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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Vierte Abtheilung. Fünfter Abschnitt.
ben daraus bereitet. Die Rothmannie (Gardenia
Rothmannia
) hat nicht so schöne Blumen als jene, und
sowohl die Blume als die Frucht bekommt, wenn sie tro-
cken werden, eine schwärzliche Farbe. Die Thunber-
gie (Gardenia Thunbergia) ist zwar nur ein kleiner,
aber seiner Blumen wegen einer der prächtigsten Bäume,
die es nur giebt. Man hat ihn vor einigen Jahren aus
den tiefer im Lande befindlichen Wäldern, wo er jedoch
nur sparsam gefunden wird, gehohlt und in den Garten
gepflanzt. Er wächst sehr langsam, und hat so hartes
Holz, daß man es zu Keulen, Klöppeln und dergleichen
gebraucht. Wenn er einmahl angefangen hat zu blü-
hen, so währt die Blüthe einige Monathe fort, und es
kommen täglich neue Blumen hervor, indem die alten
nach und nach verblühen, schlaff herabhangen, und
endlich abfallen. Die Blume ist sehr lang oder hoch,
weiß, dick und weich, wie das vortrefflichste Sämisch-
leder anzufühlen. Sie hat auch einen angenehmen Ge-
ruch, und verliert ihre weiße Farbe nicht.

Im August, wenn der Winterregen die trocknen
Berge am Cap angefeuchtet hat, kommen verschiedne
schöne Blumen von Zwiebelgewächsen hervor. Beson-
ders zeichnen sich die Ixie und Moräe, deren ich bereits
in einer andern Rücksicht erwähnt habe, vor andern aus.
Die schuppige Ixie (Ixia bulbocodium) findet man
sehr häufig; es giebt ihrer verschiedne Variationen, so-
wohl in Ansehung ihrer Größe, als auch der Farbe der
Blumen. Von der Moräe führe ich hier nur drey Ar-
ten an: die Bergmoräe (collina) und die scheidenför-
mige (spathacea), deren niederhangende Blätter sich,
wenn man vorbeygeht, um die Füße schlagen, und
manchmahl machen, daß man umfällt; nebst der wellen-
förmigen (undulata), deren Blume wie eine große

Spinne

Vierte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt.
ben daraus bereitet. Die Rothmannie (Gardenia
Rothmannia
) hat nicht ſo ſchoͤne Blumen als jene, und
ſowohl die Blume als die Frucht bekommt, wenn ſie tro-
cken werden, eine ſchwaͤrzliche Farbe. Die Thunber-
gie (Gardenia Thunbergia) iſt zwar nur ein kleiner,
aber ſeiner Blumen wegen einer der praͤchtigſten Baͤume,
die es nur giebt. Man hat ihn vor einigen Jahren aus
den tiefer im Lande befindlichen Waͤldern, wo er jedoch
nur ſparſam gefunden wird, gehohlt und in den Garten
gepflanzt. Er waͤchſt ſehr langſam, und hat ſo hartes
Holz, daß man es zu Keulen, Kloͤppeln und dergleichen
gebraucht. Wenn er einmahl angefangen hat zu bluͤ-
hen, ſo waͤhrt die Bluͤthe einige Monathe fort, und es
kommen taͤglich neue Blumen hervor, indem die alten
nach und nach verbluͤhen, ſchlaff herabhangen, und
endlich abfallen. Die Blume iſt ſehr lang oder hoch,
weiß, dick und weich, wie das vortrefflichſte Saͤmiſch-
leder anzufuͤhlen. Sie hat auch einen angenehmen Ge-
ruch, und verliert ihre weiße Farbe nicht.

Im Auguſt, wenn der Winterregen die trocknen
Berge am Cap angefeuchtet hat, kommen verſchiedne
ſchoͤne Blumen von Zwiebelgewaͤchſen hervor. Beſon-
ders zeichnen ſich die Ixie und Moraͤe, deren ich bereits
in einer andern Ruͤckſicht erwaͤhnt habe, vor andern aus.
Die ſchuppige Ixie (Ixia bulbocodium) findet man
ſehr haͤufig; es giebt ihrer verſchiedne Variationen, ſo-
wohl in Anſehung ihrer Groͤße, als auch der Farbe der
Blumen. Von der Moraͤe fuͤhre ich hier nur drey Ar-
ten an: die Bergmoraͤe (collina) und die ſcheidenfoͤr-
mige (ſpathacea), deren niederhangende Blaͤtter ſich,
wenn man vorbeygeht, um die Fuͤße ſchlagen, und
manchmahl machen, daß man umfaͤllt; nebſt der wellen-
foͤrmigen (undulata), deren Blume wie eine große

Spinne
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[256/0284] Vierte Abtheilung. Fuͤnfter Abſchnitt. ben daraus bereitet. Die Rothmannie (Gardenia Rothmannia) hat nicht ſo ſchoͤne Blumen als jene, und ſowohl die Blume als die Frucht bekommt, wenn ſie tro- cken werden, eine ſchwaͤrzliche Farbe. Die Thunber- gie (Gardenia Thunbergia) iſt zwar nur ein kleiner, aber ſeiner Blumen wegen einer der praͤchtigſten Baͤume, die es nur giebt. Man hat ihn vor einigen Jahren aus den tiefer im Lande befindlichen Waͤldern, wo er jedoch nur ſparſam gefunden wird, gehohlt und in den Garten gepflanzt. Er waͤchſt ſehr langſam, und hat ſo hartes Holz, daß man es zu Keulen, Kloͤppeln und dergleichen gebraucht. Wenn er einmahl angefangen hat zu bluͤ- hen, ſo waͤhrt die Bluͤthe einige Monathe fort, und es kommen taͤglich neue Blumen hervor, indem die alten nach und nach verbluͤhen, ſchlaff herabhangen, und endlich abfallen. Die Blume iſt ſehr lang oder hoch, weiß, dick und weich, wie das vortrefflichſte Saͤmiſch- leder anzufuͤhlen. Sie hat auch einen angenehmen Ge- ruch, und verliert ihre weiße Farbe nicht. Im Auguſt, wenn der Winterregen die trocknen Berge am Cap angefeuchtet hat, kommen verſchiedne ſchoͤne Blumen von Zwiebelgewaͤchſen hervor. Beſon- ders zeichnen ſich die Ixie und Moraͤe, deren ich bereits in einer andern Ruͤckſicht erwaͤhnt habe, vor andern aus. Die ſchuppige Ixie (Ixia bulbocodium) findet man ſehr haͤufig; es giebt ihrer verſchiedne Variationen, ſo- wohl in Anſehung ihrer Groͤße, als auch der Farbe der Blumen. Von der Moraͤe fuͤhre ich hier nur drey Ar- ten an: die Bergmoraͤe (collina) und die ſcheidenfoͤr- mige (ſpathacea), deren niederhangende Blaͤtter ſich, wenn man vorbeygeht, um die Fuͤße ſchlagen, und manchmahl machen, daß man umfaͤllt; nebſt der wellen- foͤrmigen (undulata), deren Blume wie eine große Spinne

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/284>, abgerufen am 26.06.2024.