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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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anderer Jrrthümer zu widerlegen.
dieser sein falscher Satz ohnmöglich mit ei-
ner andern gemeinern Wahrheit/
die er
gleichfalls für wahr mit uns hält/ könne con-
nectir
et werden.

43. So viel den ersten Weg anlanget/
gründet sich derselbige darinnen/ daß zwar aus
einem falschen Satze etliche wenige Wahrheiten
auch gefolgert werden können; aber doch noth-
wendig auch viele Jrrthümer daraus herfliessen
müssen; Da hingegen aus einer Wahrheit/
wenn die Folgerungen recht eingerichtet wer-
den/ nichts als Wahrheiten können hergeleitet
werden. Und also giebet es die gesunde Ver-
nunfft/ daß/ wo ich einem andern darthun kan/
daß nur eine einige falsche Meynung aus seinem
Grund-Satze folge/ derselbige nicht wahr/ son-
dern falsch seyn müsse.

44. Der andere Weg gründet sich darin-
nen/ daß doch allezeit die Jrrenden/ wenn sie
nicht Sceptici seyn/ nothwendig eine Grund-
Wahrheit mit uns überein haben müssen. Weil
denn durchgehends Wahrheit mit Wahrheit
verknüpffet ist/ und die prima falsa unmöglich
mit andern Wahrheiten verknüpfft werden
können/ so kan es nicht fehlen/ es muß ein

Jrren-

anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen.
dieſer ſein falſcher Satz ohnmoͤglich mit ei-
ner andern gemeinern Wahrheit/
die er
gleichfalls fuͤr wahr mit uns haͤlt/ koͤnne con-
nectir
et werden.

43. So viel den erſten Weg anlanget/
gruͤndet ſich derſelbige darinnen/ daß zwar aus
einem falſchen Satze etliche wenige Wahrheiten
auch gefolgert werden koͤnnen; aber doch noth-
wendig auch viele Jrrthuͤmer daraus herflieſſen
muͤſſen; Da hingegen aus einer Wahrheit/
wenn die Folgerungen recht eingerichtet wer-
den/ nichts als Wahrheiten koͤnnen hergeleitet
werden. Und alſo giebet es die geſunde Ver-
nunfft/ daß/ wo ich einem andern darthun kan/
daß nur eine einige falſche Meynung aus ſeinem
Grund-Satze folge/ derſelbige nicht wahr/ ſon-
dern falſch ſeyn muͤſſe.

44. Der andere Weg gruͤndet ſich darin-
nen/ daß doch allezeit die Jrrenden/ wenn ſie
nicht Sceptici ſeyn/ nothwendig eine Grund-
Wahrheit mit uns uͤberein haben muͤſſen. Weil
denn durchgehends Wahrheit mit Wahrheit
verknuͤpffet iſt/ und die prima falſa unmoͤglich
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[287/0313] anderer Jrrthuͤmer zu widerlegen. dieſer ſein falſcher Satz ohnmoͤglich mit ei- ner andern gemeinern Wahrheit/ die er gleichfalls fuͤr wahr mit uns haͤlt/ koͤnne con- nectiret werden. 43. So viel den erſten Weg anlanget/ gruͤndet ſich derſelbige darinnen/ daß zwar aus einem falſchen Satze etliche wenige Wahrheiten auch gefolgert werden koͤnnen; aber doch noth- wendig auch viele Jrrthuͤmer daraus herflieſſen muͤſſen; Da hingegen aus einer Wahrheit/ wenn die Folgerungen recht eingerichtet wer- den/ nichts als Wahrheiten koͤnnen hergeleitet werden. Und alſo giebet es die geſunde Ver- nunfft/ daß/ wo ich einem andern darthun kan/ daß nur eine einige falſche Meynung aus ſeinem Grund-Satze folge/ derſelbige nicht wahr/ ſon- dern falſch ſeyn muͤſſe. 44. Der andere Weg gruͤndet ſich darin- nen/ daß doch allezeit die Jrrenden/ wenn ſie nicht Sceptici ſeyn/ nothwendig eine Grund- Wahrheit mit uns uͤberein haben muͤſſen. Weil denn durchgehends Wahrheit mit Wahrheit verknuͤpffet iſt/ und die prima falſa unmoͤglich mit andern Wahrheiten verknuͤpfft werden koͤnnen/ ſo kan es nicht fehlen/ es muß ein Jrren-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/313>, abgerufen am 24.11.2024.