Den 14. September reiseten wir den Orangebrun- nen (Orange-Fonteyn) und den Eulenkraal (Uyle- Kraal) vorbey nach dem Theebrunnen (Thee-Fonteyn), welches ein Weg von sechs Stunden war. Hierauf ka- men wir den Elennsbrunnen (Elands-Fonteyn) vorbey nach der Saldanhabay, wo wir am folgenden Tage anlangten. Unsere Reitpferde ließen wir auf einem Bauerhofe, und darauf fuhren wir in einem Boote durch den Hafen nach dem Orte über, wo die Compagnie einen Posten hat, wo wir einige Tage blieben.
Die Landbewohner auf dieser Seite vom Cap be- sitzen weder Weinberge noch viel Ackerland; dagegen aber so viel mehr Vieh. Man buttert hier alle Tage in einem Butterfasse, das wie eine Pumpe ist, und die Butter- milch, so vortrefflich sie auch ist, giebt man den Käl- bern und Hunden. An Hausgeräth ist hier ein solcher Mangel, daß die Leute ganz arm daran sind. Viel Wild von allen Arten, Böcke, Enten und dergleichen giebt es hier in Menge. Auf den Inseln in und um die Saldanhabay wächst viel Gras; allein man trifft da gar kein Vieh, weder Schaafe noch Kühe, an. Man fängt da aber Robben (Phocae) in großer Anzahl, aus deren Speck man vorzüglich guten Thran macht. Von den kleinen Robben gebraucht man nur das Fell, und zwar zu Jagdtaschen und Tobaksbeuteln. Die großen wiegen bis vierzehn oder funfzehnhundert Pfund. Vor einiger Zeit hatte sich beym Robbenfange folgende un- glückliche Begebenheit zugetragen: Ein Soldat, der auf diesen Fang ausgesandt war, wollte, da er einen Robben geschossen hatte, und das Thier schon wie todt da lag, ihm die Ader aufschneiden, um ihm das Blut so viel besser abzuzapfen, welches man für nöthig hält, um so viel bessern Thran zu bekommen. Allein das Thier
Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Den 14. September reiſeten wir den Orangebrun- nen (Orange-Fonteyn) und den Eulenkraal (Uyle- Kraal) vorbey nach dem Theebrunnen (Thee-Fonteyn), welches ein Weg von ſechs Stunden war. Hierauf ka- men wir den Elennsbrunnen (Elands-Fonteyn) vorbey nach der Saldanhabay, wo wir am folgenden Tage anlangten. Unſere Reitpferde ließen wir auf einem Bauerhofe, und darauf fuhren wir in einem Boote durch den Hafen nach dem Orte uͤber, wo die Compagnie einen Poſten hat, wo wir einige Tage blieben.
Die Landbewohner auf dieſer Seite vom Cap be- ſitzen weder Weinberge noch viel Ackerland; dagegen aber ſo viel mehr Vieh. Man buttert hier alle Tage in einem Butterfaſſe, das wie eine Pumpe iſt, und die Butter- milch, ſo vortrefflich ſie auch iſt, giebt man den Kaͤl- bern und Hunden. An Hausgeraͤth iſt hier ein ſolcher Mangel, daß die Leute ganz arm daran ſind. Viel Wild von allen Arten, Boͤcke, Enten und dergleichen giebt es hier in Menge. Auf den Inſeln in und um die Saldanhabay waͤchſt viel Gras; allein man trifft da gar kein Vieh, weder Schaafe noch Kuͤhe, an. Man faͤngt da aber Robben (Phocae) in großer Anzahl, aus deren Speck man vorzuͤglich guten Thran macht. Von den kleinen Robben gebraucht man nur das Fell, und zwar zu Jagdtaſchen und Tobaksbeuteln. Die großen wiegen bis vierzehn oder funfzehnhundert Pfund. Vor einiger Zeit hatte ſich beym Robbenfange folgende un- gluͤckliche Begebenheit zugetragen: Ein Soldat, der auf dieſen Fang ausgeſandt war, wollte, da er einen Robben geſchoſſen hatte, und das Thier ſchon wie todt da lag, ihm die Ader aufſchneiden, um ihm das Blut ſo viel beſſer abzuzapfen, welches man fuͤr noͤthig haͤlt, um ſo viel beſſern Thran zu bekommen. Allein das Thier
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Dritte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
Den 14. September reiſeten wir den Orangebrun-
nen (Orange-Fonteyn) und den Eulenkraal (Uyle-
Kraal) vorbey nach dem Theebrunnen (Thee-Fonteyn),
welches ein Weg von ſechs Stunden war. Hierauf ka-
men wir den Elennsbrunnen (Elands-Fonteyn) vorbey nach
der Saldanhabay, wo wir am folgenden Tage anlangten.
Unſere Reitpferde ließen wir auf einem Bauerhofe, und
darauf fuhren wir in einem Boote durch den Hafen nach
dem Orte uͤber, wo die Compagnie einen Poſten hat,
wo wir einige Tage blieben.
Die Landbewohner auf dieſer Seite vom Cap be-
ſitzen weder Weinberge noch viel Ackerland; dagegen aber
ſo viel mehr Vieh. Man buttert hier alle Tage in einem
Butterfaſſe, das wie eine Pumpe iſt, und die Butter-
milch, ſo vortrefflich ſie auch iſt, giebt man den Kaͤl-
bern und Hunden. An Hausgeraͤth iſt hier ein ſolcher
Mangel, daß die Leute ganz arm daran ſind. Viel
Wild von allen Arten, Boͤcke, Enten und dergleichen
giebt es hier in Menge. Auf den Inſeln in und um die
Saldanhabay waͤchſt viel Gras; allein man trifft da gar
kein Vieh, weder Schaafe noch Kuͤhe, an. Man
faͤngt da aber Robben (Phocae) in großer Anzahl, aus
deren Speck man vorzuͤglich guten Thran macht. Von
den kleinen Robben gebraucht man nur das Fell, und
zwar zu Jagdtaſchen und Tobaksbeuteln. Die großen
wiegen bis vierzehn oder funfzehnhundert Pfund. Vor
einiger Zeit hatte ſich beym Robbenfange folgende un-
gluͤckliche Begebenheit zugetragen: Ein Soldat, der
auf dieſen Fang ausgeſandt war, wollte, da er einen
Robben geſchoſſen hatte, und das Thier ſchon wie todt
da lag, ihm die Ader aufſchneiden, um ihm das Blut ſo
viel beſſer abzuzapfen, welches man fuͤr noͤthig haͤlt, um
ſo viel beſſern Thran zu bekommen. Allein das Thier
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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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