Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Von politischen Einrichtungen am Cap. jetzt zu verhindern gewußt *). Sie sind daher genö-thigt, zur Haltung ihres Gottesdienstes sich eines Haus- bodens zu bedienen, den sie zu diesem Gebrauche eini- germaßen eingerichtet haben. Da sie aber auch keinen Geistlichen haben, so haben sie nicht öfter Gelegenheit, öffentlichen Gottesdienst zu halten, als wenn ein Schwe- disches Schiff hieher kommt, dessen Prediger die Hoch- deutsche Sprache versteht und reden kann. Alsdann wird auch Abendmahl gehalten. Auch geht ein Klinge- beutel um, und was darin gesammelt wird, bekommt der den Gottesdienst verrichtende Geistliche. Daß manchmahl viel Zeit verstreicht, ehe eine solche Gelegen- heit sich darbiethet, sieht man leicht ein. Wie wenig aber jene Intoleranz der Denkungsart und Menschen- liebe der hiesigen Geistlichkeit zur Ehre gereicht, davon darf ich wohl nichts sagen. Ich komme auf die Schifffahrt und Handlung. *) Sie haben jetzt völlige Freyheit, ihren Gottesdienst zu verrichten, und
Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, erhalten. S. oben, Seite 107. Von politiſchen Einrichtungen am Cap. jetzt zu verhindern gewußt *). Sie ſind daher genoͤ-thigt, zur Haltung ihres Gottesdienſtes ſich eines Haus- bodens zu bedienen, den ſie zu dieſem Gebrauche eini- germaßen eingerichtet haben. Da ſie aber auch keinen Geiſtlichen haben, ſo haben ſie nicht oͤfter Gelegenheit, oͤffentlichen Gottesdienſt zu halten, als wenn ein Schwe- diſches Schiff hieher kommt, deſſen Prediger die Hoch- deutſche Sprache verſteht und reden kann. Alsdann wird auch Abendmahl gehalten. Auch geht ein Klinge- beutel um, und was darin geſammelt wird, bekommt der den Gottesdienſt verrichtende Geiſtliche. Daß manchmahl viel Zeit verſtreicht, ehe eine ſolche Gelegen- heit ſich darbiethet, ſieht man leicht ein. Wie wenig aber jene Intoleranz der Denkungsart und Menſchen- liebe der hieſigen Geiſtlichkeit zur Ehre gereicht, davon darf ich wohl nichts ſagen. Ich komme auf die Schifffahrt und Handlung. *) Sie haben jetzt voͤllige Freyheit, ihren Gottesdienſt zu verrichten, und
Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, erhalten. S. oben, Seite 107. <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0259" n="231"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von politiſchen Einrichtungen am <placeName>Cap</placeName>.</hi></fw><lb/> jetzt zu verhindern gewußt <note place="foot" n="*)">Sie haben jetzt voͤllige Freyheit, ihren Gottesdienſt zu verrichten, und<lb/> Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, erhalten. S. oben, Seite 107.</note>. Sie ſind daher genoͤ-<lb/> thigt, zur Haltung ihres Gottesdienſtes ſich eines Haus-<lb/> bodens zu bedienen, den ſie zu dieſem Gebrauche eini-<lb/> germaßen eingerichtet haben. Da ſie aber auch keinen<lb/> Geiſtlichen haben, ſo haben ſie nicht oͤfter Gelegenheit,<lb/> oͤffentlichen Gottesdienſt zu halten, als wenn ein Schwe-<lb/> diſches Schiff hieher kommt, deſſen Prediger die Hoch-<lb/> deutſche Sprache verſteht und reden kann. Alsdann<lb/> wird auch Abendmahl gehalten. Auch geht ein Klinge-<lb/> beutel um, und was darin geſammelt wird, bekommt<lb/> der den Gottesdienſt verrichtende Geiſtliche. Daß<lb/> manchmahl viel Zeit verſtreicht, ehe eine ſolche Gelegen-<lb/> heit ſich darbiethet, ſieht man leicht ein. Wie wenig<lb/> aber jene Intoleranz der Denkungsart und Menſchen-<lb/> liebe der hieſigen Geiſtlichkeit zur Ehre gereicht, davon<lb/> darf ich wohl nichts ſagen.</p><lb/> <p>Ich komme auf die Schifffahrt und Handlung.<lb/> Im Januar und den folgenden Monathen kommen auf<lb/> der Capſchen Rhede die meiſten Schiffe, ſowohl aus<lb/><placeName>Europa</placeName> als aus <placeName>Oſtindien</placeName> an, um ſich hier zu erfriſchen.<lb/> Sie waͤhlen dieſen Ort hiezu vor andern deswegen, weil<lb/> hier die Luft geſund, und der reichſte Vorrath an Wein<lb/> und Eßwaaren aller Art vorhanden iſt. Wenn ein<lb/> Schiff ſich auf der Rhede vor Anker gelegt hat, ſo darf<lb/> aus der Stadt, in den erſten drey Tagen, bey vierzig<lb/> Reichsthaler Strafe, niemand an Bord deſſelben gehen.<lb/> Das <placeName>Cap</placeName> kann man mit Recht als eine Reiſe-Station fuͤr<lb/> die Oſtindien-Fahrer anſehen; denn hier ruhen ſie nach<lb/> einer Reiſe von mehreren Monathen aus, nehmen<lb/> neuen Reiſe-Proviant mit, und haben, ſie moͤgen nun<lb/> hin- oder zuruͤckreiſen, ungefaͤhr den halben Weg zuruͤck-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [231/0259]
Von politiſchen Einrichtungen am Cap.
jetzt zu verhindern gewußt *). Sie ſind daher genoͤ-
thigt, zur Haltung ihres Gottesdienſtes ſich eines Haus-
bodens zu bedienen, den ſie zu dieſem Gebrauche eini-
germaßen eingerichtet haben. Da ſie aber auch keinen
Geiſtlichen haben, ſo haben ſie nicht oͤfter Gelegenheit,
oͤffentlichen Gottesdienſt zu halten, als wenn ein Schwe-
diſches Schiff hieher kommt, deſſen Prediger die Hoch-
deutſche Sprache verſteht und reden kann. Alsdann
wird auch Abendmahl gehalten. Auch geht ein Klinge-
beutel um, und was darin geſammelt wird, bekommt
der den Gottesdienſt verrichtende Geiſtliche. Daß
manchmahl viel Zeit verſtreicht, ehe eine ſolche Gelegen-
heit ſich darbiethet, ſieht man leicht ein. Wie wenig
aber jene Intoleranz der Denkungsart und Menſchen-
liebe der hieſigen Geiſtlichkeit zur Ehre gereicht, davon
darf ich wohl nichts ſagen.
Ich komme auf die Schifffahrt und Handlung.
Im Januar und den folgenden Monathen kommen auf
der Capſchen Rhede die meiſten Schiffe, ſowohl aus
Europa als aus Oſtindien an, um ſich hier zu erfriſchen.
Sie waͤhlen dieſen Ort hiezu vor andern deswegen, weil
hier die Luft geſund, und der reichſte Vorrath an Wein
und Eßwaaren aller Art vorhanden iſt. Wenn ein
Schiff ſich auf der Rhede vor Anker gelegt hat, ſo darf
aus der Stadt, in den erſten drey Tagen, bey vierzig
Reichsthaler Strafe, niemand an Bord deſſelben gehen.
Das Cap kann man mit Recht als eine Reiſe-Station fuͤr
die Oſtindien-Fahrer anſehen; denn hier ruhen ſie nach
einer Reiſe von mehreren Monathen aus, nehmen
neuen Reiſe-Proviant mit, und haben, ſie moͤgen nun
hin- oder zuruͤckreiſen, ungefaͤhr den halben Weg zuruͤck-
*) Sie haben jetzt voͤllige Freyheit, ihren Gottesdienſt zu verrichten, und
Erlaubniß, eine Kirche zu bauen, erhalten. S. oben, Seite 107.
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