern geringen Creaturen haͤnget/ n. 19.
abſonderlich aber an Gelde/ denn wenn ein Geitzi-
ger an andern Creaturen mehr haͤnget/ als am Gel-
de/ koͤmmt ſolches aus der Miſchung eines andern
affects her. n. 20. Unterſchiedene Arten des Gei-
tzes. Wo kein Geld iſt/ faͤllet ein Geitziger auf den
Ackerbau und Viehzucht. Ob von Natur das Hertz
eines Geitzigen mehr auf Gold als andere Metallen
falle. n. 21. Das Eigenthum iſt gleichſam die Seele
des Geld-Geitzes/ und einem Geld-Geitzigen iſt die
Gemeinſchafft der Guͤter am meiſten zu wider. n. 23.
25. Da hingegen ein Tugendhaffter/ ja auch ein
Wohlluͤſtiger und Ehr-Geitziger das Eigenthum der
Guͤter ſo ſehr nicht achten. n. 23. Dieſe Vereini-
gung kan einem Geitzigen ehe genommen werden/ als
die Vereinigung/ darnach andere Menſchen trach-
ten. n. 24. Ein Geitziger hat ein ſehr gutes Gedaͤcht-
nis/ und weiß alles ſein Vermoͤgen. n. 26. Aber ein
ſchlecht judicium n. 27. und noch ein ſchlechter in-
genium.
n. 28. Wie eines Geitzigen ſtudiren be-
ſchaffen ſey. n. 29. Ein Geitziger iſt Tuͤckiſch/ und
kan wohl ſimuliren und luͤgen. Er iſt weder ver-
ſchwiegen noch offenhertzig. n. 30. Er iſt unbarm-
hertzig und geitzig gegen andere Menſchen/ wenn ſie
ſchon noch ſo elende ſind. n. 31. Er iſt im Gluͤck naͤr-
riſch aufgeblaſen/ und im Ungluͤck als ein Bettler
ſubmils. n. 32. Er iſt in Widerwaͤrtigkeit haͤmiſch
und grauſam. n. 33. Sein Zorn iſt furchtſam/ ver-
borgen/ und traͤgt dem/ der ihn beleydiget hat/ die
Sache lange nach. n. 34. Er iſt ein Schind-Hund
in Eſſen und Trincken/ und haſſet das Weibliche
Geſchlecht. n. 35. Jn denen Unkoſten auf ſich ſelbſt
iſt er ein Lauſer. n. 36. Ein Geitziger iſt zwar indif-

ferent
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <argument>
          <p>
            <pb facs="#f0270" n="258"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das 11. H. von dem Geld-Geitz/</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">darinnen we&#x017F;entlich unter&#x017F;chieden/ daß er von aller<lb/>
Men&#x017F;chen-Liebe entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et i&#x017F;t. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 18. Und &#x017F;ein Hertz<lb/>
an allen andern geringen Creaturen ha&#x0364;nget/ <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 19.<lb/>
ab&#x017F;onderlich aber an Gelde/ denn wenn ein Geitzi-<lb/>
ger an andern Creaturen mehr ha&#x0364;nget/ als am Gel-<lb/>
de/ ko&#x0364;mmt &#x017F;olches aus der Mi&#x017F;chung eines andern<lb/><hi rendition="#aq">affects</hi> her. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 20. Unter&#x017F;chiedene Arten des Gei-<lb/>
tzes. Wo kein Geld i&#x017F;t/ fa&#x0364;llet ein Geitziger auf den<lb/>
Ackerbau und Viehzucht. Ob von Natur das Hertz<lb/>
eines Geitzigen mehr auf Gold als andere Metallen<lb/>
falle. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 21. Das Eigenthum i&#x017F;t gleich&#x017F;am die Seele<lb/>
des Geld-Geitzes/ und einem Geld-Geitzigen i&#x017F;t die<lb/>
Gemein&#x017F;chafft der Gu&#x0364;ter am mei&#x017F;ten zu wider. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 23.<lb/>
25. Da hingegen ein Tugendhaffter/ ja auch ein<lb/>
Wohllu&#x0364;&#x017F;tiger und Ehr-Geitziger das Eigenthum der<lb/>
Gu&#x0364;ter &#x017F;o &#x017F;ehr nicht achten. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 23. Die&#x017F;e Vereini-<lb/>
gung kan einem Geitzigen ehe genommen werden/ als<lb/>
die Vereinigung/ darnach andere Men&#x017F;chen trach-<lb/>
ten. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 24. Ein Geitziger hat ein &#x017F;ehr gutes Geda&#x0364;cht-<lb/>
nis/ und weiß alles &#x017F;ein Vermo&#x0364;gen. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 26. Aber ein<lb/>
&#x017F;chlecht <hi rendition="#aq">judicium</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 27. und noch ein &#x017F;chlechter <hi rendition="#aq">in-<lb/>
genium.</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 28. Wie eines Geitzigen <hi rendition="#aq">&#x017F;tudir</hi>en be-<lb/>
&#x017F;chaffen &#x017F;ey. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 29. Ein Geitziger i&#x017F;t Tu&#x0364;cki&#x017F;ch/ und<lb/>
kan wohl <hi rendition="#aq">&#x017F;imulir</hi>en und lu&#x0364;gen. Er i&#x017F;t weder ver-<lb/>
&#x017F;chwiegen noch offenhertzig. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 30. Er i&#x017F;t unbarm-<lb/>
hertzig und geitzig gegen andere Men&#x017F;chen/ wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;chon noch &#x017F;o elende &#x017F;ind. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 31. Er i&#x017F;t im Glu&#x0364;ck na&#x0364;r-<lb/>
ri&#x017F;ch aufgebla&#x017F;en/ und im Unglu&#x0364;ck als ein Bettler<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ubmils.</hi> <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 32. Er i&#x017F;t in Widerwa&#x0364;rtigkeit ha&#x0364;mi&#x017F;ch<lb/>
und grau&#x017F;am. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 33. Sein Zorn i&#x017F;t furcht&#x017F;am/ ver-<lb/>
borgen/ und tra&#x0364;gt dem/ der ihn beleydiget hat/ die<lb/>
Sache lange nach. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 34. Er i&#x017F;t ein Schind-Hund<lb/>
in E&#x017F;&#x017F;en und Trincken/ und ha&#x017F;&#x017F;et das Weibliche<lb/>
Ge&#x017F;chlecht. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 35. Jn denen Unko&#x017F;ten auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t er ein Lau&#x017F;er. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">n.</hi></hi> 36. Ein Geitziger i&#x017F;t zwar <hi rendition="#aq">indif-</hi></hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">ferent</hi> </fw><lb/>
          </p>
        </argument>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0270] Das 11. H. von dem Geld-Geitz/ darinnen weſentlich unterſchieden/ daß er von aller Menſchen-Liebe entbloͤſſet iſt. n. 18. Und ſein Hertz an allen andern geringen Creaturen haͤnget/ n. 19. abſonderlich aber an Gelde/ denn wenn ein Geitzi- ger an andern Creaturen mehr haͤnget/ als am Gel- de/ koͤmmt ſolches aus der Miſchung eines andern affects her. n. 20. Unterſchiedene Arten des Gei- tzes. Wo kein Geld iſt/ faͤllet ein Geitziger auf den Ackerbau und Viehzucht. Ob von Natur das Hertz eines Geitzigen mehr auf Gold als andere Metallen falle. n. 21. Das Eigenthum iſt gleichſam die Seele des Geld-Geitzes/ und einem Geld-Geitzigen iſt die Gemeinſchafft der Guͤter am meiſten zu wider. n. 23. 25. Da hingegen ein Tugendhaffter/ ja auch ein Wohlluͤſtiger und Ehr-Geitziger das Eigenthum der Guͤter ſo ſehr nicht achten. n. 23. Dieſe Vereini- gung kan einem Geitzigen ehe genommen werden/ als die Vereinigung/ darnach andere Menſchen trach- ten. n. 24. Ein Geitziger hat ein ſehr gutes Gedaͤcht- nis/ und weiß alles ſein Vermoͤgen. n. 26. Aber ein ſchlecht judicium n. 27. und noch ein ſchlechter in- genium. n. 28. Wie eines Geitzigen ſtudiren be- ſchaffen ſey. n. 29. Ein Geitziger iſt Tuͤckiſch/ und kan wohl ſimuliren und luͤgen. Er iſt weder ver- ſchwiegen noch offenhertzig. n. 30. Er iſt unbarm- hertzig und geitzig gegen andere Menſchen/ wenn ſie ſchon noch ſo elende ſind. n. 31. Er iſt im Gluͤck naͤr- riſch aufgeblaſen/ und im Ungluͤck als ein Bettler ſubmils. n. 32. Er iſt in Widerwaͤrtigkeit haͤmiſch und grauſam. n. 33. Sein Zorn iſt furchtſam/ ver- borgen/ und traͤgt dem/ der ihn beleydiget hat/ die Sache lange nach. n. 34. Er iſt ein Schind-Hund in Eſſen und Trincken/ und haſſet das Weibliche Geſchlecht. n. 35. Jn denen Unkoſten auf ſich ſelbſt iſt er ein Lauſer. n. 36. Ein Geitziger iſt zwar indif- ferent

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/270
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/270>, abgerufen am 21.11.2024.