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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 1. H. von der Geschickligkeit
culciren für Fantasten/ wo nicht gar für schädli-
che Ketzer geachtet werden.

134. Es stecken aber hierunter hauptsäch-
lich drey axiomata welche zu der Selbst-Er-
kentniß erfordert werden. (1.) Siehe unter
dich/ was zwischen dir und denen
Bestien
für ein Unterschied sey; Das ist: erhebe dich
aus dem Elende/ darein dich die praejudicia von
Jugend auff gesetzet/ und fast elender als die
Bestien gemacht haben/ und lerne wie du die
Gesundheit deines Leibs erhalten/ deine Affe-
cten
dämpffen/ und dich in eine rechte Ge-
müths-Ruhe setzen mögest.

135. (2.) Siehe neben dich/ was zwischen
dir und andern Menschenfür eine Gleich-
heit und Unterscheid sey;
Das ist: betrachte
deine Pflicht mit denen du allen Menschen die
mit dir in einer Gesellschafft leben/ verpflichtet
bist/ und lerne die Boßheit der Welt kennen/ damit
du dich für derselben so viel möglich/ hüten kanst.

136. (3.) Siehe über dich auff GOtt;
das ist: - - - Aber hier muß die Ver-
nunfft schweigen/ und die Erklärung des Axi-
omatis
der Gottes-Gelarheit überlassen.

137. Alle diese drey Theile der wahren
Weißheit beziehen sich auff den dreyfachen

Stand

Das 1. H. von der Geſchickligkeit
culciren fuͤr Fantaſten/ wo nicht gar fuͤr ſchaͤdli-
che Ketzer geachtet werden.

134. Es ſtecken aber hierunter hauptſaͤch-
lich drey axiomata welche zu der Selbſt-Er-
kentniß erfordert werden. (1.) Siehe unter
dich/ was zwiſchen dir und denen
Beſtien
fuͤr ein Unterſchied ſey; Das iſt: erhebe dich
aus dem Elende/ darein dich die præjudicia von
Jugend auff geſetzet/ und faſt elender als die
Beſtien gemacht haben/ und lerne wie du die
Geſundheit deines Leibs erhalten/ deine Affe-
cten
daͤmpffen/ und dich in eine rechte Ge-
muͤths-Ruhe ſetzen moͤgeſt.

135. (2.) Siehe neben dich/ was zwiſchen
dir und andern Menſchenfuͤr eine Gleich-
heit und Unterſcheid ſey;
Das iſt: betrachte
deine Pflicht mit denen du allen Menſchen die
mit dir in einer Geſellſchafft leben/ verpflichtet
biſt/ und leꝛne die Boßheit deꝛ Welt keñen/ damit
du dich fuͤr derſelbẽ ſo viel moͤglich/ huͤten kanſt.

136. (3.) Siehe uͤber dich auff GOtt;
das iſt: ‒ ‒ ‒ Aber hier muß die Ver-
nunfft ſchweigen/ und die Erklaͤrung des Axi-
omatis
der Gottes-Gelarheit uͤberlaſſen.

137. Alle dieſe drey Theile der wahren
Weißheit beziehen ſich auff den dreyfachen

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[66/0092] Das 1. H. von der Geſchickligkeit culciren fuͤr Fantaſten/ wo nicht gar fuͤr ſchaͤdli- che Ketzer geachtet werden. 134. Es ſtecken aber hierunter hauptſaͤch- lich drey axiomata welche zu der Selbſt-Er- kentniß erfordert werden. (1.) Siehe unter dich/ was zwiſchen dir und denen Beſtien fuͤr ein Unterſchied ſey; Das iſt: erhebe dich aus dem Elende/ darein dich die præjudicia von Jugend auff geſetzet/ und faſt elender als die Beſtien gemacht haben/ und lerne wie du die Geſundheit deines Leibs erhalten/ deine Affe- cten daͤmpffen/ und dich in eine rechte Ge- muͤths-Ruhe ſetzen moͤgeſt. 135. (2.) Siehe neben dich/ was zwiſchen dir und andern Menſchenfuͤr eine Gleich- heit und Unterſcheid ſey; Das iſt: betrachte deine Pflicht mit denen du allen Menſchen die mit dir in einer Geſellſchafft leben/ verpflichtet biſt/ und leꝛne die Boßheit deꝛ Welt keñen/ damit du dich fuͤr derſelbẽ ſo viel moͤglich/ huͤten kanſt. 136. (3.) Siehe uͤber dich auff GOtt; das iſt: ‒ ‒ ‒ Aber hier muß die Ver- nunfft ſchweigen/ und die Erklaͤrung des Axi- omatis der Gottes-Gelarheit uͤberlaſſen. 137. Alle dieſe drey Theile der wahren Weißheit beziehen ſich auff den dreyfachen Stand

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/92>, abgerufen am 21.11.2024.