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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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Das 2. Hauptst. von den Gemüths N.
lich Affecten und auch eine Rede zueignen. q)

26. Die Eintheilung derer Affecten ist fol-
gende; Etliche Affecten gehen mehr die See-
le an/
die nemlich in der Brust zuerst aus der
Meinung gutes und bösen entstehen/ etliche den
Leib/
die in den andern Theilen des Leibes ohne
Unterscheidung/ ob etwas gut/ und böse sey/ ih-
ren Ursprung nehmen. r)

27. Die Haupt-Affecten des Leibes sind
zwey/ Wollust und Freude über eine ange-
nehme/ und Schmertzen und Verdruß über
eine unangenehme Sache. Der Verdruß
und Schmertzen entstehet daraus/ wenn etliche
Theile des Leibes außer ihren ordentlichen Zu-
stand durch Eisen/ Feuer/ Blutauslassung/ u. s.
w. gesetzet sind. Die Wollust aber/ wenn man
empfindet/ daß diese Theile wieder in ihren na-
türlichen und ordentlichen Stand gebracht wor-
den. Woraus folget/ daß eigentlich keine Wol-
lust sey/ wenn nicht ein Schmertz vorhergegan-
gen. Denn der ordentliche Stand des Leibes
bestehet nach ihrer Meinung in Mangel des
Schmertzens: (indolentia) Zwischen dem
Schmertzen und der Wollust ist ein Mittel-
Affect des Verlangens oder der Begierde/ wel-
ches nichts anders ist/ als ein Verlangen von
dem Schmertzen befreyet/ und wieder zum vo-
rigen Mangel des Schmertzens gebracht zu
seyn. Diese Begierde gleichwie sie nach Ge-

legen-
q) Id. ibid. c. 20. p. 413.
r) Bernier T. VII. p. 495.

Das 2. Hauptſt. von den Gemuͤths N.
lich Affecten und auch eine Rede zueignen. q)

26. Die Eintheilung derer Affecten iſt fol-
gende; Etliche Affecten gehen mehr die See-
le an/
die nemlich in der Bruſt zuerſt aus der
Meinung gutes und boͤſen entſtehen/ etliche den
Leib/
die in den andern Theilen des Leibes ohne
Unterſcheidung/ ob etwas gut/ und boͤſe ſey/ ih-
ren Urſprung nehmen. r)

27. Die Haupt-Affecten des Leibes ſind
zwey/ Wolluſt und Freude uͤber eine ange-
nehme/ und Schmertzen und Verdruß uͤber
eine unangenehme Sache. Der Verdruß
und Schmertzen entſtehet daraus/ wenn etliche
Theile des Leibes außer ihren ordentlichen Zu-
ſtand durch Eiſen/ Feuer/ Blutauslaſſung/ u. ſ.
w. geſetzet ſind. Die Wolluſt aber/ wenn man
empfindet/ daß dieſe Theile wieder in ihren na-
tuͤrlichen und ordentlichen Stand gebracht wor-
den. Woraus folget/ daß eigentlich keine Wol-
luſt ſey/ wenn nicht ein Schmertz vorhergegan-
gen. Denn der ordentliche Stand des Leibes
beſtehet nach ihrer Meinung in Mangel des
Schmertzens: (indolentia) Zwiſchen dem
Schmertzen und der Wolluſt iſt ein Mittel-
Affect des Verlangens oder der Begierde/ wel-
ches nichts anders iſt/ als ein Verlangen von
dem Schmertzen befreyet/ und wieder zum vo-
rigen Mangel des Schmertzens gebracht zu
ſeyn. Dieſe Begierde gleichwie ſie nach Ge-

legen-
q) Id. ibid. c. 20. p. 413.
r) Bernier T. VII. p. 495.
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[54/0066] Das 2. Hauptſt. von den Gemuͤths N. lich Affecten und auch eine Rede zueignen. q) 26. Die Eintheilung derer Affecten iſt fol- gende; Etliche Affecten gehen mehr die See- le an/ die nemlich in der Bruſt zuerſt aus der Meinung gutes und boͤſen entſtehen/ etliche den Leib/ die in den andern Theilen des Leibes ohne Unterſcheidung/ ob etwas gut/ und boͤſe ſey/ ih- ren Urſprung nehmen. r) 27. Die Haupt-Affecten des Leibes ſind zwey/ Wolluſt und Freude uͤber eine ange- nehme/ und Schmertzen und Verdruß uͤber eine unangenehme Sache. Der Verdruß und Schmertzen entſtehet daraus/ wenn etliche Theile des Leibes außer ihren ordentlichen Zu- ſtand durch Eiſen/ Feuer/ Blutauslaſſung/ u. ſ. w. geſetzet ſind. Die Wolluſt aber/ wenn man empfindet/ daß dieſe Theile wieder in ihren na- tuͤrlichen und ordentlichen Stand gebracht wor- den. Woraus folget/ daß eigentlich keine Wol- luſt ſey/ wenn nicht ein Schmertz vorhergegan- gen. Denn der ordentliche Stand des Leibes beſtehet nach ihrer Meinung in Mangel des Schmertzens: (indolentia) Zwiſchen dem Schmertzen und der Wolluſt iſt ein Mittel- Affect des Verlangens oder der Begierde/ wel- ches nichts anders iſt/ als ein Verlangen von dem Schmertzen befreyet/ und wieder zum vo- rigen Mangel des Schmertzens gebracht zu ſeyn. Dieſe Begierde gleichwie ſie nach Ge- legen- q) Id. ibid. c. 20. p. 413. r) Bernier T. VII. p. 495.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/66>, abgerufen am 21.11.2024.