Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 12. H. von der Vermischung von mit der herrschenden in starcker Mixtur sey/ich dieselben beyde/ oder alle drey als Tyrannen meiner Seele und meine gröste Feinde betrachte/ und um derer Austilgung bemühet bin. So viel aber die Erkäntnüß andrer Menschen angehet/ daß ich vielerley erwege/ (denn der Nutzen so wohl als der Mißbrauch ist hierbey vielfältig/) z. e. ob sie wohl nach ihrem temperament eine na- türliche Zuneigung zu mir tragen können/ oder ob ihre Freundschafft nur zum Schein oder inter- essiret sey? Wie weit ihr Vermögen gehe/ mir oder andern zu dienen? Worzu sie sich/ etwas Er- wünschtes auszurichten/ schicken oder nicht? Jn was für Stücken ich Ursache habe/ ihnen mißzu- trauen/ und mich für ihnen in acht zu nehmen? Worinnen und auf was Weise sie mir leichtlich schaden können oder nicht? Wie ich durch Be- streitung ihrer Haupt-Passion ihren Fallstricken leicht entgehen könne? u. s. w. 46. Z. e. Einer der von einem temperament der
Das 12. H. von der Vermiſchung von mit der herrſchenden in ſtarcker Mixtur ſey/ich dieſelben beyde/ oder alle drey als Tyrannen meiner Seele und meine groͤſte Feinde betrachte/ und um derer Austilgung bemuͤhet bin. So viel aber die Erkaͤntnuͤß andrer Menſchen angehet/ daß ich vielerley erwege/ (denn der Nutzen ſo wohl als der Mißbrauch iſt hierbey vielfaͤltig/) z. e. ob ſie wohl nach ihrem temperament eine na- tuͤrliche Zuneigung zu mir tragen koͤnnen/ oder ob ihre Freundſchafft nur zum Schein oder inter- eſſiret ſey? Wie weit ihr Vermoͤgen gehe/ mir oder andern zu dienen? Worzu ſie ſich/ etwas Er- wuͤnſchtes auszurichten/ ſchicken oder nicht? Jn was fuͤr Stuͤcken ich Urſache habe/ ihnen mißzu- trauen/ und mich fuͤr ihnen in acht zu nehmen? Worinnen und auf was Weiſe ſie mir leichtlich ſchaden koͤnnen oder nicht? Wie ich durch Be- ſtreitung ihrer Haupt-Paſſion ihren Fallſtricken leicht entgehen koͤnne? u. ſ. w. 46. Z. e. Einer der von einem temperament der
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Das 12. H. von der Vermiſchung
von mit der herrſchenden in ſtarcker Mixtur ſey/
ich dieſelben beyde/ oder alle drey als Tyrannen
meiner Seele und meine groͤſte Feinde betrachte/
und um derer Austilgung bemuͤhet bin. So viel
aber die Erkaͤntnuͤß andrer Menſchen angehet/
daß ich vielerley erwege/ (denn der Nutzen ſo
wohl als der Mißbrauch iſt hierbey vielfaͤltig/)
z. e. ob ſie wohl nach ihrem temperament eine na-
tuͤrliche Zuneigung zu mir tragen koͤnnen/ oder
ob ihre Freundſchafft nur zum Schein oder inter-
eſſiret ſey? Wie weit ihr Vermoͤgen gehe/ mir
oder andern zu dienen? Worzu ſie ſich/ etwas Er-
wuͤnſchtes auszurichten/ ſchicken oder nicht? Jn
was fuͤr Stuͤcken ich Urſache habe/ ihnen mißzu-
trauen/ und mich fuͤr ihnen in acht zu nehmen?
Worinnen und auf was Weiſe ſie mir leichtlich
ſchaden koͤnnen oder nicht? Wie ich durch Be-
ſtreitung ihrer Haupt-Paſſion ihren Fallſtricken
leicht entgehen koͤnne? u. ſ. w.
46. Z. e. Einer der von einem temperament
iſt/ das erſtlich Wolluſt/ jedoch mit Ehr-Geitz
ſtarck vermiſchet hat/ und mit drey Leuten offt
und viel zu thun/ deren einer Ehrgeitz mit Wol-
luſt/ der andre Ehrgeitz mit Geldgeitz/ der
dritte Wohlluſt und Geldgeitz hat/ wird aus obi-
gen Lehr-Saͤtzen gar leicht begriffen/ daß unter
dieſen dreyen der erſte die ſtaͤrckſte Zuneigung
von Natur zu ihm trage/ daraus eine ziemliche
particular-Freundſchafft/ (wie ſie in der Welt
ſind/) werden kan/ von denen andern beyden aber
der
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