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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724.

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Neigung, von seinen Adversariis gelobet zu werden, und was ich davon in vorigen paragrapho gemeldet, bestärcken wird. Ich war gleich damahls als der Herr D. A. in April 1698. den Herrn von Pufendorff in einen Schreiben umb ein Carmen ersuchte, bey diesen zu Berlin. Und konte er sich nicht genug über das Begehren verwundern, erkannte auch gar wohl, daß selbiges kein andres Absehen hätte, als daß die Leute meynen solten, wunder, was ihm daran gelegen wäre, daß er und Herr D. A. nunmehro verglichen wären. Derohalben resolvirte er gleich, ihm dieses Zumuthen höflich und mit guter Manier abzuschlagen. Ich sagte ihm zwar gleich zuvor, daß Herr D. A. als denn auch diesen Brieff würde drucken lassen; er vermeynte aber, er wolte denselben schon dergestalt einrichten, daß Herr D. A. keine Ursache hätte, denselben druck en zu lassen, oder aber, wenn er es ja thun solte, wenig Ehre davon haben würde. Nichts destoweniger aber geschahe es, und wurde dadurch bekräfftiget, daß auch in moralibus & politicis das bekannte Sprichwort seinen guten Nutzen hätte; De gustibus non esse disputandum.

Unvermuthete peinliche Klage des gesamten Ministerii wieder den A. der Monate.

§. XXII. Dem sey aber nun wie ihm wolle, so wiese es der Ausgang, daß der Herr A. deßhalb mit seinen Vergleich so eilete, weil er wohl wuste, daß mir ein heisser Bad zubereitet wäre, zu welchen er unvermerckt seine Hülffe und Beystand würde beytragen, und nichts destoweniger, weil solches durch mündliche vertraute Anhetzungen oder geheime Brieffe nach Hoffe geschehen würde, sich entschuldigen können, daß er sich bey allen diesen neuen motibus MERE PASSIVE verhielte. Ich aber hätte mir eher ich weiß nicht was versehen, als daß ein gantzes und zwar damahliges Ministerium sich über mich beschweren und wegen meiner Monate Hrn. D. A. mit der Klage über mich so zu reden ablösen und die Schildwache übernehmen solten, indem ich in meinen Monaten keine Theologische controversias tractiret hatte, auch wenn ich sonst was ärgerliches darinnen solte begangen haben, doch die geringste gradus admonitionis von ihnen nicht waren observiret worden, zu geschweigen, daß ich den Superintendenten Herrn D. Lehmannen und Herrn Lic. Ittigen für meine wahre Gönner und Freunde hielte, auch, wie die Svite weisen wird, hernach auch in der That also befand, in übrigen andre drey Herren, nemlich Lic. Rivinus, L. Seeligmann und M. Dornfeld meine alte gute Bekandte und Academische Freunde waren, ich auch nebst Herrn Rivino und Dornfelden ein Collegium Oratorium in der teutschen Sprache gestifftet hatte, das wo es nicht noch jetzo währet, doch noch

Neigung, von seinen Adversariis gelobet zu werden, und was ich davon in vorigen paragrapho gemeldet, bestärcken wird. Ich war gleich damahls als der Herr D. A. in April 1698. den Herrn von Pufendorff in einen Schreiben umb ein Carmen ersuchte, bey diesen zu Berlin. Und konte er sich nicht genug über das Begehren verwundern, erkañte auch gar wohl, daß selbiges kein andres Absehen hätte, als daß die Leute meynen solten, wunder, was ihm daran gelegen wäre, daß er und Herr D. A. nunmehro verglichen wären. Derohalben resolvirte er gleich, ihm dieses Zumuthen höflich und mit guter Manier abzuschlagen. Ich sagte ihm zwar gleich zuvor, daß Herr D. A. als denn auch diesen Brieff würde drucken lassen; er vermeynte aber, er wolte denselben schon dergestalt einrichten, daß Herr D. A. keine Ursache hätte, denselben druck en zu lassen, oder aber, wenn er es ja thun solte, wenig Ehre davon haben würde. Nichts destoweniger aber geschahe es, und wurde dadurch bekräfftiget, daß auch in moralibus & politicis das bekañte Sprichwort seinen guten Nutzen hätte; De gustibus non esse disputandum.

Unvermuthete peinliche Klage des gesamten Ministerii wieder den A. der Monate.

§. XXII. Dem sey aber nun wie ihm wolle, so wiese es der Ausgang, daß der Herr A. deßhalb mit seinen Vergleich so eilete, weil er wohl wuste, daß mir ein heisser Bad zubereitet wäre, zu welchen er unvermerckt seine Hülffe und Beystand würde beytragen, und nichts destoweniger, weil solches durch mündliche vertraute Anhetzungen oder geheime Brieffe nach Hoffe geschehen würde, sich entschuldigen können, daß er sich bey allen diesen neuen motibus MERE PASSIVE verhielte. Ich aber hätte mir eher ich weiß nicht was versehen, als daß ein gantzes und zwar damahliges Ministerium sich über mich beschweren und wegen meiner Monate Hrn. D. A. mit der Klage über mich so zu reden ablösen und die Schildwache übernehmen solten, indem ich in meinen Monaten keine Theologische controversias tractiret hatte, auch wenn ich sonst was ärgerliches darinnen solte begangen haben, doch die geringste gradus admonitionis von ihnen nicht waren observiret worden, zu geschweigen, daß ich den Superintendenten Herrn D. Lehmannen und Herrn Lic. Ittigen für meine wahre Gönner und Freunde hielte, auch, wie die Svite weisen wird, hernach auch in der That also befand, in übrigen andre drey Herren, nemlich Lic. Rivinus, L. Seeligmann und M. Dornfeld meine alte gute Bekandte und Academische Freunde waren, ich auch nebst Herrn Rivino und Dornfelden ein Collegium Oratorium in der teutschen Sprache gestifftet hatte, das wo es nicht noch jetzo währet, doch noch

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Neigung, von seinen Adversariis gelobet zu werden, und was ich davon in                      vorigen paragrapho gemeldet, bestärcken wird. Ich war gleich damahls als der                      Herr D. A. in April 1698. den Herrn von Pufendorff in einen Schreiben umb ein                      Carmen ersuchte, bey diesen zu Berlin. Und konte er sich nicht genug über das                      Begehren verwundern, erkan&#x0303;te auch gar wohl, daß selbiges kein                      andres Absehen hätte, als daß die Leute meynen solten, wunder, was ihm daran                      gelegen wäre, daß er und Herr D. A. nunmehro verglichen wären. Derohalben                      resolvirte er gleich, ihm dieses Zumuthen höflich und mit guter Manier                      abzuschlagen. Ich sagte ihm zwar gleich zuvor, daß Herr D. A. als denn auch                      diesen Brieff würde drucken lassen; er vermeynte aber, er wolte denselben schon                      dergestalt einrichten, daß Herr D. A. keine Ursache hätte, denselben druck en zu                      lassen, oder aber, wenn er es ja thun solte, wenig Ehre davon haben würde.                      Nichts destoweniger aber geschahe es, und wurde dadurch bekräfftiget, daß auch                      in moralibus &amp; politicis das bekan&#x0303;te Sprichwort seinen                      guten Nutzen hätte; De gustibus non esse disputandum.</p>
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[44/0050] Neigung, von seinen Adversariis gelobet zu werden, und was ich davon in vorigen paragrapho gemeldet, bestärcken wird. Ich war gleich damahls als der Herr D. A. in April 1698. den Herrn von Pufendorff in einen Schreiben umb ein Carmen ersuchte, bey diesen zu Berlin. Und konte er sich nicht genug über das Begehren verwundern, erkañte auch gar wohl, daß selbiges kein andres Absehen hätte, als daß die Leute meynen solten, wunder, was ihm daran gelegen wäre, daß er und Herr D. A. nunmehro verglichen wären. Derohalben resolvirte er gleich, ihm dieses Zumuthen höflich und mit guter Manier abzuschlagen. Ich sagte ihm zwar gleich zuvor, daß Herr D. A. als denn auch diesen Brieff würde drucken lassen; er vermeynte aber, er wolte denselben schon dergestalt einrichten, daß Herr D. A. keine Ursache hätte, denselben druck en zu lassen, oder aber, wenn er es ja thun solte, wenig Ehre davon haben würde. Nichts destoweniger aber geschahe es, und wurde dadurch bekräfftiget, daß auch in moralibus & politicis das bekañte Sprichwort seinen guten Nutzen hätte; De gustibus non esse disputandum. §. XXII. Dem sey aber nun wie ihm wolle, so wiese es der Ausgang, daß der Herr A. deßhalb mit seinen Vergleich so eilete, weil er wohl wuste, daß mir ein heisser Bad zubereitet wäre, zu welchen er unvermerckt seine Hülffe und Beystand würde beytragen, und nichts destoweniger, weil solches durch mündliche vertraute Anhetzungen oder geheime Brieffe nach Hoffe geschehen würde, sich entschuldigen können, daß er sich bey allen diesen neuen motibus MERE PASSIVE verhielte. Ich aber hätte mir eher ich weiß nicht was versehen, als daß ein gantzes und zwar damahliges Ministerium sich über mich beschweren und wegen meiner Monate Hrn. D. A. mit der Klage über mich so zu reden ablösen und die Schildwache übernehmen solten, indem ich in meinen Monaten keine Theologische controversias tractiret hatte, auch wenn ich sonst was ärgerliches darinnen solte begangen haben, doch die geringste gradus admonitionis von ihnen nicht waren observiret worden, zu geschweigen, daß ich den Superintendenten Herrn D. Lehmannen und Herrn Lic. Ittigen für meine wahre Gönner und Freunde hielte, auch, wie die Svite weisen wird, hernach auch in der That also befand, in übrigen andre drey Herren, nemlich Lic. Rivinus, L. Seeligmann und M. Dornfeld meine alte gute Bekandte und Academische Freunde waren, ich auch nebst Herrn Rivino und Dornfelden ein Collegium Oratorium in der teutschen Sprache gestifftet hatte, das wo es nicht noch jetzo währet, doch noch

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Dritter Theil. Halle, 1724, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte03_1724/50>, abgerufen am 09.11.2024.