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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 13. H. von dem Zorn des Menschen/
können wir uns doch wohl über sie erzürnen.
6. Der Zorn eines Mannes über die Boßheit
seiner Kinder ist was recht Gutes: Denn ein
gerechter Mann soll sich drüber erzürnen. 7. Der
Mensch nimmt in seinem rechtmäßigen Zorn das
Exempel von GOtt/ und GOtt soll die Bösen
bestraffen/ wie sie der Mensch bestraffen soll.
8. Der Zorn ist was gerechtes/ denn es ist eines
Gerechten Natur gemäs/ sich zu erzürnen u. s. w.

44. Es braucht es derowegen nicht/ daß
wir uns in Refutirung des Lactantii aufhalten.
Denn weil es bey ihm hauptsächlich auf die Fra-
ge ankömmt/ ob der Zorn zur Bestraffung
der Missethäter nöthig sey;
Und aber Se-
neca
gar schöne Gedancken davon hat/ wollen
wir nur aus demselben hiervon etwas hieher se-
"tzen. Er spricht: Man giebt zwar für/ ein ge-
"rechter ehrlicher Mann könne es nicht lassen/ daß
"er sich nicht über der Menschen Boßheit erzür-
"nen solte? Aber dieses Vorgeben hält den
"Stich nicht. Denn eben dieser gerechte und
"ehrliche Mann erzürnet sich auch/ wenn bey
"dem Essen was versehen ist/ wenn ein Glas zer-
"bricht/ wenn ihm einer im Vorbeygehen seine
"Schuh mit Kothe bespritzt. Die Gerechtigkeit
"ist nicht Ursache an seinem Zorn/ sondern seine
"Schwachheit. Er ist wie die Kinder/ die wei-
"nen nicht alleine/ wenn sie ihre Eltern verlieren/
"sondern auch über ihre Puppen oder Nüsse. (b)

Und
(b) Senec. de ira lib. 1. c. 12.

Das 13. H. von dem Zorn des Menſchen/
koͤnnen wir uns doch wohl uͤber ſie erzuͤrnen.
6. Der Zorn eines Mannes uͤber die Boßheit
ſeiner Kinder iſt was recht Gutes: Denn ein
gerechter Mann ſoll ſich druͤber erzuͤrnen. 7. Der
Menſch nim̃t in ſeinem rechtmaͤßigen Zorn das
Exempel von GOtt/ und GOtt ſoll die Boͤſen
beſtraffen/ wie ſie der Menſch beſtraffen ſoll.
8. Der Zorn iſt was gerechtes/ denn es iſt eines
Gerechten Natur gemaͤs/ ſich zu erzuͤrnen u. ſ. w.

44. Es braucht es derowegen nicht/ daß
wir uns in Refutirung des Lactantii aufhalten.
Denn weil es bey ihm hauptſaͤchlich auf die Fra-
ge ankoͤmmt/ ob der Zorn zur Beſtraffung
der Miſſethaͤter noͤthig ſey;
Und aber Se-
neca
gar ſchoͤne Gedancken davon hat/ wollen
wir nur aus demſelben hiervon etwas hieher ſe-
„tzen. Er ſpricht: Man giebt zwar fuͤr/ ein ge-
„rechter ehrlicher Mann koͤnne es nicht laſſen/ daß
„er ſich nicht uͤber der Menſchen Boßheit erzuͤr-
„nen ſolte? Aber dieſes Vorgeben haͤlt den
„Stich nicht. Denn eben dieſer gerechte und
„ehrliche Mann erzuͤrnet ſich auch/ wenn bey
„dem Eſſen was verſehen iſt/ wenn ein Glas zer-
„bricht/ wenn ihm einer im Vorbeygehen ſeine
„Schuh mit Kothe beſpritzt. Die Gerechtigkeit
„iſt nicht Urſache an ſeinem Zorn/ ſondern ſeine
„Schwachheit. Er iſt wie die Kinder/ die wei-
„nen nicht alleine/ wenn ſie ihre Eltern verlieren/
„ſondern auch uͤber ihre Puppen oder Nuͤſſe. (b)

Und
(b) Senec. de ira lib. 1. c. 12.
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[436/0448] Das 13. H. von dem Zorn des Menſchen/ koͤnnen wir uns doch wohl uͤber ſie erzuͤrnen. 6. Der Zorn eines Mannes uͤber die Boßheit ſeiner Kinder iſt was recht Gutes: Denn ein gerechter Mann ſoll ſich druͤber erzuͤrnen. 7. Der Menſch nim̃t in ſeinem rechtmaͤßigen Zorn das Exempel von GOtt/ und GOtt ſoll die Boͤſen beſtraffen/ wie ſie der Menſch beſtraffen ſoll. 8. Der Zorn iſt was gerechtes/ denn es iſt eines Gerechten Natur gemaͤs/ ſich zu erzuͤrnen u. ſ. w. 44. Es braucht es derowegen nicht/ daß wir uns in Refutirung des Lactantii aufhalten. Denn weil es bey ihm hauptſaͤchlich auf die Fra- ge ankoͤmmt/ ob der Zorn zur Beſtraffung der Miſſethaͤter noͤthig ſey; Und aber Se- neca gar ſchoͤne Gedancken davon hat/ wollen wir nur aus demſelben hiervon etwas hieher ſe- „tzen. Er ſpricht: Man giebt zwar fuͤr/ ein ge- „rechter ehrlicher Mann koͤnne es nicht laſſen/ daß „er ſich nicht uͤber der Menſchen Boßheit erzuͤr- „nen ſolte? Aber dieſes Vorgeben haͤlt den „Stich nicht. Denn eben dieſer gerechte und „ehrliche Mann erzuͤrnet ſich auch/ wenn bey „dem Eſſen was verſehen iſt/ wenn ein Glas zer- „bricht/ wenn ihm einer im Vorbeygehen ſeine „Schuh mit Kothe beſpritzt. Die Gerechtigkeit „iſt nicht Urſache an ſeinem Zorn/ ſondern ſeine „Schwachheit. Er iſt wie die Kinder/ die wei- „nen nicht alleine/ wenn ſie ihre Eltern verlieren/ „ſondern auch uͤber ihre Puppen oder Nuͤſſe. (b) Und (b) Senec. de ira lib. 1. c. 12.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/448>, abgerufen am 28.11.2024.