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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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verstanden werden, was er cap. 2. §. 10. 12. 13. cap. 3. §. 13. usque ad 18. item §. 26. 27. 28. von der Vernunfft und Verstande so daher schwatzt. Da nun der arme Mensch die gesunde Vernunfft, die ihm der wahre GOtt verliehen, sich und ihn vernünfftiger Weise zu erkennen, auch den vernünfftigen Begriff der Grund-Lehren das wahre von dem falschen, das Gute von dem Bösen zu entscheiden, so zu sagen muthwillig weggeschmissen und sich selbst verblendet, die dem gantzen menschlichen Geschlecht von der Geburt an anhangende thörichte und gar offte mehr als bestialische Begierden, für die gesunde von GOtt dem Menschen verliehene Vernunfft gehalten, und sich sein etwa melancholisches und sanguinisches Temperament zu Unterdrückung des wenigen natürlichen judicii verleiten, auch auff denen Reisen, oder auch wohl noch zu Hause durch leider allenthaben verborgene Atheisten und mit denenselben gepflogener vertraute conversation, auch Lesung des bekanten Atheisten Spinosae Schrifften verführen lassen, ist es nicht zu verwundern, daß ihn GOTT aus gerechten Gerichte in einen verkehrten Sinn gegeben, daß er nemlich aus solchen Atheistischen principiis dahin verfallen, daß er ferner cap. I. §. 3. p. 9. gelehret, man müsse die Meinungen von der Gottheit, sie möchten auch beschaffen seyn, wie sie wolten, nicht auslachen noch schelten, vielweniger mit Haß, Landes-Verweisung, Feuer und Schwerdt verfolgen; Ingleichen cap. eod. §. 8. & 9. p. 10. daß die Geschöpffe alleine seine Bibel wären, und viele Lästerungen wieder die heilige göttliche Schrifft, ja Christum den Heyland selbst ausgestossen, §. 14. und 15. p. 13. das ewige Leben verleugnet, §. 15. mit offenbahrer handgreiflicher confusion einer kindlichen und knechtischen Furcht behauptet, daß die Furcht GOttes ohne Haß desselben nicht bestehen könte, und daß also keine Sünde, noch Sünder in der Welt, folglich auch kein Erlöser und Seeligmacher von nöthen wäre, mithin aber die Historie vom Stand der Unschuld für ein Mährlein ausgegeben, und §. 19. p. 15. sich berühmet, daß er sehr selten und nur denen Menschen zu gefallen oder aus Gewohnheit betete, auch seinen Ungott weder um Gesundheit noch Glück noch um das zeitliche, vielweniger um das ewige Leben, als welches er nicht glaubete, bäte, ja daß er sich nicht gescheuet, frey heraus zu bekennen §. 21. p. 17. daß er nach der Politischen (nemlich der Atheistischen und simulirten) Schein-Religion bey den Türcken sich zur Türckischen, bey Jüden zur Jüdischen, und bey den Christlichen Secten sich zu einer jeden Secte- und Religion bekenne; cap. 3. §. 39. in fine p. 37. nicht undeutlich auff eine Pharisäische Metempsychosin verfallen; cap. 4. §. 4. sequentibus p. 39.

verstanden werden, was er cap. 2. §. 10. 12. 13. cap. 3. §. 13. usque ad 18. item §. 26. 27. 28. von der Vernunfft und Verstande so daher schwatzt. Da nun der arme Mensch die gesunde Vernunfft, die ihm der wahre GOtt verliehen, sich und ihn vernünfftiger Weise zu erkennen, auch den vernünfftigen Begriff der Grund-Lehren das wahre von dem falschen, das Gute von dem Bösen zu entscheiden, so zu sagen muthwillig weggeschmissen und sich selbst verblendet, die dem gantzen menschlichen Geschlecht von der Geburt an anhangende thörichte und gar offte mehr als bestialische Begierden, für die gesunde von GOtt dem Menschen verliehene Vernunfft gehalten, und sich sein etwa melancholisches und sanguinisches Temperament zu Unterdrückung des wenigen natürlichen judicii verleiten, auch auff denen Reisen, oder auch wohl noch zu Hause durch leider allenthaben verborgene Atheisten und mit denenselben gepflogener vertraute conversation, auch Lesung des bekanten Atheisten Spinosae Schrifften verführen lassen, ist es nicht zu verwundern, daß ihn GOTT aus gerechten Gerichte in einen verkehrten Sinn gegeben, daß er nemlich aus solchen Atheistischen principiis dahin verfallen, daß er ferner cap. I. §. 3. p. 9. gelehret, man müsse die Meinungen von der Gottheit, sie möchten auch beschaffen seyn, wie sie wolten, nicht auslachen noch schelten, vielweniger mit Haß, Landes-Verweisung, Feuer und Schwerdt verfolgen; Ingleichen cap. eod. §. 8. & 9. p. 10. daß die Geschöpffe alleine seine Bibel wären, und viele Lästerungen wieder die heilige göttliche Schrifft, ja Christum den Heyland selbst ausgestossen, §. 14. und 15. p. 13. das ewige Leben verleugnet, §. 15. mit offenbahrer handgreiflicher confusion einer kindlichen und knechtischen Furcht behauptet, daß die Furcht GOttes ohne Haß desselben nicht bestehen könte, und daß also keine Sünde, noch Sünder in der Welt, folglich auch kein Erlöser und Seeligmacher von nöthen wäre, mithin aber die Historie vom Stand der Unschuld für ein Mährlein ausgegeben, und §. 19. p. 15. sich berühmet, daß er sehr selten und nur denen Menschen zu gefallen oder aus Gewohnheit betete, auch seinen Ungott weder um Gesundheit noch Glück noch um das zeitliche, vielweniger um das ewige Leben, als welches er nicht glaubete, bäte, ja daß er sich nicht gescheuet, frey heraus zu bekennen §. 21. p. 17. daß er nach der Politischen (nemlich der Atheistischen und simulirten) Schein-Religion bey den Türcken sich zur Türckischen, bey Jüden zur Jüdischen, und bey den Christlichen Secten sich zu einer jeden Secte- und Religion bekenne; cap. 3. §. 39. in fine p. 37. nicht undeutlich auff eine Pharisäische Metempsychosin verfallen; cap. 4. §. 4. sequentibus p. 39.

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verstanden werden, was er cap. 2. §. 10. 12. 13. cap.                      3. §. 13. usque ad 18. item §. 26. 27. 28. von der Vernunfft und Verstande so                      daher schwatzt. Da nun der arme Mensch die gesunde Vernunfft, die ihm der wahre                      GOtt verliehen, sich und ihn vernünfftiger Weise zu erkennen, auch den                      vernünfftigen Begriff der Grund-Lehren das wahre von dem falschen, das Gute von                      dem Bösen zu entscheiden, so zu sagen muthwillig weggeschmissen und sich selbst                      verblendet, die dem gantzen menschlichen Geschlecht von der Geburt an anhangende                      thörichte und gar offte mehr als bestialische Begierden, für die gesunde von                      GOtt dem Menschen verliehene Vernunfft gehalten, und sich sein etwa                      melancholisches und sanguinisches Temperament zu Unterdrückung des wenigen                      natürlichen judicii verleiten, auch auff denen Reisen, oder auch wohl noch zu                      Hause durch leider allenthaben verborgene Atheisten und mit denenselben                      gepflogener vertraute conversation, auch Lesung des bekanten Atheisten Spinosae                      Schrifften verführen lassen, ist es nicht zu verwundern, daß ihn GOTT aus                      gerechten Gerichte in einen verkehrten Sinn gegeben, daß er nemlich aus solchen                      Atheistischen principiis dahin verfallen, daß er ferner cap. I. §. 3. p. 9.                      gelehret, man müsse die Meinungen von der Gottheit, sie möchten auch beschaffen                      seyn, wie sie wolten, nicht auslachen noch schelten, vielweniger mit Haß,                      Landes-Verweisung, Feuer und Schwerdt verfolgen; Ingleichen cap. eod. §. 8.                      &amp; 9. p. 10. daß die Geschöpffe alleine seine Bibel wären, und viele                      Lästerungen wieder die heilige göttliche Schrifft, ja Christum den Heyland                      selbst ausgestossen, §. 14. und 15. p. 13. das ewige Leben verleugnet, §. 15.                      mit offenbahrer handgreiflicher confusion einer kindlichen und knechtischen                      Furcht behauptet, daß die Furcht GOttes ohne Haß desselben nicht bestehen könte,                      und daß also keine Sünde, noch Sünder in der Welt, folglich auch kein Erlöser                      und Seeligmacher von nöthen wäre, mithin aber die Historie vom Stand der                      Unschuld für ein Mährlein ausgegeben, und §. 19. p. 15. sich berühmet, daß er                      sehr selten und nur denen Menschen zu gefallen oder aus Gewohnheit betete, auch                      seinen Ungott weder um Gesundheit noch Glück noch um das zeitliche, vielweniger                      um das ewige Leben, als welches er nicht glaubete, bäte, ja daß er sich nicht                      gescheuet, frey heraus zu bekennen §. 21. p. 17. daß er nach der Politischen                      (nemlich der Atheistischen und simulirten) Schein-Religion bey den Türcken sich                      zur Türckischen, bey Jüden zur Jüdischen, und bey den Christlichen Secten sich                      zu einer jeden Secte- und Religion bekenne; cap. 3. §. 39. in fine p. 37. nicht                      undeutlich auff eine Pharisäische Metempsychosin verfallen; cap. 4. §. 4.                      sequentibus p. 39.
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[255/0271] verstanden werden, was er cap. 2. §. 10. 12. 13. cap. 3. §. 13. usque ad 18. item §. 26. 27. 28. von der Vernunfft und Verstande so daher schwatzt. Da nun der arme Mensch die gesunde Vernunfft, die ihm der wahre GOtt verliehen, sich und ihn vernünfftiger Weise zu erkennen, auch den vernünfftigen Begriff der Grund-Lehren das wahre von dem falschen, das Gute von dem Bösen zu entscheiden, so zu sagen muthwillig weggeschmissen und sich selbst verblendet, die dem gantzen menschlichen Geschlecht von der Geburt an anhangende thörichte und gar offte mehr als bestialische Begierden, für die gesunde von GOtt dem Menschen verliehene Vernunfft gehalten, und sich sein etwa melancholisches und sanguinisches Temperament zu Unterdrückung des wenigen natürlichen judicii verleiten, auch auff denen Reisen, oder auch wohl noch zu Hause durch leider allenthaben verborgene Atheisten und mit denenselben gepflogener vertraute conversation, auch Lesung des bekanten Atheisten Spinosae Schrifften verführen lassen, ist es nicht zu verwundern, daß ihn GOTT aus gerechten Gerichte in einen verkehrten Sinn gegeben, daß er nemlich aus solchen Atheistischen principiis dahin verfallen, daß er ferner cap. I. §. 3. p. 9. gelehret, man müsse die Meinungen von der Gottheit, sie möchten auch beschaffen seyn, wie sie wolten, nicht auslachen noch schelten, vielweniger mit Haß, Landes-Verweisung, Feuer und Schwerdt verfolgen; Ingleichen cap. eod. §. 8. & 9. p. 10. daß die Geschöpffe alleine seine Bibel wären, und viele Lästerungen wieder die heilige göttliche Schrifft, ja Christum den Heyland selbst ausgestossen, §. 14. und 15. p. 13. das ewige Leben verleugnet, §. 15. mit offenbahrer handgreiflicher confusion einer kindlichen und knechtischen Furcht behauptet, daß die Furcht GOttes ohne Haß desselben nicht bestehen könte, und daß also keine Sünde, noch Sünder in der Welt, folglich auch kein Erlöser und Seeligmacher von nöthen wäre, mithin aber die Historie vom Stand der Unschuld für ein Mährlein ausgegeben, und §. 19. p. 15. sich berühmet, daß er sehr selten und nur denen Menschen zu gefallen oder aus Gewohnheit betete, auch seinen Ungott weder um Gesundheit noch Glück noch um das zeitliche, vielweniger um das ewige Leben, als welches er nicht glaubete, bäte, ja daß er sich nicht gescheuet, frey heraus zu bekennen §. 21. p. 17. daß er nach der Politischen (nemlich der Atheistischen und simulirten) Schein-Religion bey den Türcken sich zur Türckischen, bey Jüden zur Jüdischen, und bey den Christlichen Secten sich zu einer jeden Secte- und Religion bekenne; cap. 3. §. 39. in fine p. 37. nicht undeutlich auff eine Pharisäische Metempsychosin verfallen; cap. 4. §. 4. sequentibus p. 39.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/271>, abgerufen am 21.11.2024.