Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.cum tamen satius sit ex verbis Levit. 18. asserere, quod conjugia etiam in linea collaterali ibi prohibita lege universali sint illegitima, quamvis eadem errore, vel alia ratione de facto contracta indulgentia Principis tolerari possint, &c. Und aber hieraus allenthalben erhellet, daß die in rationibus dubitandi wieder ihn gemachten objectiones aus einem blossen Mißverstand hergerühret, als wenn nehmlich derselbe diese incestus insgesam ex lege positiva particulari seu forensi deriviret, auch dem Landes-Herrn potestatem, in denenselben nach Gefallen zu dispensiren, gegeben hätte, welches doch alles nicht nur seiner gantzen Disputation, sondern auch denen Vorstehenden daraus excerpirten locis schnurstracks zuwieder ist, und wir dannenhero für unnöthig erachten ad singula membra derer rationum dubitandi zu antworten, sondern uns disfalls auff die in der uns communicirten Beantwortung sub E. von ihme gethane Erklährung beziehen: endlich auch bey dieser ihm gemachten Controvers wohl zu beobachten, daß, wenn dessen einmahl censirte und gedruckte Disputation sub praetextu laesae ab ipso pietatis, honestatis ac reverentiae Principi debitae, ihm zuhalten untersaget werden solte, nicht nur derselbige, sondern auch mit ihm alle diejenigen, die es mit ihm hielten, beschimpffet uud pro impiis & infamibus declariret werden würden, woraus nichts anders, als grosse Weiterung und Unruhe für die dortige gantze Universität entstehen dürffte, in dem gantze Theologische und Juristische Lutherische Facultäten, auch andere berühmte Theologi & JCti es in vielen Stücken mit ihm halten, oder doch von denen rationibus dubitandi in vielen Stücken dissentiren; massen dann anderer von ihm selbst allegirter Autorum, (worunter doch C. 2. §. 18. auch der Imperator Justinianus und Petrus Gregorius Tholosanus, ingleichen c. 2. §. 27. Carpzovius, Beustius und Lynckerus sind,) zugeschweigen, der berühmte Leipziger Theologus Schertzerus System. Theol. Loc. 9. de Lege §. 9. & Loc. 27. de Conjugio § 6. nicht allein Legem moralem in moralem naturalem, quae etiam intuitu Dei sit in dispensabilis, & moralem positivam, quae saltem intuitu hominum sit indispensabilis, eintheilet, sondern auch gar deutlich setzet, quod gradus Levit. 18. prohibiti non prohibiti sint lege morali natarali, sed lege morali positiva, welches eben das Gesetze ist, daß derselbe Universalem positivam nennet; ferner der berühmte Tübingische Theologus Johannes Adamus Osiander ad Grot. l. 2. C. 5. th. 9. Obs. 3. p. 748. statuiret, institutionem primaevam conjuginon esse jus naturae, sed legem positivam und ad th. 12. d. Cap p. 767. seqq. fugam incestus, quae ex pudore naturali vel horrore affectum, & exemplis mutorum animantium deducatur, non arguere incestum esse naturae lege illicitum, dem der jetzige Churfürstliche Brandenburgische Hochansehnliche Abgesandter zu Regenspurg Herr Henniges in seinem notis ad Grotium l. 2. C. 5. §. 12. p. 477. beypflichtet, auch gar deutlich weiset, daß was man de fuga incestus aus cum tamen satius sit ex verbis Levit. 18. asserere, quod conjugia etiam in linea collaterali ibi prohibita lege universali sint illegitima, quamvis eadem errore, vel alia ratione de facto contracta indulgentia Principis tolerari possint, &c. Und aber hieraus allenthalben erhellet, daß die in rationibus dubitandi wieder ihn gemachten objectiones aus einem blossen Mißverstand hergerühret, als wenn nehmlich derselbe diese incestus insgesam ex lege positiva particulari seu forensi deriviret, auch dem Landes-Herrn potestatem, in denenselben nach Gefallen zu dispensiren, gegeben hätte, welches doch alles nicht nur seiner gantzen Disputation, sondern auch denen Vorstehenden daraus excerpirten locis schnurstracks zuwieder ist, und wir dannenhero für unnöthig erachten ad singula membra derer rationum dubitandi zu antworten, sondern uns disfalls auff die in der uns communicirten Beantwortung sub E. von ihme gethane Erklährung beziehen: endlich auch bey dieser ihm gemachten Controvers wohl zu beobachten, daß, wenn dessen einmahl censirte und gedruckte Disputation sub praetextu laesae ab ipso pietatis, honestatis ac reverentiae Principi debitae, ihm zuhalten untersaget werden solte, nicht nur derselbige, sondern auch mit ihm alle diejenigen, die es mit ihm hielten, beschimpffet uud pro impiis & infamibus declariret werden würden, woraus nichts anders, als grosse Weiterung und Unruhe für die dortige gantze Universität entstehen dürffte, in dem gantze Theologische und Juristische Lutherische Facultäten, auch andere berühmte Theologi & JCti es in vielen Stücken mit ihm halten, oder doch von denen rationibus dubitandi in vielen Stücken dissentiren; massen dann anderer von ihm selbst allegirter Autorum, (worunter doch C. 2. §. 18. auch der Imperator Justinianus und Petrus Gregorius Tholosanus, ingleichen c. 2. §. 27. Carpzovius, Beustius und Lynckerus sind,) zugeschweigen, der berühmte Leipziger Theologus Schertzerus System. Theol. Loc. 9. de Lege §. 9. & Loc. 27. de Conjugio § 6. nicht allein Legem moralem in moralem naturalem, quae etiam intuitu Dei sit in dispensabilis, & moralem positivam, quae saltem intuitu hominum sit indispensabilis, eintheilet, sondern auch gar deutlich setzet, quod gradus Levit. 18. prohibiti non prohibiti sint lege morali natarali, sed lege morali positiva, welches eben das Gesetze ist, daß derselbe Universalem positivam nennet; ferner der berühmte Tübingische Theologus Johannes Adamus Osiander ad Grot. l. 2. C. 5. th. 9. Obs. 3. p. 748. statuiret, institutionem primaevam conjuginon esse jus naturae, sed legem positivam und ad th. 12. d. Cap p. 767. seqq. fugam incestus, quae ex pudore naturali vel horrore affectum, & exemplis mutorum animantium deducatur, non arguere incestum esse naturae lege illicitum, dem der jetzige Churfürstliche Brandenburgische Hochansehnliche Abgesandter zu Regenspurg Herr Henniges in seinem notis ad Grotium l. 2. C. 5. §. 12. p. 477. beypflichtet, auch gar deutlich weiset, daß was man de fuga incestus aus <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0329" n="323"/> cum tamen satius sit ex verbis <hi rendition="#i">Levit. 18</hi>. asserere, quod conjugia etiam in linea collaterali ibi prohibita lege universali sint illegitima, quamvis eadem errore, vel alia ratione de facto contracta indulgentia Principis tolerari possint, &c. Und aber hieraus allenthalben erhellet, daß die in rationibus dubitandi wieder ihn gemachten objectiones aus einem blossen Mißverstand hergerühret, als wenn nehmlich derselbe diese incestus insgesam ex lege positiva particulari seu forensi deriviret, auch dem Landes-Herrn potestatem, in denenselben nach Gefallen zu dispensiren, gegeben hätte, welches doch alles nicht nur seiner gantzen Disputation, sondern auch denen Vorstehenden daraus excerpirten locis schnurstracks zuwieder ist, und wir dannenhero für unnöthig erachten ad singula membra derer rationum dubitandi zu antworten, sondern uns disfalls auff die in der uns communicirten Beantwortung sub E. von ihme gethane Erklährung beziehen: endlich auch bey dieser ihm gemachten Controvers wohl zu beobachten, daß, wenn dessen einmahl censirte und gedruckte Disputation sub praetextu laesae ab ipso pietatis, honestatis ac reverentiae Principi debitae, ihm zuhalten untersaget werden solte, nicht nur derselbige, sondern auch mit ihm alle diejenigen, die es mit ihm hielten, beschimpffet uud pro impiis & infamibus declariret werden würden, woraus nichts anders, als grosse Weiterung und Unruhe für die dortige gantze Universität entstehen dürffte, in dem gantze Theologische und Juristische Lutherische Facultäten, auch andere berühmte Theologi & JCti es in vielen Stücken mit ihm halten, oder doch von denen rationibus dubitandi in vielen Stücken dissentiren; massen dann anderer von ihm selbst allegirter Autorum, (worunter doch <hi rendition="#i">C. 2. §. 18</hi>. auch der Imperator Justinianus und Petrus Gregorius Tholosanus, ingleichen <hi rendition="#i">c. 2. §. 27</hi>. 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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/329>, abgerufen am 26.06.2024. |