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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daher rührenden Tugenden.
ferent zum Müßiggang und Arbeit/ und incliniret
zum Betteln und Stehlen; Aber wenn er aus Noth ar-
beitet/ fäller er auf mühsame Esels-Arbeit. n. 37.
Das Kind des Geitzes ist der Neid. Er hindert alle
an ihrem Glücke/ und vergnüget sich/ wenn sie nur
unglücklich sind. n. 38.

1.

DEr Geld-Geitz wird im gemeinen Ge-
brauch für die Liebe zum Gelde ge-
nommen. Aber wer unsere bisherige
Lehr-Sätze genau überlegen wird/ kan leicht be-
greiffen/ daß wir durch den Geld-Geitz etwas
mehrers verstehen/ und solcher Gestalt in et-
was von dem gemeinen Gebrauch abweichen
müssen. Denn weil wir den Geld-Geitz zu einer
der drey Haupt-Begierden gemacht haben/ die
alle Menschen beherrschen/ und ausgemacht ist/
daß keine Creatur auf der Welt ist/ die die Men-
schen nicht lieben solten/ und gleichwohl z. e. die
Liebe eines Pferdes/ Hundes/ zu Gärten/ Haus-
bauen
etc. zu der Wohllust und Ehr-Geitz/ wie
wir selbige im vorigen Capitel beschrieben/ nicht
gebracht werden mögen; So würde unser Grund-
Satz grossen Anstoß leiden/ wenn wir den Geld-
Geitz nur für die Liebe zum Gelde nehmen wol-
ten/ indem sich auf diese Art viele Begierden fin-
den würden/ die zu keiner von denen drey bösen
Begierden gebracht werden könten.

2. So ist auch offenbar/ daß die drey Haupt-

La-
R 2

und denen daher ruͤhrenden Tugenden.
ferent zum Muͤßiggang und Arbeit/ und incliniret
zum Betteln und Stehlen; Aber wenn er aus Noth ar-
beitet/ faͤller er auf muͤhſame Eſels-Arbeit. n. 37.
Das Kind des Geitzes iſt der Neid. Er hindert alle
an ihrem Gluͤcke/ und vergnuͤget ſich/ wenn ſie nur
ungluͤcklich ſind. n. 38.

1.

DEr Geld-Geitz wird im gemeinen Ge-
brauch fuͤr die Liebe zum Gelde ge-
nommen. Aber wer unſere bisherige
Lehr-Saͤtze genau uͤberlegen wird/ kan leicht be-
greiffen/ daß wir durch den Geld-Geitz etwas
mehrers verſtehen/ und ſolcher Geſtalt in et-
was von dem gemeinen Gebrauch abweichen
muͤſſen. Denn weil wir den Geld-Geitz zu einer
der drey Haupt-Begierden gemacht haben/ die
alle Menſchen beherrſchen/ und ausgemacht iſt/
daß keine Creatur auf der Welt iſt/ die die Men-
ſchen nicht lieben ſolten/ und gleichwohl z. e. die
Liebe eines Pferdes/ Hundes/ zu Gaͤrten/ Haus-
bauen
ꝛc. zu der Wohlluſt und Ehr-Geitz/ wie
wir ſelbige im vorigen Capitel beſchrieben/ nicht
gebracht werden moͤgen; So wuͤrde unſer Grund-
Satz groſſen Anſtoß leiden/ wenn wir den Geld-
Geitz nur fuͤr die Liebe zum Gelde nehmen wol-
ten/ indem ſich auf dieſe Art viele Begierden fin-
den wuͤrden/ die zu keiner von denen drey boͤſen
Begierden gebracht werden koͤnten.

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[259/0271] und denen daher ruͤhrenden Tugenden. ferent zum Muͤßiggang und Arbeit/ und incliniret zum Betteln und Stehlen; Aber wenn er aus Noth ar- beitet/ faͤller er auf muͤhſame Eſels-Arbeit. n. 37. Das Kind des Geitzes iſt der Neid. Er hindert alle an ihrem Gluͤcke/ und vergnuͤget ſich/ wenn ſie nur ungluͤcklich ſind. n. 38. 1. DEr Geld-Geitz wird im gemeinen Ge- brauch fuͤr die Liebe zum Gelde ge- nommen. Aber wer unſere bisherige Lehr-Saͤtze genau uͤberlegen wird/ kan leicht be- greiffen/ daß wir durch den Geld-Geitz etwas mehrers verſtehen/ und ſolcher Geſtalt in et- was von dem gemeinen Gebrauch abweichen muͤſſen. Denn weil wir den Geld-Geitz zu einer der drey Haupt-Begierden gemacht haben/ die alle Menſchen beherrſchen/ und ausgemacht iſt/ daß keine Creatur auf der Welt iſt/ die die Men- ſchen nicht lieben ſolten/ und gleichwohl z. e. die Liebe eines Pferdes/ Hundes/ zu Gaͤrten/ Haus- bauen ꝛc. zu der Wohlluſt und Ehr-Geitz/ wie wir ſelbige im vorigen Capitel beſchrieben/ nicht gebracht werden moͤgen; So wuͤrde unſer Grund- Satz groſſen Anſtoß leiden/ wenn wir den Geld- Geitz nur fuͤr die Liebe zum Gelde nehmen wol- ten/ indem ſich auf dieſe Art viele Begierden fin- den wuͤrden/ die zu keiner von denen drey boͤſen Begierden gebracht werden koͤnten. 2. So iſt auch offenbar/ daß die drey Haupt- La- R 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/271>, abgerufen am 21.11.2024.