Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Reise vom Cap nach Rothesand. lebte noch, und packte ihm die Hand; und indem derKerl dieselbe in Geschwindigkeit wegzog, biß es ihm den Daumen ab, und zog die Sehne weit heraus. Bey meinem Botanisiren stieß ich auf einen todten Tiger, der am Strande lag. Vermuthlich hatte er von einem gif- tigen Kraute gefressen, und darauf Wasser gesucht, war aber, ehe er Wasser angetroffen schon gestürzt. -- Den schwarzen Saft des Blackfisches (Sepia) gebraucht man hier mit Essig vermischt, anstatt schwarzer Tinte. Dieser Wurm hat wirkliche Augen, die ihre Hornhaut, schwarze Haut, Krystalllinse, nebst allen gewöhnlichen Feuchtigkeiten haben. -- Den Saft der Milchdistel oder gemüsartigen Gänsedistel (Sonchus oleraceus) preßt man aus, und bedient sich seiner, um Wunden zu rei- nigen und zu heilen. -- Die große Stiftblume (Albuca major) wächst in dieser Gegend hoch, schlank und schön. Der saftvolle Stengel derselben, dessen Saft etwas schleimig ist, dient den Hottentotten und andern Reisen- den dazu, daß sie ihn aussaugen, um den Durst zu lö- schen. -- Uebrigens sind im Hafen viele Sandbänke, die man bey niedrigem Wasser sehen kann. Von der Saldanhabay reiseten wir nach Thefonteyn Reiſe vom Cap nach Rotheſand. lebte noch, und packte ihm die Hand; und indem derKerl dieſelbe in Geſchwindigkeit wegzog, biß es ihm den Daumen ab, und zog die Sehne weit heraus. Bey meinem Botaniſiren ſtieß ich auf einen todten Tiger, der am Strande lag. Vermuthlich hatte er von einem gif- tigen Kraute gefreſſen, und darauf Waſſer geſucht, war aber, ehe er Waſſer angetroffen ſchon geſtuͤrzt. — Den ſchwarzen Saft des Blackfiſches (Sepia) gebraucht man hier mit Eſſig vermiſcht, anſtatt ſchwarzer Tinte. Dieſer Wurm hat wirkliche Augen, die ihre Hornhaut, ſchwarze Haut, Kryſtalllinſe, nebſt allen gewoͤhnlichen Feuchtigkeiten haben. — Den Saft der Milchdiſtel oder gemuͤsartigen Gaͤnſediſtel (Sonchus oleraceus) preßt man aus, und bedient ſich ſeiner, um Wunden zu rei- nigen und zu heilen. — Die große Stiftblume (Albuca major) waͤchſt in dieſer Gegend hoch, ſchlank und ſchoͤn. Der ſaftvolle Stengel derſelben, deſſen Saft etwas ſchleimig iſt, dient den Hottentotten und andern Reiſen- den dazu, daß ſie ihn ausſaugen, um den Durſt zu loͤ- ſchen. — Uebrigens ſind im Hafen viele Sandbaͤnke, die man bey niedrigem Waſſer ſehen kann. Von der Saldanhabay reiſeten wir nach Thefonteyn <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0165" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Reiſe vom <placeName>Cap</placeName> nach <placeName>Rotheſand</placeName>.</hi></fw><lb/> lebte noch, und packte ihm die Hand; und indem der<lb/> Kerl dieſelbe in Geſchwindigkeit wegzog, biß es ihm den<lb/> Daumen ab, und zog die Sehne weit heraus. Bey<lb/> meinem Botaniſiren ſtieß ich auf einen todten Tiger, der<lb/> am Strande lag. Vermuthlich hatte er von einem gif-<lb/> tigen Kraute gefreſſen, und darauf Waſſer geſucht,<lb/> war aber, ehe er Waſſer angetroffen ſchon geſtuͤrzt. —<lb/> Den ſchwarzen Saft des Blackfiſches (<hi rendition="#aq">Sepia</hi>) gebraucht<lb/> man hier mit Eſſig vermiſcht, anſtatt ſchwarzer Tinte.<lb/> Dieſer Wurm hat wirkliche Augen, die ihre Hornhaut,<lb/> ſchwarze Haut, Kryſtalllinſe, nebſt allen gewoͤhnlichen<lb/> Feuchtigkeiten haben. — Den Saft der Milchdiſtel<lb/> oder gemuͤsartigen Gaͤnſediſtel (<hi rendition="#aq">Sonchus oleraceus</hi>) preßt<lb/> man aus, und bedient ſich ſeiner, um Wunden zu rei-<lb/> nigen und zu heilen. — Die große Stiftblume (<hi rendition="#aq">Albuca<lb/> major</hi>) waͤchſt in dieſer Gegend hoch, ſchlank und ſchoͤn.<lb/> Der ſaftvolle Stengel derſelben, deſſen Saft etwas<lb/> ſchleimig iſt, dient den Hottentotten und andern Reiſen-<lb/> den dazu, daß <choice><sic>ſle</sic><corr>ſie</corr></choice> ihn ausſaugen, um den Durſt zu loͤ-<lb/> ſchen. — Uebrigens ſind im Hafen viele Sandbaͤnke,<lb/> die man bey niedrigem Waſſer ſehen kann.</p><lb/> <p>Von der <placeName>Saldanhabay</placeName> reiſeten wir nach <placeName>Thefonteyn</placeName><lb/> zuruͤck. Unterwegs ſah ich auf einem Bauerhofe mit<lb/> Verwunderung, wie geſchwind und fertig der Bauer die<lb/> Caſtration ſeiner Ochſen verrichtete. An funfzig von<lb/> zwey und einem von drey Jahren wurde dieſe Operation<lb/> in einer Abendſtunde vorgenommen, und zwar auf fol-<lb/> gende Art. Zuerſt legte man dem Ochſen einen Strick<lb/> um die Hoͤrner und einen andern um den einen Hinter-<lb/> fuß, zog ihn ſo um, daß er auf die eine Seite zu Bo-<lb/> den fiel, und band ihm alle vier Fuͤße zuſammen. Als-<lb/> dann durchſchnitt man mit einem Meſſer von außen her<lb/> alle Haͤute bis in den Hoden ſelbſt hinein, faßte den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0165]
Reiſe vom Cap nach Rotheſand.
lebte noch, und packte ihm die Hand; und indem der
Kerl dieſelbe in Geſchwindigkeit wegzog, biß es ihm den
Daumen ab, und zog die Sehne weit heraus. Bey
meinem Botaniſiren ſtieß ich auf einen todten Tiger, der
am Strande lag. Vermuthlich hatte er von einem gif-
tigen Kraute gefreſſen, und darauf Waſſer geſucht,
war aber, ehe er Waſſer angetroffen ſchon geſtuͤrzt. —
Den ſchwarzen Saft des Blackfiſches (Sepia) gebraucht
man hier mit Eſſig vermiſcht, anſtatt ſchwarzer Tinte.
Dieſer Wurm hat wirkliche Augen, die ihre Hornhaut,
ſchwarze Haut, Kryſtalllinſe, nebſt allen gewoͤhnlichen
Feuchtigkeiten haben. — Den Saft der Milchdiſtel
oder gemuͤsartigen Gaͤnſediſtel (Sonchus oleraceus) preßt
man aus, und bedient ſich ſeiner, um Wunden zu rei-
nigen und zu heilen. — Die große Stiftblume (Albuca
major) waͤchſt in dieſer Gegend hoch, ſchlank und ſchoͤn.
Der ſaftvolle Stengel derſelben, deſſen Saft etwas
ſchleimig iſt, dient den Hottentotten und andern Reiſen-
den dazu, daß ſie ihn ausſaugen, um den Durſt zu loͤ-
ſchen. — Uebrigens ſind im Hafen viele Sandbaͤnke,
die man bey niedrigem Waſſer ſehen kann.
Von der Saldanhabay reiſeten wir nach Thefonteyn
zuruͤck. Unterwegs ſah ich auf einem Bauerhofe mit
Verwunderung, wie geſchwind und fertig der Bauer die
Caſtration ſeiner Ochſen verrichtete. An funfzig von
zwey und einem von drey Jahren wurde dieſe Operation
in einer Abendſtunde vorgenommen, und zwar auf fol-
gende Art. Zuerſt legte man dem Ochſen einen Strick
um die Hoͤrner und einen andern um den einen Hinter-
fuß, zog ihn ſo um, daß er auf die eine Seite zu Bo-
den fiel, und band ihm alle vier Fuͤße zuſammen. Als-
dann durchſchnitt man mit einem Meſſer von außen her
alle Haͤute bis in den Hoden ſelbſt hinein, faßte den
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