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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 11. H. von denen unterschied.
stehe/ so wenig begreifft er auch das Wesen der
materiae primae.

56. Der finis oder die Endursache der
substantzen dependiret von dem Willen des
Schöpffers her. Und weil der Mensch von
jener so viel die euserlichen substantzen anlan-
get/ keine natürliche gewisse Erkäntnüß hat/ so
ist auch die Erkäntnüß von denen finibus nur
wahrscheinlich.

57. Wolte man auch gleich sagen/ daß die
fines rerum in ihren Würckungen oder effe-
ctibus
und in dem Nutzen/ den sie den Men-
schen leisteten/ bestünden/ so würde man doch
dadurch unsern Satz nicht umstossen.

58. Denn zugeschweigen/ daß es sehr war-
scheinlich/ daß der Menschliche Nutz nicht
der vornehmste Zweck aller andern Geschöpf-
fe sey/ so hat auch der Mensch keine Erkäntnüß
von dem Nutzen/ der ihn durch euserliche sub-
stan
tzen wiederfähret/ als per experientiam
aliorum vel inductionem,
die beyderseits
nur eine Wahrscheinligkeit würcken.

59. So ist es auch mit den Würckungen
der substantien nicht anders beschaffen.
Denn sie sind so vielerley Verenderungen
unterworffen/ daß sie zu keiner demonstra-

tion

Das 11. H. von denen unterſchied.
ſtehe/ ſo wenig begreifft er auch das Weſen der
materiæ primæ.

56. Der finis oder die Endurſache der
ſubſtantzen dependiret von dem Willen des
Schoͤpffers her. Und weil der Menſch von
jener ſo viel die euſerlichen ſubſtantzen anlan-
get/ keine natuͤrliche gewiſſe Erkaͤntnuͤß hat/ ſo
iſt auch die Erkaͤntnuͤß von denen finibus nur
wahrſcheinlich.

57. Wolte man auch gleich ſagen/ daß die
fines rerum in ihren Wuͤrckungen oder effe-
ctibus
und in dem Nutzen/ den ſie den Men-
ſchen leiſteten/ beſtuͤnden/ ſo wuͤrde man doch
dadurch unſern Satz nicht umſtoſſen.

58. Denn zugeſchweigen/ daß es ſehr war-
ſcheinlich/ daß der Menſchliche Nutz nicht
der vornehmſte Zweck aller andern Geſchoͤpf-
fe ſey/ ſo hat auch der Menſch keine Erkaͤntnuͤß
von dem Nutzen/ der ihn durch euſerliche ſub-
ſtan
tzen wiederfaͤhret/ als per experientiam
aliorum vel inductionem,
die beyderſeits
nur eine Wahrſcheinligkeit wuͤrcken.

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der ſubſtantien nicht anders beſchaffen.
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[254/0272] Das 11. H. von denen unterſchied. ſtehe/ ſo wenig begreifft er auch das Weſen der materiæ primæ. 56. Der finis oder die Endurſache der ſubſtantzen dependiret von dem Willen des Schoͤpffers her. Und weil der Menſch von jener ſo viel die euſerlichen ſubſtantzen anlan- get/ keine natuͤrliche gewiſſe Erkaͤntnuͤß hat/ ſo iſt auch die Erkaͤntnuͤß von denen finibus nur wahrſcheinlich. 57. Wolte man auch gleich ſagen/ daß die fines rerum in ihren Wuͤrckungen oder effe- ctibus und in dem Nutzen/ den ſie den Men- ſchen leiſteten/ beſtuͤnden/ ſo wuͤrde man doch dadurch unſern Satz nicht umſtoſſen. 58. Denn zugeſchweigen/ daß es ſehr war- ſcheinlich/ daß der Menſchliche Nutz nicht der vornehmſte Zweck aller andern Geſchoͤpf- fe ſey/ ſo hat auch der Menſch keine Erkaͤntnuͤß von dem Nutzen/ der ihn durch euſerliche ſub- ſtantzen wiederfaͤhret/ als per experientiam aliorum vel inductionem, die beyderſeits nur eine Wahrſcheinligkeit wuͤrcken. 59. So iſt es auch mit den Wuͤrckungen der ſubſtantien nicht anders beſchaffen. Denn ſie ſind ſo vielerley Verenderungen unterworffen/ daß ſie zu keiner demonſtra- tion

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/272>, abgerufen am 30.11.2024.