Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Reise v. Ataquathale durchs Houtniqualand.
ne Backofen in Geschwindigkeit Brot zu backen. Sie
kneten das Mehl auf gewöhnliche Art mit Wasser, bis
ein förmlicher Teig daraus wird. Darauf machen sie
daraus einen dicken Kuchen, den sie in heiße Asche legen
und auch mit heißer Asche bedecken. Von der Hitze wird
dieser Kuchen sogleich durchgebacken; aber auch von der
Asche so verunreiniget, daß man genug zu schrapen hat,
ehe man davon essen kann. -- Die Hütten der Hot-
tentotten in diesen Gegenden sind rund und niedrig, und
dabey mit Strohmatten bedeckt, so daß sie wie Heuhau-
fen aussehen: vorn haben sie eine kleine Oeffnung, ne-
ben welcher das Feuer zu brennen pflegt. Vor dem
Feuer sitzen die Hottentotten allezeit niedergekauert, und
die Weiber legen alsdann ihre viereckige Schamdecke
unter sich. -- Von dem vielen Schmieren und von
der Hitze des Klima bekommen die Hottentottinnen ohne
Ausnahme schlaffe und tief herunterhängende Brüste.
Wenn sie daher ihre Kinder auf dem Rücken tragen,
können sie ihnen sehr bequem die Brust über die Schul-
ter zuwerfen. Nicht selten gleichen ihre Brüste Kala-
bassen, sowohl in Ansehung der Gestalt als der Größe.
Gar ungemein fiel mir gleichwohl ein Weib auf, das so
lange Brüste hatte, daß sie bis auf die Schenkel herab-
hingen: größer habe ich sie bey keinem Hottentottischen
Weibsbilde gesehen.

Sobald der Morgen erschien, machten wir uns
reisefertig, und ritten durch verschiedne Flüsse, als den
Krakocku, Ao, Kukuma und Neisena. Die Wälder,
durch welche wir mußten, waren dicht und voll zackiger
Büsche. Wege gingen gar nicht durch, außer Fußstei-
ge zum Gebrauch der Hottentotten, so daß wir die Hälf-
te Weges zu Fuß gehen oder vielmehr kriechen, und un-
sre Pferde am Zügel hinter uns her leiten mußten. Der

Reiſe v. Ataquathale durchs Houtniqualand.
ne Backofen in Geſchwindigkeit Brot zu backen. Sie
kneten das Mehl auf gewoͤhnliche Art mit Waſſer, bis
ein foͤrmlicher Teig daraus wird. Darauf machen ſie
daraus einen dicken Kuchen, den ſie in heiße Aſche legen
und auch mit heißer Aſche bedecken. Von der Hitze wird
dieſer Kuchen ſogleich durchgebacken; aber auch von der
Aſche ſo verunreiniget, daß man genug zu ſchrapen hat,
ehe man davon eſſen kann. — Die Huͤtten der Hot-
tentotten in dieſen Gegenden ſind rund und niedrig, und
dabey mit Strohmatten bedeckt, ſo daß ſie wie Heuhau-
fen ausſehen: vorn haben ſie eine kleine Oeffnung, ne-
ben welcher das Feuer zu brennen pflegt. Vor dem
Feuer ſitzen die Hottentotten allezeit niedergekauert, und
die Weiber legen alsdann ihre viereckige Schamdecke
unter ſich. — Von dem vielen Schmieren und von
der Hitze des Klima bekommen die Hottentottinnen ohne
Ausnahme ſchlaffe und tief herunterhaͤngende Bruͤſte.
Wenn ſie daher ihre Kinder auf dem Ruͤcken tragen,
koͤnnen ſie ihnen ſehr bequem die Bruſt uͤber die Schul-
ter zuwerfen. Nicht ſelten gleichen ihre Bruͤſte Kala-
baſſen, ſowohl in Anſehung der Geſtalt als der Groͤße.
Gar ungemein fiel mir gleichwohl ein Weib auf, das ſo
lange Bruͤſte hatte, daß ſie bis auf die Schenkel herab-
hingen: groͤßer habe ich ſie bey keinem Hottentottiſchen
Weibsbilde geſehen.

Sobald der Morgen erſchien, machten wir uns
reiſefertig, und ritten durch verſchiedne Fluͤſſe, als den
Krakocku, Ao, Kukuma und Neiſena. Die Waͤlder,
durch welche wir mußten, waren dicht und voll zackiger
Buͤſche. Wege gingen gar nicht durch, außer Fußſtei-
ge zum Gebrauch der Hottentotten, ſo daß wir die Haͤlf-
te Weges zu Fuß gehen oder vielmehr kriechen, und un-
ſre Pferde am Zuͤgel hinter uns her leiten mußten. Der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0195" n="167"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Rei&#x017F;e v. <placeName>Ataquathale</placeName> durchs <placeName>Houtniqualand</placeName>.</hi></fw><lb/>
ne Backofen in Ge&#x017F;chwindigkeit Brot zu backen. Sie<lb/>
kneten das Mehl auf gewo&#x0364;hnliche Art mit Wa&#x017F;&#x017F;er, bis<lb/>
ein fo&#x0364;rmlicher Teig daraus wird. Darauf machen &#x017F;ie<lb/>
daraus einen dicken Kuchen, den &#x017F;ie in heiße A&#x017F;che legen<lb/>
und auch mit heißer A&#x017F;che bedecken. Von der Hitze wird<lb/>
die&#x017F;er Kuchen &#x017F;ogleich durchgebacken; aber auch von der<lb/>
A&#x017F;che &#x017F;o verunreiniget, daß man genug zu &#x017F;chrapen hat,<lb/>
ehe man davon e&#x017F;&#x017F;en kann. &#x2014; Die Hu&#x0364;tten der Hot-<lb/>
tentotten in die&#x017F;en Gegenden &#x017F;ind rund und niedrig, und<lb/>
dabey mit Strohmatten bedeckt, &#x017F;o daß &#x017F;ie wie Heuhau-<lb/>
fen aus&#x017F;ehen: vorn haben &#x017F;ie eine kleine Oeffnung, ne-<lb/>
ben welcher das Feuer zu brennen pflegt. Vor dem<lb/>
Feuer &#x017F;itzen die Hottentotten allezeit niedergekauert, und<lb/>
die Weiber legen alsdann ihre viereckige Schamdecke<lb/>
unter &#x017F;ich. &#x2014; Von dem vielen Schmieren und von<lb/>
der Hitze des Klima bekommen die Hottentottinnen ohne<lb/>
Ausnahme &#x017F;chlaffe und tief herunterha&#x0364;ngende Bru&#x0364;&#x017F;te.<lb/>
Wenn &#x017F;ie daher ihre Kinder auf dem Ru&#x0364;cken tragen,<lb/>
ko&#x0364;nnen &#x017F;ie ihnen &#x017F;ehr bequem die Bru&#x017F;t u&#x0364;ber die Schul-<lb/>
ter zuwerfen. Nicht &#x017F;elten gleichen ihre Bru&#x0364;&#x017F;te Kala-<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;owohl in An&#x017F;ehung der Ge&#x017F;talt als der Gro&#x0364;ße.<lb/>
Gar ungemein fiel mir gleichwohl ein Weib auf, das &#x017F;o<lb/>
lange Bru&#x0364;&#x017F;te hatte, daß &#x017F;ie bis auf die Schenkel herab-<lb/>
hingen: gro&#x0364;ßer habe ich &#x017F;ie bey keinem Hottentotti&#x017F;chen<lb/>
Weibsbilde ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Sobald der Morgen er&#x017F;chien, machten wir uns<lb/>
rei&#x017F;efertig, und ritten durch ver&#x017F;chiedne Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, als den<lb/><placeName>Krakocku</placeName>, <placeName>Ao</placeName>, <placeName>Kukuma</placeName> und <placeName>Nei&#x017F;ena</placeName>. Die Wa&#x0364;lder,<lb/>
durch welche wir mußten, waren dicht und voll zackiger<lb/>
Bu&#x0364;&#x017F;che. Wege gingen gar nicht durch, außer Fuß&#x017F;tei-<lb/>
ge zum Gebrauch der Hottentotten, &#x017F;o daß wir die Ha&#x0364;lf-<lb/>
te Weges zu Fuß gehen oder vielmehr kriechen, und un-<lb/>
&#x017F;re Pferde am Zu&#x0364;gel hinter uns her leiten mußten. Der<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0195] Reiſe v. Ataquathale durchs Houtniqualand. ne Backofen in Geſchwindigkeit Brot zu backen. Sie kneten das Mehl auf gewoͤhnliche Art mit Waſſer, bis ein foͤrmlicher Teig daraus wird. Darauf machen ſie daraus einen dicken Kuchen, den ſie in heiße Aſche legen und auch mit heißer Aſche bedecken. Von der Hitze wird dieſer Kuchen ſogleich durchgebacken; aber auch von der Aſche ſo verunreiniget, daß man genug zu ſchrapen hat, ehe man davon eſſen kann. — Die Huͤtten der Hot- tentotten in dieſen Gegenden ſind rund und niedrig, und dabey mit Strohmatten bedeckt, ſo daß ſie wie Heuhau- fen ausſehen: vorn haben ſie eine kleine Oeffnung, ne- ben welcher das Feuer zu brennen pflegt. Vor dem Feuer ſitzen die Hottentotten allezeit niedergekauert, und die Weiber legen alsdann ihre viereckige Schamdecke unter ſich. — Von dem vielen Schmieren und von der Hitze des Klima bekommen die Hottentottinnen ohne Ausnahme ſchlaffe und tief herunterhaͤngende Bruͤſte. Wenn ſie daher ihre Kinder auf dem Ruͤcken tragen, koͤnnen ſie ihnen ſehr bequem die Bruſt uͤber die Schul- ter zuwerfen. Nicht ſelten gleichen ihre Bruͤſte Kala- baſſen, ſowohl in Anſehung der Geſtalt als der Groͤße. Gar ungemein fiel mir gleichwohl ein Weib auf, das ſo lange Bruͤſte hatte, daß ſie bis auf die Schenkel herab- hingen: groͤßer habe ich ſie bey keinem Hottentottiſchen Weibsbilde geſehen. Sobald der Morgen erſchien, machten wir uns reiſefertig, und ritten durch verſchiedne Fluͤſſe, als den Krakocku, Ao, Kukuma und Neiſena. Die Waͤlder, durch welche wir mußten, waren dicht und voll zackiger Buͤſche. Wege gingen gar nicht durch, außer Fußſtei- ge zum Gebrauch der Hottentotten, ſo daß wir die Haͤlf- te Weges zu Fuß gehen oder vielmehr kriechen, und un- ſre Pferde am Zuͤgel hinter uns her leiten mußten. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/195
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/195>, abgerufen am 18.05.2024.