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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 6. Hauptstück von denen
ben in weiterer distantz/ und unter diesen drey-
en Sinnen immer bey einem weiter als bey
dem andern erkennet werden.

54. Dieweil auch ein Mensch ein subtiler
oder schärffer Gesicht/ Gehör/ Geruch/ u s. w.
hat als der andere/ so erfordert auch der eine
nothwendig eine nähere distantz derer obje-
ctorum,
als der andere.

55. Jedoch ist auch bey diesen drey letzten
Sinnen allezeit zu Erlangung einer deutli-
chen Erkäntnüß an besten/ wenn die objecta
so nahe sind/ als möglich/ und es die sen-
soria
ertragen können.

56. Hiernächst/ weil bey dem Gesicht/ Ge-
hör und Geruch ordentlich einige Lufft zwi-
schen dem sensorio und dem objecto ist/
durch derer Bewegung die schemata zu dem
sensorio gebracht werden/ welche auch deß-
wegen medium sentiendi pflegt genennet zu
werden/ so ist auch nöthig/ daß dieselbige ihre
ordentliche Beschaffenheit erhalte/ das ist/ daß
sie genung Licht habe/ nicht zu dicke sey/ und
die schemata durch eine wiedrige Bewe-
gung
nicht von uns wegführe.

57. Nachdem auch GOtt einer jeden sub-
stan
tz viel accidentia, die durch die Sinne be-

griffen

Das 6. Hauptſtuͤck von denen
ben in weiterer diſtantz/ und unter dieſen drey-
en Sinnen immer bey einem weiter als bey
dem andern erkennet werden.

54. Dieweil auch ein Menſch ein ſubtiler
oder ſchaͤrffer Geſicht/ Gehoͤr/ Geruch/ u ſ. w.
hat als der andere/ ſo erfordert auch der eine
nothwendig eine naͤhere diſtantz derer obje-
ctorum,
als der andere.

55. Jedoch iſt auch bey dieſen drey letzten
Sinnen allezeit zu Erlangung einer deutli-
chen Erkaͤntnuͤß an beſten/ wenn die objecta
ſo nahe ſind/ als moͤglich/ und es die ſen-
ſoria
ertragen koͤnnen.

56. Hiernaͤchſt/ weil bey dem Geſicht/ Ge-
hoͤr und Geruch ordentlich einige Lufft zwi-
ſchen dem ſenſorio und dem objecto iſt/
durch derer Bewegung die ſchemata zu dem
ſenſorio gebracht werden/ welche auch deß-
wegen medium ſentiendi pflegt genennet zu
werden/ ſo iſt auch noͤthig/ daß dieſelbige ihre
ordentliche Beſchaffenheit erhalte/ das iſt/ daß
ſie genung Licht habe/ nicht zu dicke ſey/ und
die ſchemata durch eine wiedrige Bewe-
gung
nicht von uns wegfuͤhre.

57. Nachdem auch GOtt einer jeden ſub-
ſtan
tz viel accidentia, die durch die Sinne be-

griffen
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[164/0182] Das 6. Hauptſtuͤck von denen ben in weiterer diſtantz/ und unter dieſen drey- en Sinnen immer bey einem weiter als bey dem andern erkennet werden. 54. Dieweil auch ein Menſch ein ſubtiler oder ſchaͤrffer Geſicht/ Gehoͤr/ Geruch/ u ſ. w. hat als der andere/ ſo erfordert auch der eine nothwendig eine naͤhere diſtantz derer obje- ctorum, als der andere. 55. Jedoch iſt auch bey dieſen drey letzten Sinnen allezeit zu Erlangung einer deutli- chen Erkaͤntnuͤß an beſten/ wenn die objecta ſo nahe ſind/ als moͤglich/ und es die ſen- ſoria ertragen koͤnnen. 56. Hiernaͤchſt/ weil bey dem Geſicht/ Ge- hoͤr und Geruch ordentlich einige Lufft zwi- ſchen dem ſenſorio und dem objecto iſt/ durch derer Bewegung die ſchemata zu dem ſenſorio gebracht werden/ welche auch deß- wegen medium ſentiendi pflegt genennet zu werden/ ſo iſt auch noͤthig/ daß dieſelbige ihre ordentliche Beſchaffenheit erhalte/ das iſt/ daß ſie genung Licht habe/ nicht zu dicke ſey/ und die ſchemata durch eine wiedrige Bewe- gung nicht von uns wegfuͤhre. 57. Nachdem auch GOtt einer jeden ſub- ſtantz viel accidentia, die durch die Sinne be- griffen

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/182>, abgerufen am 21.11.2024.