Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 15. H. von der Unzulängligkeit glück hinein zu rennen; Also wird er doch dieSitten-Lehre darzu gebrauchen können/ daß er erkennet/ wie er hierdurch zu solcher Erkäntnüß kommen/ und also noch liederlicher als vorher/ und noch muthwilliger seyn würde/ wenn er nun- mehro noch ferner in dieser seiner erkanten Un- achtsamkeit und Boßheit/ derer er convinciret worden/ fortfahren würde. Ein Krancker/ dem alle Medici sein Leben absagen/ und daß er es etwan über drey Jahr nicht treiben könte/ wenn er sich diaet halte/ daferne er es aber nicht thue/ ihm sein Prognosticon kaum auf einen Monat setzen/ wird doch thöricht handeln/ wenn er in seine Natur hinein stürmen/ und keine gute Diaet brauchen wolte/ und ein anderer Patiente/ dem ein Fieber so feste eingewurtzelt wäre/ daß er sich Zeit seines Lebens mit schleppen müste/ würde doch unvernünfftig seyn/ wenn er die Recepte nicht gebrauchen wolte/ durch die ihm ein Medi- cus verspräche/ entweder die täglichen Paroxy- smos zu verwandeln/ daß sie über den andern oder dritten Tag erst kämen/ oder doch zum we- nigsten dererselben Hefftigkeit zu mindern. 20. Solcher Gestalt aber wird eine andre schlech-
Das 15. H. von der Unzulaͤngligkeit gluͤck hinein zu rennen; Alſo wird er doch dieSitten-Lehre darzu gebrauchen koͤnnen/ daß er erkennet/ wie er hierdurch zu ſolcher Erkaͤntnuͤß kommen/ und alſo noch liederlicher als vorher/ und noch muthwilliger ſeyn wuͤrde/ wenn er nun- mehro noch ferner in dieſer ſeiner erkanten Un- achtſamkeit und Boßheit/ derer er convinciret worden/ fortfahren wuͤrde. Ein Krancker/ dem alle Medici ſein Leben abſagen/ und daß er es etwan uͤber drey Jahr nicht treiben koͤnte/ wenn er ſich diæt halte/ daferne er es aber nicht thue/ ihm ſein Prognoſticon kaum auf einen Monat ſetzen/ wird doch thoͤricht handeln/ wenn er in ſeine Natur hinein ſtuͤrmen/ und keine gute Diæt brauchen wolte/ und ein anderer Patiente/ dem ein Fieber ſo feſte eingewurtzelt waͤre/ daß er ſich Zeit ſeines Lebens mit ſchleppen muͤſte/ wuͤrde doch unvernuͤnfftig ſeyn/ wenn er die Recepte nicht gebrauchen wolte/ durch die ihm ein Medi- cus verſpraͤche/ entweder die taͤglichen Paroxy- ſmos zu verwandeln/ daß ſie uͤber den andern oder dritten Tag erſt kaͤmen/ oder doch zum we- nigſten dererſelben Hefftigkeit zu mindern. 20. Solcher Geſtalt aber wird eine andre ſchlech-
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Das 15. H. von der Unzulaͤngligkeit
gluͤck hinein zu rennen; Alſo wird er doch die
Sitten-Lehre darzu gebrauchen koͤnnen/ daß er
erkennet/ wie er hierdurch zu ſolcher Erkaͤntnuͤß
kommen/ und alſo noch liederlicher als vorher/
und noch muthwilliger ſeyn wuͤrde/ wenn er nun-
mehro noch ferner in dieſer ſeiner erkanten Un-
achtſamkeit und Boßheit/ derer er convinciret
worden/ fortfahren wuͤrde. Ein Krancker/ dem
alle Medici ſein Leben abſagen/ und daß er es
etwan uͤber drey Jahr nicht treiben koͤnte/ wenn
er ſich diæt halte/ daferne er es aber nicht thue/
ihm ſein Prognoſticon kaum auf einen Monat
ſetzen/ wird doch thoͤricht handeln/ wenn er in
ſeine Natur hinein ſtuͤrmen/ und keine gute Diæt
brauchen wolte/ und ein anderer Patiente/ dem
ein Fieber ſo feſte eingewurtzelt waͤre/ daß er ſich
Zeit ſeines Lebens mit ſchleppen muͤſte/ wuͤrde
doch unvernuͤnfftig ſeyn/ wenn er die Recepte
nicht gebrauchen wolte/ durch die ihm ein Medi-
cus verſpraͤche/ entweder die taͤglichen Paroxy-
ſmos zu verwandeln/ daß ſie uͤber den andern
oder dritten Tag erſt kaͤmen/ oder doch zum we-
nigſten dererſelben Hefftigkeit zu mindern.
20. Solcher Geſtalt aber wird eine andre
ſchaͤdliche und gefaͤhrliche Meinung gemie-
den/ die alle fundamenta imputationis facto-
rum, und alle Gerechtigkeit derer Straffen auf-
hebet/ und behaupten wil/ daß der Menſch al-
les/ was er thue/ aus einer unwiedertreib-
lichen Nothwendigkeit verrichte/ und ihm
ſchlech-
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