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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 5. H. Von der Geschickligkeit
es ist auch lange nach Aristotele dieselbe ge-
braucht worden/ wie solches nicht nur unter
denen Jüden die Disputationes die sie mit
Christo
gehalten/ an den Tag geben/ sondern
es weisen es auch unterschiedene Sophisterey-
en
selbst/ die in der Aristotelischen Logic vor-
kommen/ die in der Syllogismus-Kunst keinen
Nutzen haben; Als: Fallacia plurium inter-
rogationum; Fallacia compositionis & divi-
sionis, &c.

34. Ob auch schon nicht zu läugnen/ daß
auch diese Weise zu disputiren ihrem Mißbrau-
che unterworffen sey/ und auff unterschiedene
Weise ein Sophiste suchen könne einen unge-
übten zu verführen; So sind doch dieselben so
handgreifflich/
und lange so vielen Subtilitä-
ten zu verstehen nicht unterworffen/ als die So-
phist
ereyen wider die Syllogismus-Kunst/ daß
also dieselbigen ein jeder Mensch/ der nur einen
guten natürlichen Verstand hat und sich nicht
übereylet/ er sey von was Stande oder Ge-
schlecht er wolle/ gar leichte begreiffen und sich
dafür hüten kan.

35. Ferner ob wohl ein Mensch/ der an sei-
nen Jrrthümern allzusehr hänget/ und dieselbi-
gen nicht verlassen wil/ vermittelst dieser Dispu-

tir-

Das 5. H. Von der Geſchickligkeit
es iſt auch lange nach Ariſtotele dieſelbe ge-
braucht worden/ wie ſolches nicht nur unter
denen Juͤden die Diſputationes die ſie mit
Chriſto
gehalten/ an den Tag geben/ ſondern
es weiſen es auch unterſchiedene Sophiſterey-
en
ſelbſt/ die in der Ariſtoteliſchen Logic vor-
kommen/ die in der Syllogiſmus-Kunſt keinen
Nutzen haben; Als: Fallacia plurium inter-
rogationum; Fallacia compoſitionis & divi-
ſionis, &c.

34. Ob auch ſchon nicht zu laͤugnen/ daß
auch dieſe Weiſe zu diſputiren ihrem Mißbrau-
che unterworffen ſey/ und auff unterſchiedene
Weiſe ein Sophiſte ſuchen koͤnne einen unge-
uͤbten zu verfuͤhren; So ſind doch dieſelben ſo
handgreifflich/
und lange ſo vielen Subtilitaͤ-
ten zu verſtehen nicht unterworffen/ als die So-
phiſt
ereyen wider die Syllogiſmus-Kunſt/ daß
alſo dieſelbigen ein jeder Menſch/ der nur einen
guten natuͤrlichen Verſtand hat und ſich nicht
uͤbereylet/ er ſey von was Stande oder Ge-
ſchlecht er wolle/ gar leichte begreiffen und ſich
dafuͤr huͤten kan.

35. Ferner ob wohl ein Menſch/ der an ſei-
nen Jrrthuͤmern allzuſehr haͤnget/ und dieſelbi-
gen nicht verlaſſen wil/ vermittelſt dieſer Diſpu-

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[282/0308] Das 5. H. Von der Geſchickligkeit es iſt auch lange nach Ariſtotele dieſelbe ge- braucht worden/ wie ſolches nicht nur unter denen Juͤden die Diſputationes die ſie mit Chriſto gehalten/ an den Tag geben/ ſondern es weiſen es auch unterſchiedene Sophiſterey- en ſelbſt/ die in der Ariſtoteliſchen Logic vor- kommen/ die in der Syllogiſmus-Kunſt keinen Nutzen haben; Als: Fallacia plurium inter- rogationum; Fallacia compoſitionis & divi- ſionis, &c. 34. Ob auch ſchon nicht zu laͤugnen/ daß auch dieſe Weiſe zu diſputiren ihrem Mißbrau- che unterworffen ſey/ und auff unterſchiedene Weiſe ein Sophiſte ſuchen koͤnne einen unge- uͤbten zu verfuͤhren; So ſind doch dieſelben ſo handgreifflich/ und lange ſo vielen Subtilitaͤ- ten zu verſtehen nicht unterworffen/ als die So- phiſtereyen wider die Syllogiſmus-Kunſt/ daß alſo dieſelbigen ein jeder Menſch/ der nur einen guten natuͤrlichen Verſtand hat und ſich nicht uͤbereylet/ er ſey von was Stande oder Ge- ſchlecht er wolle/ gar leichte begreiffen und ſich dafuͤr huͤten kan. 35. Ferner ob wohl ein Menſch/ der an ſei- nen Jrrthuͤmern allzuſehr haͤnget/ und dieſelbi- gen nicht verlaſſen wil/ vermittelſt dieſer Diſpu- tir-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/308>, abgerufen am 21.11.2024.