Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Verschiedne geographische Nachrichten.
wie lockrer Schnee; nur einige Stellen sind hart. Die
Sandlagen bilden sich so, wie der Sand hingewehet wird,
und haben, wie die Schichten der Berge, eine schräge
Lage gegen den Horizont. Einige Lagen sind lockrer, an-
dre dichter, je nachdem der Flugsand mehr oder weniger
rein oder gemischt war, ehe der Regen ihn hart machte.
Diese Lagen gehen entweder in gerader Linie oder wellen-
förmig fort, und der weiße und schwarze Sand, woraus
sie bestehen, sieht in der Ferne wie Agat aus. Jener so-
wohl als dieser wird von der See ausgeworfen. Des
schwarzen Sandes ist weniger als des weißen, aber der
letztere treibt mehr umher, und bildet kleine Hügel. Die
Sandstrecke selbst liegt dem Tafelberge gegen über, und läuft
mit ihm parallel. Ihre Höhe ist fast allenthalben gleich,
und nicht sehr hoch. Auf der Süd-Seite neiget sie sich
allmählig, nach Norden aber ist sie steil. Der Sand
fliegt wie Flugschnee, und manchmahl wird in einem Ta-
ge, jedoch an verschiedenen Stellen, mehr als eines Dau-
mens hoch hinaufgetrieben. Steine, und was sonst im
Wege liegt, wird auf der Süd-Seite nackt gewehet, auf
der Nord-Seite aber wird ein hoher und spitzer Rand
daraus, wie man oft beym Schnee sieht, wenn er auf
dem Felde immer nach einer Seite hingewehet wird.
Auf ähnliche Art scheinen die Schichten in den Bergen
ehemahls von dem Winde und den Wellen gebildet zu
seyn, und eben derselben Ursache, nämlich den beyden
hier herrschenden Winden, ihren Ursprung zu danken zu
haben.

Je öfter ich die Gegend um das Cap durchreisete,
desto fester überzeugte ich mich, daß das ganze Vorgebirge
der guten Hoffnung
nichts anders als ein Berg sey.
Denn die Rücken der Berge, sowohl die größten, als die
kleinsten, erstrecken sich alle ohne Ausnahme von Süd-

Verſchiedne geographiſche Nachrichten.
wie lockrer Schnee; nur einige Stellen ſind hart. Die
Sandlagen bilden ſich ſo, wie der Sand hingewehet wird,
und haben, wie die Schichten der Berge, eine ſchraͤge
Lage gegen den Horizont. Einige Lagen ſind lockrer, an-
dre dichter, je nachdem der Flugſand mehr oder weniger
rein oder gemiſcht war, ehe der Regen ihn hart machte.
Dieſe Lagen gehen entweder in gerader Linie oder wellen-
foͤrmig fort, und der weiße und ſchwarze Sand, woraus
ſie beſtehen, ſieht in der Ferne wie Agat aus. Jener ſo-
wohl als dieſer wird von der See ausgeworfen. Des
ſchwarzen Sandes iſt weniger als des weißen, aber der
letztere treibt mehr umher, und bildet kleine Huͤgel. Die
Sandſtrecke ſelbſt liegt dem Tafelberge gegen uͤber, und laͤuft
mit ihm parallel. Ihre Hoͤhe iſt faſt allenthalben gleich,
und nicht ſehr hoch. Auf der Suͤd-Seite neiget ſie ſich
allmaͤhlig, nach Norden aber iſt ſie ſteil. Der Sand
fliegt wie Flugſchnee, und manchmahl wird in einem Ta-
ge, jedoch an verſchiedenen Stellen, mehr als eines Dau-
mens hoch hinaufgetrieben. Steine, und was ſonſt im
Wege liegt, wird auf der Suͤd-Seite nackt gewehet, auf
der Nord-Seite aber wird ein hoher und ſpitzer Rand
daraus, wie man oft beym Schnee ſieht, wenn er auf
dem Felde immer nach einer Seite hingewehet wird.
Auf aͤhnliche Art ſcheinen die Schichten in den Bergen
ehemahls von dem Winde und den Wellen gebildet zu
ſeyn, und eben derſelben Urſache, naͤmlich den beyden
hier herrſchenden Winden, ihren Urſprung zu danken zu
haben.

Je oͤfter ich die Gegend um das Cap durchreiſete,
deſto feſter uͤberzeugte ich mich, daß das ganze Vorgebirge
der guten Hoffnung
nichts anders als ein Berg ſey.
Denn die Ruͤcken der Berge, ſowohl die groͤßten, als die
kleinſten, erſtrecken ſich alle ohne Ausnahme von Suͤd-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0241" n="213"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ver&#x017F;chiedne geographi&#x017F;che Nachrichten.</hi></fw><lb/>
wie lockrer Schnee; nur einige Stellen &#x017F;ind hart. Die<lb/>
Sandlagen bilden &#x017F;ich &#x017F;o, wie der Sand hingewehet wird,<lb/>
und haben, wie die Schichten der Berge, eine &#x017F;chra&#x0364;ge<lb/>
Lage gegen den Horizont. Einige Lagen &#x017F;ind lockrer, an-<lb/>
dre dichter, je nachdem der Flug&#x017F;and mehr oder weniger<lb/>
rein oder gemi&#x017F;cht war, ehe der Regen ihn hart machte.<lb/>
Die&#x017F;e Lagen gehen entweder in gerader Linie oder wellen-<lb/>
fo&#x0364;rmig fort, und der weiße und &#x017F;chwarze Sand, woraus<lb/>
&#x017F;ie be&#x017F;tehen, &#x017F;ieht in der Ferne wie Agat aus. Jener &#x017F;o-<lb/>
wohl als die&#x017F;er wird von der See ausgeworfen. Des<lb/>
&#x017F;chwarzen Sandes i&#x017F;t weniger als des weißen, aber der<lb/>
letztere treibt mehr umher, und bildet kleine Hu&#x0364;gel. Die<lb/>
Sand&#x017F;trecke &#x017F;elb&#x017F;t liegt dem <placeName>Tafelberge</placeName> gegen u&#x0364;ber, und la&#x0364;uft<lb/>
mit ihm parallel. Ihre Ho&#x0364;he i&#x017F;t fa&#x017F;t allenthalben gleich,<lb/>
und nicht &#x017F;ehr hoch. Auf der Su&#x0364;d-Seite neiget &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
allma&#x0364;hlig, nach Norden aber i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;teil. Der Sand<lb/>
fliegt wie Flug&#x017F;chnee, und manchmahl wird in einem Ta-<lb/>
ge, jedoch an ver&#x017F;chiedenen Stellen, mehr als eines Dau-<lb/>
mens hoch hinaufgetrieben. Steine, und was &#x017F;on&#x017F;t im<lb/>
Wege liegt, wird auf der Su&#x0364;d-Seite nackt gewehet, auf<lb/>
der Nord-Seite aber wird ein hoher und &#x017F;pitzer Rand<lb/>
daraus, wie man oft beym Schnee &#x017F;ieht, wenn er auf<lb/>
dem Felde immer nach einer Seite hingewehet wird.<lb/>
Auf a&#x0364;hnliche Art &#x017F;cheinen die Schichten in den Bergen<lb/>
ehemahls von dem Winde und den Wellen gebildet zu<lb/>
&#x017F;eyn, und eben der&#x017F;elben Ur&#x017F;ache, na&#x0364;mlich den beyden<lb/>
hier herr&#x017F;chenden Winden, ihren Ur&#x017F;prung zu danken zu<lb/>
haben.</p><lb/>
          <p>Je o&#x0364;fter ich die Gegend um das <placeName>Cap</placeName> durchrei&#x017F;ete,<lb/>
de&#x017F;to fe&#x017F;ter u&#x0364;berzeugte ich mich, daß das ganze <placeName>Vorgebirge<lb/>
der guten Hoffnung</placeName> nichts anders als ein Berg &#x017F;ey.<lb/>
Denn die Ru&#x0364;cken der Berge, &#x017F;owohl die gro&#x0364;ßten, als die<lb/>
klein&#x017F;ten, er&#x017F;trecken &#x017F;ich alle ohne Ausnahme von Su&#x0364;d-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0241] Verſchiedne geographiſche Nachrichten. wie lockrer Schnee; nur einige Stellen ſind hart. Die Sandlagen bilden ſich ſo, wie der Sand hingewehet wird, und haben, wie die Schichten der Berge, eine ſchraͤge Lage gegen den Horizont. Einige Lagen ſind lockrer, an- dre dichter, je nachdem der Flugſand mehr oder weniger rein oder gemiſcht war, ehe der Regen ihn hart machte. Dieſe Lagen gehen entweder in gerader Linie oder wellen- foͤrmig fort, und der weiße und ſchwarze Sand, woraus ſie beſtehen, ſieht in der Ferne wie Agat aus. Jener ſo- wohl als dieſer wird von der See ausgeworfen. Des ſchwarzen Sandes iſt weniger als des weißen, aber der letztere treibt mehr umher, und bildet kleine Huͤgel. Die Sandſtrecke ſelbſt liegt dem Tafelberge gegen uͤber, und laͤuft mit ihm parallel. Ihre Hoͤhe iſt faſt allenthalben gleich, und nicht ſehr hoch. Auf der Suͤd-Seite neiget ſie ſich allmaͤhlig, nach Norden aber iſt ſie ſteil. Der Sand fliegt wie Flugſchnee, und manchmahl wird in einem Ta- ge, jedoch an verſchiedenen Stellen, mehr als eines Dau- mens hoch hinaufgetrieben. Steine, und was ſonſt im Wege liegt, wird auf der Suͤd-Seite nackt gewehet, auf der Nord-Seite aber wird ein hoher und ſpitzer Rand daraus, wie man oft beym Schnee ſieht, wenn er auf dem Felde immer nach einer Seite hingewehet wird. Auf aͤhnliche Art ſcheinen die Schichten in den Bergen ehemahls von dem Winde und den Wellen gebildet zu ſeyn, und eben derſelben Urſache, naͤmlich den beyden hier herrſchenden Winden, ihren Urſprung zu danken zu haben. Je oͤfter ich die Gegend um das Cap durchreiſete, deſto feſter uͤberzeugte ich mich, daß das ganze Vorgebirge der guten Hoffnung nichts anders als ein Berg ſey. Denn die Ruͤcken der Berge, ſowohl die groͤßten, als die kleinſten, erſtrecken ſich alle ohne Ausnahme von Suͤd-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/241
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/241>, abgerufen am 18.05.2024.