Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

anderer Jrrthümer zu widerlegen.
wir allbereit in der Lateinischen Introduction
ausführlicher geredet/ dahin wir uns umb Kür-
tze willen wollen bezogen haben.

32. Was ferner das Disputiren durch Fra-
gen und Antworten
betrifft/ ist dieselbe wohl
unstreitig die beste/ weil auff gleiche Weise die
Wahrheit bey uns selbsten nebst denen Jrrthü-
mern erkennet wird/ wie wir im ersten Capitel
erwiesen haben/ da wir von dem Nutzen der
Dubitation gehandelt/ und weil allbereit auch
im andern Capitel ausführlich dargethan wor-
den/ daß keine bessere Lehr-Art als diese sey/ zu-
geschweigen/ daß dadurch der Jrrende gleichsam
genöthiget wird/ seinen Fehler zu erkennen/ in
dem man ihn durch seine eigene Geständniß da-
hin bringet/ daß er den Ursprung desselben zu
begreiffen anfängt/ und also durch eine süsse Ge-
walt getrieben entweder seinen Jrrthum wie-
derruffen/ oder sich selbst widersprechen/ oder
aus Scham stillschweigen muß.

33. Derowegen ist diese Methode auch die
älteste/
und lange zuvor in Schwange gewesen/
ehe die Aristotelische Syllogismus. Kunst auffge-
kommen; Massen denn des Platonis Schriff-
ten/ und was Xenophon von des Socratis
Lehre hinterlassen/ solches sattsam bezeugen. Ja

es
S 5

anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen.
wir allbereit in der Lateiniſchen Introduction
ausfuͤhrlicher geredet/ dahin wir uns umb Kuͤr-
tze willen wollen bezogen haben.

32. Was ferner das Diſputiren durch Fra-
gen und Antworten
betrifft/ iſt dieſelbe wohl
unſtreitig die beſte/ weil auff gleiche Weiſe die
Wahrheit bey uns ſelbſten nebſt denen Jrrthuͤ-
mern erkennet wird/ wie wir im erſten Capitel
erwieſen haben/ da wir von dem Nutzen der
Dubitation gehandelt/ und weil allbereit auch
im andern Capitel ausfuͤhrlich dargethan wor-
den/ daß keine beſſere Lehr-Art als dieſe ſey/ zu-
geſchweigen/ daß dadurch der Jrrende gleichſam
genoͤthiget wird/ ſeinen Fehler zu erkennen/ in
dem man ihn durch ſeine eigene Geſtaͤndniß da-
hin bringet/ daß er den Urſprung deſſelben zu
begreiffen anfaͤngt/ und alſo durch eine ſuͤſſe Ge-
walt getrieben entweder ſeinen Jrrthum wie-
derruffen/ oder ſich ſelbſt widerſprechen/ oder
aus Scham ſtillſchweigen muß.

33. Derowegen iſt dieſe Methode auch die
aͤlteſte/
und lange zuvor in Schwange geweſen/
ehe die Ariſtoteliſche Syllogiſmus. Kunſt auffge-
kommen; Maſſen denn des Platonis Schriff-
ten/ und was Xenophon von des Socratis
Lehre hinterlaſſen/ ſolches ſattſam bezeugen. Ja

es
S 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0307" n="281"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">anderer Jrrthu&#x0364;mer zu widerlegen.</hi></fw><lb/>
wir allbereit in der Lateini&#x017F;chen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Introduction</hi></hi><lb/>
ausfu&#x0364;hrlicher geredet/ dahin wir uns umb Ku&#x0364;r-<lb/>
tze willen wollen bezogen haben.</p><lb/>
        <p>32. Was ferner das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Di&#x017F;putir</hi></hi>en <hi rendition="#fr">durch Fra-<lb/>
gen und Antworten</hi> betrifft/ i&#x017F;t die&#x017F;elbe wohl<lb/>
un&#x017F;treitig <hi rendition="#fr">die be&#x017F;te/</hi> weil auff gleiche Wei&#x017F;e die<lb/>
Wahrheit bey uns &#x017F;elb&#x017F;ten neb&#x017F;t denen Jrrthu&#x0364;-<lb/>
mern erkennet wird/ wie wir im er&#x017F;ten Capitel<lb/>
erwie&#x017F;en haben/ da wir von dem Nutzen der<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Dubitation</hi></hi> gehandelt/ und weil allbereit auch<lb/>
im andern Capitel ausfu&#x0364;hrlich dargethan wor-<lb/>
den/ daß keine be&#x017F;&#x017F;ere Lehr-Art als die&#x017F;e &#x017F;ey/ zu-<lb/>
ge&#x017F;chweigen/ daß dadurch der Jrrende gleich&#x017F;am<lb/>
geno&#x0364;thiget wird/ &#x017F;einen Fehler zu erkennen/ in<lb/>
dem man ihn durch &#x017F;eine eigene Ge&#x017F;ta&#x0364;ndniß da-<lb/>
hin bringet/ daß er den Ur&#x017F;prung de&#x017F;&#x017F;elben zu<lb/>
begreiffen anfa&#x0364;ngt/ und al&#x017F;o durch eine &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Ge-<lb/>
walt getrieben entweder &#x017F;einen Jrrthum wie-<lb/>
derruffen/ oder &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t wider&#x017F;prechen/ oder<lb/>
aus Scham &#x017F;till&#x017F;chweigen muß.</p><lb/>
        <p>33. Derowegen i&#x017F;t die&#x017F;e <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Methode</hi></hi> auch <hi rendition="#fr">die<lb/>
a&#x0364;lte&#x017F;te/</hi> und lange zuvor in Schwange gewe&#x017F;en/<lb/>
ehe die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ari&#x017F;toteli</hi></hi>&#x017F;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Syllogi&#x017F;mus.</hi></hi> Kun&#x017F;t auffge-<lb/>
kommen; Ma&#x017F;&#x017F;en denn des <hi rendition="#aq">Platonis</hi> Schriff-<lb/>
ten/ und was <hi rendition="#aq">Xenophon</hi> von des <hi rendition="#aq">Socratis</hi><lb/>
Lehre hinterla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;olches &#x017F;att&#x017F;am bezeugen. Ja<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">S</hi> 5</fw><fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0307] anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen. wir allbereit in der Lateiniſchen Introduction ausfuͤhrlicher geredet/ dahin wir uns umb Kuͤr- tze willen wollen bezogen haben. 32. Was ferner das Diſputiren durch Fra- gen und Antworten betrifft/ iſt dieſelbe wohl unſtreitig die beſte/ weil auff gleiche Weiſe die Wahrheit bey uns ſelbſten nebſt denen Jrrthuͤ- mern erkennet wird/ wie wir im erſten Capitel erwieſen haben/ da wir von dem Nutzen der Dubitation gehandelt/ und weil allbereit auch im andern Capitel ausfuͤhrlich dargethan wor- den/ daß keine beſſere Lehr-Art als dieſe ſey/ zu- geſchweigen/ daß dadurch der Jrrende gleichſam genoͤthiget wird/ ſeinen Fehler zu erkennen/ in dem man ihn durch ſeine eigene Geſtaͤndniß da- hin bringet/ daß er den Urſprung deſſelben zu begreiffen anfaͤngt/ und alſo durch eine ſuͤſſe Ge- walt getrieben entweder ſeinen Jrrthum wie- derruffen/ oder ſich ſelbſt widerſprechen/ oder aus Scham ſtillſchweigen muß. 33. Derowegen iſt dieſe Methode auch die aͤlteſte/ und lange zuvor in Schwange geweſen/ ehe die Ariſtoteliſche Syllogiſmus. Kunſt auffge- kommen; Maſſen denn des Platonis Schriff- ten/ und was Xenophon von des Socratis Lehre hinterlaſſen/ ſolches ſattſam bezeugen. Ja es S 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/307
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/307>, abgerufen am 21.11.2024.