Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Nachlese botanischer Nachrichten. rachenförmige Meriane (Antholyza ringens), mit ih-ren weit offenstehenden Blumen, und die sich vielfältig verändernde gespaltne Siegwurz (Gladiolus plicatus). Diese sind mit ihren Blumen eine reiche Zierde dieser Sandhaiden. Sie sitzen mit ihren fleischartigen Zwie- beln sehr tief im Sande, und erheben nicht viel mehr, als die Hyobanche, ihre Blumen über die Oberfläche der Erde. Von ähnlicher Art ist die Blutblume, sowohl die scharlachrothe, als die kastanienbraune (Haemanthus coccineus und puniceus), welcher die Einwohner den sonderbaren Nahmen König von Candia (Koning van Can- dia) geben. Sie ist eine der größten und schönsten Blu- men, die am Cap gegen den Winter blühen, und pran- get mit ihrer blutrothen Farbe aufs herrlichste. Die Blu- men sitzen ganz dicht über der Erde, als wenn sie aus ihr unmittelbar hervorgewachsen wären, und zur Zeit der Blüthe sind gar keine Blätter zu sehen; denn diese sind vorher schon verwelkt und abgefallen. Nach der Blüthe kommt die Frucht hervor, und hernach allererst die Blät- ter; dieser sind zwey, und sie liegen dicht und flach auf dem Boden. Eben diese Bewandtniß hat es mit den, rund umher mit schwarzen Haaren bewachsenen, Blättern der gefranzten Amaryllis (Amaryllis ciliaris), welche hier sehr häufig wächst, aber äußerst selten blühet. Im Garten der Compagnie zu Cap blühen in den Nachleſe botaniſcher Nachrichten. rachenfoͤrmige Meriane (Antholyza ringens), mit ih-ren weit offenſtehenden Blumen, und die ſich vielfaͤltig veraͤndernde geſpaltne Siegwurz (Gladiolus plicatus). Dieſe ſind mit ihren Blumen eine reiche Zierde dieſer Sandhaiden. Sie ſitzen mit ihren fleiſchartigen Zwie- beln ſehr tief im Sande, und erheben nicht viel mehr, als die Hyobanche, ihre Blumen uͤber die Oberflaͤche der Erde. Von aͤhnlicher Art iſt die Blutblume, ſowohl die ſcharlachrothe, als die kaſtanienbraune (Haemanthus coccineus und puniceus), welcher die Einwohner den ſonderbaren Nahmen Koͤnig von Candia (Koning van Can- dia) geben. Sie iſt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Blu- men, die am Cap gegen den Winter bluͤhen, und pran- get mit ihrer blutrothen Farbe aufs herrlichſte. Die Blu- men ſitzen ganz dicht uͤber der Erde, als wenn ſie aus ihr unmittelbar hervorgewachſen waͤren, und zur Zeit der Bluͤthe ſind gar keine Blaͤtter zu ſehen; denn dieſe ſind vorher ſchon verwelkt und abgefallen. Nach der Bluͤthe kommt die Frucht hervor, und hernach allererſt die Blaͤt- ter; dieſer ſind zwey, und ſie liegen dicht und flach auf dem Boden. Eben dieſe Bewandtniß hat es mit den, rund umher mit ſchwarzen Haaren bewachſenen, Blaͤttern der gefranzten Amaryllis (Amaryllis ciliaris), welche hier ſehr haͤufig waͤchſt, aber aͤußerſt ſelten bluͤhet. Im Garten der Compagnie zu Cap bluͤhen in den <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0283" n="255"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachleſe botaniſcher Nachrichten.</hi></fw><lb/> rachenfoͤrmige Meriane (<hi rendition="#aq">Antholyza ringens</hi>), mit ih-<lb/> ren weit offenſtehenden Blumen, und die ſich vielfaͤltig<lb/> veraͤndernde geſpaltne Siegwurz (<hi rendition="#aq">Gladiolus plicatus</hi>).<lb/> Dieſe ſind mit ihren Blumen eine reiche Zierde dieſer<lb/> Sandhaiden. Sie ſitzen mit ihren fleiſchartigen Zwie-<lb/> beln ſehr tief im Sande, und erheben nicht viel mehr, als<lb/> die Hyobanche, ihre Blumen uͤber die Oberflaͤche der<lb/> Erde. Von aͤhnlicher Art iſt die Blutblume, ſowohl die<lb/> ſcharlachrothe, als die kaſtanienbraune (<hi rendition="#aq">Haemanthus<lb/> coccineus</hi> und <hi rendition="#aq">puniceus</hi>), welcher die Einwohner den<lb/> ſonderbaren Nahmen Koͤnig von Candia (<hi rendition="#aq">Koning van Can-<lb/> dia</hi>) geben. Sie iſt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Blu-<lb/> men, die am <placeName>Cap</placeName> gegen den Winter bluͤhen, und pran-<lb/> get mit ihrer blutrothen Farbe aufs herrlichſte. Die Blu-<lb/> men ſitzen ganz dicht uͤber der Erde, als wenn ſie aus<lb/> ihr unmittelbar hervorgewachſen waͤren, und zur Zeit der<lb/> Bluͤthe ſind gar keine Blaͤtter zu ſehen; denn dieſe ſind<lb/> vorher ſchon verwelkt und abgefallen. Nach der Bluͤthe<lb/> kommt die Frucht hervor, und hernach allererſt die Blaͤt-<lb/> ter; dieſer ſind zwey, und ſie liegen dicht und flach auf<lb/> dem Boden. Eben dieſe Bewandtniß hat es mit den,<lb/> rund umher mit ſchwarzen Haaren bewachſenen, Blaͤttern<lb/> der gefranzten Amaryllis (<hi rendition="#aq">Amaryllis ciliaris</hi>), welche<lb/> hier ſehr haͤufig waͤchſt, aber aͤußerſt ſelten bluͤhet.</p><lb/> <p>Im Garten der Compagnie zu <placeName>Cap</placeName> bluͤhen in den<lb/> Wintermonathen drey huͤbſche Arten der Gardenie. Die<lb/> blumenprangende (<hi rendition="#aq">florida</hi>) ſcheint aus <placeName>Indien</placeName> hieher ge-<lb/> bracht zu ſeyn. Wenigſtens habe ich ſie in dieſem Theile<lb/> von <placeName>Afrika</placeName> auf allen meinen Reiſen nirgend wild wachſen,<lb/> ſondern allezeit, ſogar bey den Bauern in den entfernten<lb/> Gegenden, in den Gaͤrten gepflanzt geſehen. Sie traͤgt hier<lb/> allezeit gefuͤllte Blumen, bringt daher hier aber auch keine<lb/> Frucht, wie in <placeName>China</placeName>, wo man gelbe Farbe zum Faͤr-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0283]
Nachleſe botaniſcher Nachrichten.
rachenfoͤrmige Meriane (Antholyza ringens), mit ih-
ren weit offenſtehenden Blumen, und die ſich vielfaͤltig
veraͤndernde geſpaltne Siegwurz (Gladiolus plicatus).
Dieſe ſind mit ihren Blumen eine reiche Zierde dieſer
Sandhaiden. Sie ſitzen mit ihren fleiſchartigen Zwie-
beln ſehr tief im Sande, und erheben nicht viel mehr, als
die Hyobanche, ihre Blumen uͤber die Oberflaͤche der
Erde. Von aͤhnlicher Art iſt die Blutblume, ſowohl die
ſcharlachrothe, als die kaſtanienbraune (Haemanthus
coccineus und puniceus), welcher die Einwohner den
ſonderbaren Nahmen Koͤnig von Candia (Koning van Can-
dia) geben. Sie iſt eine der groͤßten und ſchoͤnſten Blu-
men, die am Cap gegen den Winter bluͤhen, und pran-
get mit ihrer blutrothen Farbe aufs herrlichſte. Die Blu-
men ſitzen ganz dicht uͤber der Erde, als wenn ſie aus
ihr unmittelbar hervorgewachſen waͤren, und zur Zeit der
Bluͤthe ſind gar keine Blaͤtter zu ſehen; denn dieſe ſind
vorher ſchon verwelkt und abgefallen. Nach der Bluͤthe
kommt die Frucht hervor, und hernach allererſt die Blaͤt-
ter; dieſer ſind zwey, und ſie liegen dicht und flach auf
dem Boden. Eben dieſe Bewandtniß hat es mit den,
rund umher mit ſchwarzen Haaren bewachſenen, Blaͤttern
der gefranzten Amaryllis (Amaryllis ciliaris), welche
hier ſehr haͤufig waͤchſt, aber aͤußerſt ſelten bluͤhet.
Im Garten der Compagnie zu Cap bluͤhen in den
Wintermonathen drey huͤbſche Arten der Gardenie. Die
blumenprangende (florida) ſcheint aus Indien hieher ge-
bracht zu ſeyn. Wenigſtens habe ich ſie in dieſem Theile
von Afrika auf allen meinen Reiſen nirgend wild wachſen,
ſondern allezeit, ſogar bey den Bauern in den entfernten
Gegenden, in den Gaͤrten gepflanzt geſehen. Sie traͤgt hier
allezeit gefuͤllte Blumen, bringt daher hier aber auch keine
Frucht, wie in China, wo man gelbe Farbe zum Faͤr-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |