Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

ersten und unbeweißlichen Warh.
druckungen in mein Gehirne geschehen/ und
der Verstand des Menschen so viel refle-
xiones
darüber mache.

73. Nun aber hat ein jeder Mensch das
Vermögen/ einjedwedes Ding in tausend klei-
ne Theile mit seinen Gedancken zu theilen/
und diese Theile gegen einander so wohl auch
das gantze mit tausend andern gantzen/ und die
Theile jenes mit dieser ihren Theilen zu con-
feri
ren.

74. Diese Theilung und Zusammense-
tzung kan von denen Sinnen nicht herrühren/
weil diese lauter individua ohne einige Ord-
nung/ und zwar jedes gantz vorstellen.

75. Dannenhero muß diese Theilung und
combinirung nothwendig ein actus purus
der Gedancken seyn/ der durch die schlechte
Eindruckung nicht gerühret wird/ wie die lei-
denden Gedancken/ sondern der theils vorhe-
ro in dem Vermögen des Menschen gewesen
(welches er mit denen sinnlichen und leiden-
den Gedancken gemein hat) theils auch nach
geschehener Eindrückung nicht wieder Wil-
len gleichsam/ (wie die reflexion) sondern
aus einiger Willkühr des Menschen entstehet.

76. Dieweil aber diese Eintheilung und

Zusam-
L 5

erſten und unbeweißlichen Warh.
druckungen in mein Gehirne geſchehen/ und
der Verſtand des Menſchen ſo viel refle-
xiones
daruͤber mache.

73. Nun aber hat ein jeder Menſch das
Vermoͤgen/ einjedwedes Ding in tauſend klei-
ne Theile mit ſeinen Gedancken zu theilen/
und dieſe Theile gegen einander ſo wohl auch
das gantze mit tauſend andern gantzen/ und die
Theile jenes mit dieſer ihren Theilen zu con-
feri
ren.

74. Dieſe Theilung und Zuſammenſe-
tzung kan von denen Sinnen nicht herruͤhren/
weil dieſe lauter individua ohne einige Ord-
nung/ und zwar jedes gantz vorſtellen.

75. Dannenhero muß dieſe Theilung und
combinirung nothwendig ein actus purus
der Gedancken ſeyn/ der durch die ſchlechte
Eindruckung nicht geruͤhret wird/ wie die lei-
denden Gedancken/ ſondern der theils vorhe-
ro in dem Vermoͤgen des Menſchen geweſen
(welches er mit denen ſinnlichen und leiden-
den Gedancken gemein hat) theils auch nach
geſchehener Eindruͤckung nicht wieder Wil-
len gleichſam/ (wie die reflexion) ſondern
aus einiger Willkuͤhr des Menſchen entſtehet.

76. Dieweil aber dieſe Eintheilung und

Zuſam-
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0187" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">er&#x017F;ten und unbeweißlichen Warh.</hi></fw><lb/>
druckungen in mein Gehirne ge&#x017F;chehen/ und<lb/>
der Ver&#x017F;tand des Men&#x017F;chen &#x017F;o viel <hi rendition="#aq">refle-<lb/>
xiones</hi> daru&#x0364;ber mache.</p><lb/>
        <p>73. Nun aber hat ein jeder Men&#x017F;ch das<lb/>
Vermo&#x0364;gen/ einjedwedes Ding in tau&#x017F;end klei-<lb/>
ne Theile mit &#x017F;einen Gedancken <hi rendition="#fr">zu theilen/</hi><lb/>
und die&#x017F;e Theile gegen einander &#x017F;o wohl auch<lb/>
das gantze mit tau&#x017F;end andern gantzen/ und die<lb/>
Theile jenes mit die&#x017F;er ihren Theilen <hi rendition="#fr">zu</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">con-<lb/>
feri</hi></hi>ren.</p><lb/>
        <p>74. Die&#x017F;e Theilung und Zu&#x017F;ammen&#x017F;e-<lb/>
tzung kan von denen <hi rendition="#fr">Sinnen</hi> nicht herru&#x0364;hren/<lb/>
weil die&#x017F;e lauter <hi rendition="#aq">individua</hi> ohne einige Ord-<lb/>
nung/ und zwar jedes gantz vor&#x017F;tellen.</p><lb/>
        <p>75. Dannenhero muß die&#x017F;e Theilung und<lb/><hi rendition="#aq">combini</hi>rung nothwendig <hi rendition="#fr">ein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">actus purus</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">der Gedancken</hi> &#x017F;eyn/ der durch die &#x017F;chlechte<lb/>
Eindruckung nicht geru&#x0364;hret wird/ wie die lei-<lb/>
denden Gedancken/ &#x017F;ondern der theils vorhe-<lb/>
ro in dem Vermo&#x0364;gen des Men&#x017F;chen gewe&#x017F;en<lb/>
(welches er mit denen &#x017F;innlichen und leiden-<lb/>
den Gedancken gemein hat) theils auch nach<lb/>
ge&#x017F;chehener Eindru&#x0364;ckung nicht wieder Wil-<lb/>
len gleich&#x017F;am/ (wie die <hi rendition="#aq">reflexion</hi>) &#x017F;ondern<lb/>
aus einiger Willku&#x0364;hr des Men&#x017F;chen ent&#x017F;tehet.</p><lb/>
        <p>76. Dieweil aber die&#x017F;e Eintheilung und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Zu&#x017F;am-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0187] erſten und unbeweißlichen Warh. druckungen in mein Gehirne geſchehen/ und der Verſtand des Menſchen ſo viel refle- xiones daruͤber mache. 73. Nun aber hat ein jeder Menſch das Vermoͤgen/ einjedwedes Ding in tauſend klei- ne Theile mit ſeinen Gedancken zu theilen/ und dieſe Theile gegen einander ſo wohl auch das gantze mit tauſend andern gantzen/ und die Theile jenes mit dieſer ihren Theilen zu con- feriren. 74. Dieſe Theilung und Zuſammenſe- tzung kan von denen Sinnen nicht herruͤhren/ weil dieſe lauter individua ohne einige Ord- nung/ und zwar jedes gantz vorſtellen. 75. Dannenhero muß dieſe Theilung und combinirung nothwendig ein actus purus der Gedancken ſeyn/ der durch die ſchlechte Eindruckung nicht geruͤhret wird/ wie die lei- denden Gedancken/ ſondern der theils vorhe- ro in dem Vermoͤgen des Menſchen geweſen (welches er mit denen ſinnlichen und leiden- den Gedancken gemein hat) theils auch nach geſchehener Eindruͤckung nicht wieder Wil- len gleichſam/ (wie die reflexion) ſondern aus einiger Willkuͤhr des Menſchen entſtehet. 76. Dieweil aber dieſe Eintheilung und Zuſam- L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/187
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/187>, abgerufen am 21.11.2024.