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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 2. H. von der Geschickligkeit
oder deutlichen Erkentnüß/ und den rechten
Grund derselben hinter dem Berge zu halten/
wenn sie gleich dieselbe wissen.

46. Ja man scheuet sich nicht/ öffters diese
Untreue öffentlich zu beschönigen/ und ist nichts
neues/ daß man von dergleichen Leuten höret:
Ein guter Meister behält allzeit einen
Streich vor sich. Man muß die Welt
auff einmahl nicht gar zu klug machen.
Die guten Kerle müssen sich es auch so
sauer werden lassen als ich habe thun müs-
sen/
u. s. w.

47. Und diese Untreue ist beynahe so alt
als der Jrrthumb selbst. Denn sie hat die
AEgyptier beredet/ ihre Weißheit in Hiero-
glyphica
zu verstecken. Sie ist Ursache an
allen
Fabeln der Grichischen und Lateini-
schen Poeten. Anderer exempel anietzo zu ge-
schweigen.

48. Endlich so bediene dich auch in Unter-
weisung anderer wer sie seyn/ oder auff was
weise du denenselben die Warheit beybringen
wilst/ einer angenehmen Freundligkeit
und Vertrauligkeit.
Der Verstand des
Menschen ist nicht in seiner Willkühr/ und
dannenhero keinen Zwang unterworffen. Und

wer

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
oder deutlichen Erkentnuͤß/ und den rechten
Grund derſelben hinter dem Berge zu halten/
wenn ſie gleich dieſelbe wiſſen.

46. Ja man ſcheuet ſich nicht/ oͤffters dieſe
Untreue oͤffentlich zu beſchoͤnigen/ und iſt nichts
neues/ daß man von dergleichen Leuten hoͤret:
Ein guter Meiſter behaͤlt allzeit einen
Streich vor ſich. Man muß die Welt
auff einmahl nicht gar zu klug machen.
Die guten Kerle muͤſſen ſich es auch ſo
ſauer werden laſſen als ich habe thun muͤſ-
ſen/
u. ſ. w.

47. Und dieſe Untreue iſt beynahe ſo alt
als der Jrrthumb ſelbſt. Denn ſie hat die
Ægyptier beredet/ ihre Weißheit in Hiero-
glyphica
zu veꝛſtecken. Sie iſt Urſache an
allen
Fabeln der Grichiſchen und Lateini-
ſchen Poëten. Anderer exempel anietzo zu ge-
ſchweigen.

48. Endlich ſo bediene dich auch in Unter-
weiſung anderer wer ſie ſeyn/ oder auff was
weiſe du denenſelben die Warheit beybringen
wilſt/ einer angenehmen Freundligkeit
und Vertrauligkeit.
Der Verſtand des
Menſchen iſt nicht in ſeiner Willkuͤhr/ und
dannenhero keinen Zwang unterworffen. Und

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[94/0120] Das 2. H. von der Geſchickligkeit oder deutlichen Erkentnuͤß/ und den rechten Grund derſelben hinter dem Berge zu halten/ wenn ſie gleich dieſelbe wiſſen. 46. Ja man ſcheuet ſich nicht/ oͤffters dieſe Untreue oͤffentlich zu beſchoͤnigen/ und iſt nichts neues/ daß man von dergleichen Leuten hoͤret: Ein guter Meiſter behaͤlt allzeit einen Streich vor ſich. Man muß die Welt auff einmahl nicht gar zu klug machen. Die guten Kerle muͤſſen ſich es auch ſo ſauer werden laſſen als ich habe thun muͤſ- ſen/ u. ſ. w. 47. Und dieſe Untreue iſt beynahe ſo alt als der Jrrthumb ſelbſt. Denn ſie hat die Ægyptier beredet/ ihre Weißheit in Hiero- glyphica zu veꝛſtecken. Sie iſt Urſache an allen Fabeln der Grichiſchen und Lateini- ſchen Poëten. Anderer exempel anietzo zu ge- ſchweigen. 48. Endlich ſo bediene dich auch in Unter- weiſung anderer wer ſie ſeyn/ oder auff was weiſe du denenſelben die Warheit beybringen wilſt/ einer angenehmen Freundligkeit und Vertrauligkeit. Der Verſtand des Menſchen iſt nicht in ſeiner Willkuͤhr/ und dannenhero keinen Zwang unterworffen. Und wer

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/120>, abgerufen am 21.11.2024.