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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andern die Warheit beyzubringen.
die Schrifften der gelehrten Welt widmet/
und die mündliche Unterweisung schicket
sich mehr für die studierenden; massen denn
auch bekant ist/ daß die mündliche Unterwei-
sung am capabelsten sey/ einen jungen Men-
schen vollkommen zu machen/ da hingegen/
wenn er nur für sich etwas aus den Büchern
lernen will/ es ihn gemeiniglich zur Erfor-
schung der rechten Weißheit untüchtig macht.

32. Beydes in Schrifften und mündlicher
Unterweisung/
beydes bey Gelehrten und
studierenden gewöhne dich für allen Dingen
an/ daß du deutlich schreibest und redest.
Denn ie deutlicher du es den andern machst/
ie eher wird er es begreiffen. Dieses ist aber
dein Zweck/ daß der andere deine Gedancken
erkennen und begreiffen solle.

33. Die Deutligkeit aber bestehet theils in
Worten/ theils in der Redensart/ theils in
der Ordnung

34. Derowegen hüte dich/ daß du nicht viel-
deutige Worte
brauchst/ wo du eindeutige ha-
ben kanst/ nicht figürliche/ wo du die Sache
mit eigenen geben kanst; es wäre denn/ daß man
aus andern Worten alsbald sehen könte/ wel-
che Bedeutung du im Sinne habest/ oder die

Sache
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andern die Warheit beyzubringen.
die Schrifften der gelehrten Welt widmet/
und die muͤndliche Unterweiſung ſchicket
ſich mehr fuͤr die ſtudierenden; maſſen denn
auch bekant iſt/ daß die muͤndliche Unterwei-
ſung am capabelſten ſey/ einen jungen Men-
ſchen vollkommen zu machen/ da hingegen/
wenn er nur fuͤr ſich etwas aus den Buͤchern
lernen will/ es ihn gemeiniglich zur Erfor-
ſchung der rechten Weißheit untuͤchtig macht.

32. Beydes in Schrifften und muͤndlicheꝛ
Unterweiſung/
beydes bey Gelehrten und
ſtudierenden gewoͤhne dich fuͤr allen Dingen
an/ daß du deutlich ſchreibeſt und redeſt.
Denn ie deutlicher du es den andern machſt/
ie eher wird er es begreiffen. Dieſes iſt aber
dein Zweck/ daß der andere deine Gedancken
erkennen und begreiffen ſolle.

33. Die Deutligkeit aber beſtehet theils in
Worten/ theils in der Redensart/ theils in
der Ordnung

34. Derowegen huͤte dich/ daß du nicht viel-
deutige Worte
brauchſt/ wo du eindeutige ha-
ben kanſt/ nicht figuͤrliche/ wo du die Sache
mit eigenen geben kanſt; es waͤre denn/ daß man
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[89/0115] andern die Warheit beyzubringen. die Schrifften der gelehrten Welt widmet/ und die muͤndliche Unterweiſung ſchicket ſich mehr fuͤr die ſtudierenden; maſſen denn auch bekant iſt/ daß die muͤndliche Unterwei- ſung am capabelſten ſey/ einen jungen Men- ſchen vollkommen zu machen/ da hingegen/ wenn er nur fuͤr ſich etwas aus den Buͤchern lernen will/ es ihn gemeiniglich zur Erfor- ſchung der rechten Weißheit untuͤchtig macht. 32. Beydes in Schrifften und muͤndlicheꝛ Unterweiſung/ beydes bey Gelehrten und ſtudierenden gewoͤhne dich fuͤr allen Dingen an/ daß du deutlich ſchreibeſt und redeſt. Denn ie deutlicher du es den andern machſt/ ie eher wird er es begreiffen. Dieſes iſt aber dein Zweck/ daß der andere deine Gedancken erkennen und begreiffen ſolle. 33. Die Deutligkeit aber beſtehet theils in Worten/ theils in der Redensart/ theils in der Ordnung 34. Derowegen huͤte dich/ daß du nicht viel- deutige Worte brauchſt/ wo du eindeutige ha- ben kanſt/ nicht figuͤrliche/ wo du die Sache mit eigenen geben kanſt; es waͤre denn/ daß man aus andern Worten alsbald ſehen koͤnte/ wel- che Bedeutung du im Sinne habeſt/ oder die Sache F 5

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/115>, abgerufen am 21.05.2024.