Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
(2.) nicht vielmehr Nutzen gehabt/ die neuern
Secten zuerzehlen/ umb die Vortreffligkeit der
Cartesianischen Lehre darzuthun/ (3.) ware
denn Aristoteles bald anfangs unter denen
Christen der Vorgänger derer Philosophen,
und wo läßt denn der Autor den langwieri-
gen Flor der Platonischen Philosophie bey
denen Vätern der ersten Kirchen/ (4.) wenn
er deßhalben nicht für nöthig hält/ von denen
Philosophischen Sectis bey denen Christen
was ausführliches zugedencken/ weil ich es
schon zur gnüge gethan/ so muß er ja selbst ge-
stehbn/ daß seine excerpta, die er aus Raeo
gemacht/ unnöhtig gewesen; Denu ich habe
auch von denen Sectis Graecorum ja so aus-
führlich referiret als Raeus, zumal wenn man
das 2. Capitel meiner Introduction zu dem er-
sten Capitel mit conferiren will. Oder warum
weiset er mir in denen consectariis nicht/ wor-
innen es Raeus besser getroffen habe/ als ich.
Solte sich nun wohl bey dieser Bewandnüß der
Autor Speciminis nicht ein wenig schämen/
wenn aus dem/ was ich angeführet/ ein jeder
Leser gar deutlich erkennen kan/ daß er die Le-
ctores tacite
bereden wollen daß diese Disser-
tatio de Sectis Veterum
seine Arbeit sey/ und

daß

Vorrede.
(2.) nicht vielmehr Nutzen gehabt/ die neuern
Secten zuerzehlen/ umb die Vortreffligkeit der
Carteſianiſchen Lehre darzuthun/ (3.) ware
denn Ariſtoteles bald anfangs unter denen
Chriſten der Vorgaͤnger derer Philoſophen,
und wo laͤßt denn der Autor den langwieri-
gen Flor der Platoniſchen Philoſophie bey
denen Vaͤtern der erſten Kirchen/ (4.) wenn
er deßhalben nicht fuͤr noͤthig haͤlt/ von denen
Philoſophiſchen Sectis bey denen Chriſten
was ausfuͤhrliches zugedencken/ weil ich es
ſchon zur gnuͤge gethan/ ſo muß er ja ſelbſt ge-
ſtehbn/ daß ſeine excerpta, die er aus Raeo
gemacht/ unnoͤhtig geweſen; Denu ich habe
auch von denen Sectis Græcorum ja ſo aus-
fuͤhrlich referiret als Raéus, zumal wenn man
das 2. Capitel meiner Introduction zu dem er-
ſten Capitel mit conferiren will. Oder warum
weiſet er mir in denen conſectariis nicht/ wor-
innen es Raéus beſſer getroffen habe/ als ich.
Solte ſich nun wohl bey dieſer Bewandnuͤß der
Autor Speciminis nicht ein wenig ſchaͤmen/
wenn aus dem/ was ich angefuͤhret/ ein jeder
Leſer gar deutlich erkennen kan/ daß er die Le-
ctores tacitè
bereden wollen daß dieſe Diſſer-
tatio de Sectis Veterum
ſeine Arbeit ſey/ und

daß
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0066" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
(2.) nicht vielmehr Nutzen gehabt/ die neuern<lb/><hi rendition="#aq">Secten</hi> zuerzehlen/ umb die Vortreffligkeit der<lb/><hi rendition="#aq">Carte&#x017F;iani</hi>&#x017F;chen Lehre darzuthun/ (3.) ware<lb/>
denn <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;toteles</hi> bald anfangs unter denen<lb/>
Chri&#x017F;ten der Vorga&#x0364;nger derer <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophen,</hi><lb/>
und wo la&#x0364;ßt denn der <hi rendition="#aq">Autor</hi> den langwieri-<lb/>
gen Flor der <hi rendition="#aq">Platoni</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophie</hi> bey<lb/>
denen Va&#x0364;tern der er&#x017F;ten Kirchen/ (4.) wenn<lb/>
er deßhalben nicht fu&#x0364;r no&#x0364;thig ha&#x0364;lt/ von denen<lb/><hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Sectis</hi> bey denen Chri&#x017F;ten<lb/>
was ausfu&#x0364;hrliches zugedencken/ weil ich es<lb/>
&#x017F;chon zur gnu&#x0364;ge gethan/ &#x017F;o muß er ja &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
&#x017F;tehbn/ daß &#x017F;eine <hi rendition="#aq">excerpta,</hi> die er aus <hi rendition="#aq">Raeo</hi><lb/>
gemacht/ unno&#x0364;htig gewe&#x017F;en; Denu ich habe<lb/>
auch von denen <hi rendition="#aq">Sectis Græcorum</hi> ja &#x017F;o aus-<lb/>
fu&#x0364;hrlich <hi rendition="#aq">referi</hi>ret als <hi rendition="#aq">Raéus,</hi> zumal wenn man<lb/>
das 2. Capitel meiner <hi rendition="#aq">Introduction</hi> zu dem er-<lb/>
&#x017F;ten Capitel mit <hi rendition="#aq">conferi</hi>ren will. Oder warum<lb/>
wei&#x017F;et er mir in denen <hi rendition="#aq">con&#x017F;ectariis</hi> nicht/ wor-<lb/>
innen es <hi rendition="#aq">Raéus</hi> be&#x017F;&#x017F;er getroffen habe/ als ich.<lb/>
Solte &#x017F;ich nun wohl bey die&#x017F;er Bewandnu&#x0364;ß der<lb/><hi rendition="#aq">Autor Speciminis</hi> nicht ein wenig &#x017F;cha&#x0364;men/<lb/>
wenn aus dem/ was ich angefu&#x0364;hret/ ein jeder<lb/>
Le&#x017F;er gar deutlich erkennen kan/ daß er die <hi rendition="#aq">Le-<lb/>
ctores tacitè</hi> bereden wollen daß die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
tatio de Sectis Veterum</hi> &#x017F;eine Arbeit &#x017F;ey/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[48/0066] Vorrede. (2.) nicht vielmehr Nutzen gehabt/ die neuern Secten zuerzehlen/ umb die Vortreffligkeit der Carteſianiſchen Lehre darzuthun/ (3.) ware denn Ariſtoteles bald anfangs unter denen Chriſten der Vorgaͤnger derer Philoſophen, und wo laͤßt denn der Autor den langwieri- gen Flor der Platoniſchen Philoſophie bey denen Vaͤtern der erſten Kirchen/ (4.) wenn er deßhalben nicht fuͤr noͤthig haͤlt/ von denen Philoſophiſchen Sectis bey denen Chriſten was ausfuͤhrliches zugedencken/ weil ich es ſchon zur gnuͤge gethan/ ſo muß er ja ſelbſt ge- ſtehbn/ daß ſeine excerpta, die er aus Raeo gemacht/ unnoͤhtig geweſen; Denu ich habe auch von denen Sectis Græcorum ja ſo aus- fuͤhrlich referiret als Raéus, zumal wenn man das 2. Capitel meiner Introduction zu dem er- ſten Capitel mit conferiren will. Oder warum weiſet er mir in denen conſectariis nicht/ wor- innen es Raéus beſſer getroffen habe/ als ich. Solte ſich nun wohl bey dieſer Bewandnuͤß der Autor Speciminis nicht ein wenig ſchaͤmen/ wenn aus dem/ was ich angefuͤhret/ ein jeder Leſer gar deutlich erkennen kan/ daß er die Le- ctores tacitè bereden wollen daß dieſe Diſſer- tatio de Sectis Veterum ſeine Arbeit ſey/ und daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/66
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/66>, abgerufen am 24.11.2024.