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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 2. H. von der Geschickligkeit
studieret/ ie capabler sey er unterwiesen
zu werden; ja er brauche keiner Unterwei-
sung mehr/ sondern sey tüchtig andere zu
lehren.
Denn um keiner andern Ursache sa-
ge ja iedermann von ihm/ daß er seine Studia
Scholastica
und Academica absolviret habe/
und deßwegen sey er Doctor oder Magister
worden/ daß er andern den vortrefflichen
Schatz seiner Weißheit mittheilen/ und nicht
weiter lernen solle.

79. Hingegen sey ein anderer Mensch
der nicht in die Schule gegangen und
la-
tein
gelernet/ wenn er gleich noch so einen
guten natürlichen Verstand hat/
(wenn er
gleich z. e. sein Frantzöisch vollkommen ver-
stehet und die besten Frantzösischen Bücher
gelesen/ auch von Jugend auff in Historischen,
Geographischen/ auch wohl Mathematischen
Wissenschafften etwas guts begriffen/) nicht
capabel ein gelehrter Mann zu werden/
wenn er nicht erst ein Jahr oder vier die latei-
ni
sche Sprache lerne/ und zwar secundum re-
gulas artis/
daß er 1. die Vocabul, hernach 2.
den Donat, 3. die kleine/ und 4. die grosse
Grammatic lerne; dann 5. die Colloquia
Corderi
oder Helviti exponire, 6. imitationes

und

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
ſtudieret/ ie capabler ſey er unterwieſen
zu werden; ja er brauche keiner Unterwei-
ſung mehr/ ſondern ſey tuͤchtig andere zu
lehren.
Denn um keiner andern Urſache ſa-
ge ja iedermann von ihm/ daß er ſeine Studia
Scholaſtica
und Academica abſolviret habe/
und deßwegen ſey er Doctor oder Magiſter
worden/ daß er andern den vortrefflichen
Schatz ſeiner Weißheit mittheilen/ und nicht
weiter lernen ſolle.

79. Hingegen ſey ein anderer Menſch
der nicht in die Schule gegangen und
la-
tein
gelernet/ wenn er gleich noch ſo einen
guten natuͤrlichen Verſtand hat/
(wenn er
gleich z. e. ſein Frantzoͤiſch vollkommen ver-
ſtehet und die beſten Frantzoͤſiſchen Buͤcher
geleſen/ auch von Jugend auff in Hiſtoriſchen,
Geographiſchen/ auch wohl Mathematiſchen
Wiſſenſchafften etwas guts begriffen/) nicht
capabel ein gelehrter Mann zu werden/
wenn er nicht erſt ein Jahr oder vier die latei-
ni
ſche Sprache lerne/ und zwar ſecundum re-
gulas artis/
daß er 1. die Vocabul, hernach 2.
den Donat, 3. die kleine/ und 4. die groſſe
Grammatic lerne; dann 5. die Colloquia
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[108/0134] Das 2. H. von der Geſchickligkeit ſtudieret/ ie capabler ſey er unterwieſen zu werden; ja er brauche keiner Unterwei- ſung mehr/ ſondern ſey tuͤchtig andere zu lehren. Denn um keiner andern Urſache ſa- ge ja iedermann von ihm/ daß er ſeine Studia Scholaſtica und Academica abſolviret habe/ und deßwegen ſey er Doctor oder Magiſter worden/ daß er andern den vortrefflichen Schatz ſeiner Weißheit mittheilen/ und nicht weiter lernen ſolle. 79. Hingegen ſey ein anderer Menſch der nicht in die Schule gegangen und la- tein gelernet/ wenn er gleich noch ſo einen guten natuͤrlichen Verſtand hat/ (wenn er gleich z. e. ſein Frantzoͤiſch vollkommen ver- ſtehet und die beſten Frantzoͤſiſchen Buͤcher geleſen/ auch von Jugend auff in Hiſtoriſchen, Geographiſchen/ auch wohl Mathematiſchen Wiſſenſchafften etwas guts begriffen/) nicht capabel ein gelehrter Mann zu werden/ wenn er nicht erſt ein Jahr oder vier die latei- niſche Sprache lerne/ und zwar ſecundum re- gulas artis/ daß er 1. die Vocabul, hernach 2. den Donat, 3. die kleine/ und 4. die groſſe Grammatic lerne; dann 5. die Colloquia Corderi oder Helviti exponire, 6. imitationes und

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/134>, abgerufen am 21.11.2024.