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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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anderer Jrrthümer zu widerlegen.
tir-Art nicht gezwungen werden kan/ seinen
Jrrthumb zu bekennen/ so muß er sich doch ent-
weder resolviren/ aus Scham zu verstummen/
oder zum Gelächter auch des gemeinen und
ungelehrten Volcks zu werden/ da hinge-
gen theil bey der Disputir-Kunst ein Kerl der
bartnäckigt ist und mit dunckelen Distinctionen
auszuwischen sucht oder ins Gelach hinein
schreyet/ gemeiniglich je unverschämter er ist/
je mehr Schein-Ehre er auch unter denen/
die sich für Gelehrte halten/ davon zutragen
pfleget.

36. Wenn man endlich in Schrifften di-
sputir
et/ so schickt sich weder die Syllogisterey/
noch die Methode durch Fragen und Ant-
worten
darinnen zu gebrauchen. Denn die-
ses letzte gehet deßhalben nicht an/ weil der Ge-
gner nicht
gegenwärtig ist/ daß er mir antwor-
ten könne. Jenes aber ist auch unter denen/ die
sonst viel von der Syllogisterey halten/ schon etli-
che Jahre her für allzuverdrießlich und unange-
nehm gehalten worden/ weil man in Schrifften
mehr mit Gelehrten als mit Schülern zu thun
hat/ und werden solcher gestalt auch gemeinig-
lich solche Schrifften/ darinnen auff allen Sei-
ten formale Syllogismi zu lesen sind/ von denen

Gelehr-

anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen.
tir-Art nicht gezwungen werden kan/ ſeinen
Jrrthumb zu bekennen/ ſo muß er ſich doch ent-
weder reſolviren/ aus Scham zu verſtum̃en/
oder zum Gelaͤchter auch des gemeinen und
ungelehrten Volcks zu werden/ da hinge-
gen theil bey der Diſputir-Kunſt ein Kerl der
bartnaͤckigt iſt und mit dunckelen Diſtinctionen
auszuwiſchen ſucht oder ins Gelach hinein
ſchreyet/ gemeiniglich je unverſchaͤmter er iſt/
je mehr Schein-Ehre er auch unter denen/
die ſich fuͤr Gelehrte halten/ davon zutragen
pfleget.

36. Wenn man endlich in Schrifften di-
ſputir
et/ ſo ſchickt ſich weder die Syllogiſterey/
noch die Methode durch Fragen und Ant-
worten
darinnen zu gebrauchen. Denn die-
ſes letzte gehet deßhalben nicht an/ weil der Ge-
gner nicht
gegenwaͤrtig iſt/ daß er mir antwor-
ten koͤnne. Jenes aber iſt auch unter denen/ die
ſonſt viel von der Syllogiſterey halten/ ſchon etli-
che Jahre her fuͤr allzuverdrießlich und unange-
nehm gehalten worden/ weil man in Schrifften
mehr mit Gelehrten als mit Schuͤlern zu thun
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[283/0309] anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen. tir-Art nicht gezwungen werden kan/ ſeinen Jrrthumb zu bekennen/ ſo muß er ſich doch ent- weder reſolviren/ aus Scham zu verſtum̃en/ oder zum Gelaͤchter auch des gemeinen und ungelehrten Volcks zu werden/ da hinge- gen theil bey der Diſputir-Kunſt ein Kerl der bartnaͤckigt iſt und mit dunckelen Diſtinctionen auszuwiſchen ſucht oder ins Gelach hinein ſchreyet/ gemeiniglich je unverſchaͤmter er iſt/ je mehr Schein-Ehre er auch unter denen/ die ſich fuͤr Gelehrte halten/ davon zutragen pfleget. 36. Wenn man endlich in Schrifften di- ſputiret/ ſo ſchickt ſich weder die Syllogiſterey/ noch die Methode durch Fragen und Ant- worten darinnen zu gebrauchen. Denn die- ſes letzte gehet deßhalben nicht an/ weil der Ge- gner nicht gegenwaͤrtig iſt/ daß er mir antwor- ten koͤnne. Jenes aber iſt auch unter denen/ die ſonſt viel von der Syllogiſterey halten/ ſchon etli- che Jahre her fuͤr allzuverdrießlich und unange- nehm gehalten worden/ weil man in Schrifften mehr mit Gelehrten als mit Schuͤlern zu thun hat/ und werden ſolcher geſtalt auch gemeinig- lich ſolche Schrifften/ darinnen auff allen Sei- ten formale Syllogiſmi zu leſen ſind/ von denen Gelehr-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/309>, abgerufen am 21.11.2024.