Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Nachlese botanischer Nachrichten.
Spinne aussieht, und durch ihren übeln Geruch die
Schmeißfliegen an sich lockt. Die Schwertlilien (Iri-
des
), besonders die schmetterlingartige (papilionacea)
übertreffen indessen durch ihre reitzend schöne Blumen,
deren Pracht sich nicht beschreiben läßt, alle andre hie-
sige Gewächse.

Im August blühen auch die Eichen, deren Blät-
ter kurz vorher ausgeschlagen sind; die Aprikosen, deren
Zweige alsdann aber noch gar kein Blatt haben, sondern
ganz nackt sind; die Erlen (Betula alnus), die Man-
delbäume und die Pfirsichbäume.

Einige in Beziehung auf das Cap ausländische
Gewächse traf ich auch an. Der Gouverneur ließ dies
Jahr im Garten der Compagnie ein besonderes Treibhaus
für die Ananas anlegen. Diese zu Batavia so wohl-
schmeckende und reitzende Frucht kommt hier aber weder
zu der Reife noch zu dem Wohlgeschmack, als in Ostin-
dien
. Eben so geht es mit dem Pisang oder der paradi-
sischen Muse (Musa paradisiaca), welche zwar in eini-
gen Gärten gezogen wird, aber selten blühet, und deren
Frucht, wenn sie dergleichen auch trägt, niemahls völlig
reif und wohlschmeckend wird. -- Die amerikanische
Aloe oder vielmehr Agave (Agave Americana), die man
zuerst aus Europäischen botanischen Gärten hat kommen
lassen, wächst jetzt schon wild unten an den Bergen vor
der Stadt, und blühet alle Jahr, und zwar sehr schön,
ohne hier so starken Zulauf von Zuschauern zu bekommen,
als zu Amsterdam. -- Den Campherbaum (Laurus
Camphora
) hat man aus Ostindien hergebracht. Man
pflanzt ihn in Gärten. Er kommt auch recht gut fort;
man hat ihn aber doch noch eben nicht vermehrt, auch
noch nicht angefangen, Campher davon zum Gebrauch
zu nehmen. -- Eben so bauet man im Garten der

Thunbergs Reise. Erster Theil. R

Nachleſe botaniſcher Nachrichten.
Spinne ausſieht, und durch ihren uͤbeln Geruch die
Schmeißfliegen an ſich lockt. Die Schwertlilien (Iri-
des
), beſonders die ſchmetterlingartige (papilionacea)
uͤbertreffen indeſſen durch ihre reitzend ſchoͤne Blumen,
deren Pracht ſich nicht beſchreiben laͤßt, alle andre hie-
ſige Gewaͤchſe.

Im Auguſt bluͤhen auch die Eichen, deren Blaͤt-
ter kurz vorher ausgeſchlagen ſind; die Aprikoſen, deren
Zweige alsdann aber noch gar kein Blatt haben, ſondern
ganz nackt ſind; die Erlen (Betula alnus), die Man-
delbaͤume und die Pfirſichbaͤume.

Einige in Beziehung auf das Cap auslaͤndiſche
Gewaͤchſe traf ich auch an. Der Gouverneur ließ dies
Jahr im Garten der Compagnie ein beſonderes Treibhaus
fuͤr die Ananas anlegen. Dieſe zu Batavia ſo wohl-
ſchmeckende und reitzende Frucht kommt hier aber weder
zu der Reife noch zu dem Wohlgeſchmack, als in Oſtin-
dien
. Eben ſo geht es mit dem Piſang oder der paradi-
ſiſchen Muſe (Muſa paradiſiaca), welche zwar in eini-
gen Gaͤrten gezogen wird, aber ſelten bluͤhet, und deren
Frucht, wenn ſie dergleichen auch traͤgt, niemahls voͤllig
reif und wohlſchmeckend wird. — Die amerikaniſche
Aloe oder vielmehr Agave (Agave Americana), die man
zuerſt aus Europaͤiſchen botaniſchen Gaͤrten hat kommen
laſſen, waͤchſt jetzt ſchon wild unten an den Bergen vor
der Stadt, und bluͤhet alle Jahr, und zwar ſehr ſchoͤn,
ohne hier ſo ſtarken Zulauf von Zuſchauern zu bekommen,
als zu Amſterdam. — Den Campherbaum (Laurus
Camphora
) hat man aus Oſtindien hergebracht. Man
pflanzt ihn in Gaͤrten. Er kommt auch recht gut fort;
man hat ihn aber doch noch eben nicht vermehrt, auch
noch nicht angefangen, Campher davon zum Gebrauch
zu nehmen. — Eben ſo bauet man im Garten der

Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. R
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0285" n="257"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Nachle&#x017F;e botani&#x017F;cher Nachrichten.</hi></fw><lb/>
Spinne aus&#x017F;ieht, und durch ihren u&#x0364;beln Geruch die<lb/>
Schmeißfliegen an &#x017F;ich lockt. Die Schwertlilien (<hi rendition="#aq">Iri-<lb/>
des</hi>), be&#x017F;onders die &#x017F;chmetterlingartige (<hi rendition="#aq">papilionacea</hi>)<lb/>
u&#x0364;bertreffen inde&#x017F;&#x017F;en durch ihre reitzend &#x017F;cho&#x0364;ne Blumen,<lb/>
deren Pracht &#x017F;ich nicht be&#x017F;chreiben la&#x0364;ßt, alle andre hie-<lb/>
&#x017F;ige Gewa&#x0364;ch&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Im Augu&#x017F;t blu&#x0364;hen auch die Eichen, deren Bla&#x0364;t-<lb/>
ter kurz vorher ausge&#x017F;chlagen &#x017F;ind; die Apriko&#x017F;en, deren<lb/>
Zweige alsdann aber noch gar kein Blatt haben, &#x017F;ondern<lb/>
ganz nackt &#x017F;ind; die Erlen (<hi rendition="#aq">Betula alnus</hi>), die Man-<lb/>
delba&#x0364;ume und die Pfir&#x017F;ichba&#x0364;ume.</p><lb/>
          <p>Einige in Beziehung auf das <placeName>Cap</placeName> ausla&#x0364;ndi&#x017F;che<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e traf ich auch an. Der Gouverneur ließ dies<lb/>
Jahr im Garten der Compagnie ein be&#x017F;onderes Treibhaus<lb/>
fu&#x0364;r die Ananas anlegen. Die&#x017F;e zu <placeName>Batavia</placeName> &#x017F;o wohl-<lb/>
&#x017F;chmeckende und reitzende Frucht kommt hier aber weder<lb/>
zu der Reife noch zu dem Wohlge&#x017F;chmack, als in <placeName>O&#x017F;tin-<lb/>
dien</placeName>. Eben &#x017F;o geht es mit dem Pi&#x017F;ang oder der paradi-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen Mu&#x017F;e (<hi rendition="#aq">Mu&#x017F;a paradi&#x017F;iaca</hi>), welche zwar in eini-<lb/>
gen Ga&#x0364;rten gezogen wird, aber &#x017F;elten blu&#x0364;het, und deren<lb/>
Frucht, wenn &#x017F;ie dergleichen auch tra&#x0364;gt, niemahls vo&#x0364;llig<lb/>
reif und wohl&#x017F;chmeckend wird. &#x2014; Die amerikani&#x017F;che<lb/>
Aloe oder vielmehr Agave (<hi rendition="#aq">Agave Americana</hi>), die man<lb/>
zuer&#x017F;t aus Europa&#x0364;i&#x017F;chen botani&#x017F;chen Ga&#x0364;rten hat kommen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, wa&#x0364;ch&#x017F;t jetzt &#x017F;chon wild unten an den Bergen vor<lb/>
der Stadt, und blu&#x0364;het alle Jahr, und zwar &#x017F;ehr &#x017F;cho&#x0364;n,<lb/>
ohne hier &#x017F;o &#x017F;tarken Zulauf von Zu&#x017F;chauern zu bekommen,<lb/>
als zu <placeName>Am&#x017F;terdam</placeName>. &#x2014; Den Campherbaum (<hi rendition="#aq">Laurus<lb/>
Camphora</hi>) hat man aus <placeName>O&#x017F;tindien</placeName> hergebracht. Man<lb/>
pflanzt ihn in Ga&#x0364;rten. Er kommt auch recht gut fort;<lb/>
man hat ihn aber doch noch eben nicht vermehrt, auch<lb/>
noch nicht angefangen, Campher davon zum Gebrauch<lb/>
zu nehmen. &#x2014; Eben &#x017F;o bauet man im Garten der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g"><persName>Thunbergs</persName></hi> Rei&#x017F;e. Er&#x017F;ter Theil. R</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[257/0285] Nachleſe botaniſcher Nachrichten. Spinne ausſieht, und durch ihren uͤbeln Geruch die Schmeißfliegen an ſich lockt. Die Schwertlilien (Iri- des), beſonders die ſchmetterlingartige (papilionacea) uͤbertreffen indeſſen durch ihre reitzend ſchoͤne Blumen, deren Pracht ſich nicht beſchreiben laͤßt, alle andre hie- ſige Gewaͤchſe. Im Auguſt bluͤhen auch die Eichen, deren Blaͤt- ter kurz vorher ausgeſchlagen ſind; die Aprikoſen, deren Zweige alsdann aber noch gar kein Blatt haben, ſondern ganz nackt ſind; die Erlen (Betula alnus), die Man- delbaͤume und die Pfirſichbaͤume. Einige in Beziehung auf das Cap auslaͤndiſche Gewaͤchſe traf ich auch an. Der Gouverneur ließ dies Jahr im Garten der Compagnie ein beſonderes Treibhaus fuͤr die Ananas anlegen. Dieſe zu Batavia ſo wohl- ſchmeckende und reitzende Frucht kommt hier aber weder zu der Reife noch zu dem Wohlgeſchmack, als in Oſtin- dien. Eben ſo geht es mit dem Piſang oder der paradi- ſiſchen Muſe (Muſa paradiſiaca), welche zwar in eini- gen Gaͤrten gezogen wird, aber ſelten bluͤhet, und deren Frucht, wenn ſie dergleichen auch traͤgt, niemahls voͤllig reif und wohlſchmeckend wird. — Die amerikaniſche Aloe oder vielmehr Agave (Agave Americana), die man zuerſt aus Europaͤiſchen botaniſchen Gaͤrten hat kommen laſſen, waͤchſt jetzt ſchon wild unten an den Bergen vor der Stadt, und bluͤhet alle Jahr, und zwar ſehr ſchoͤn, ohne hier ſo ſtarken Zulauf von Zuſchauern zu bekommen, als zu Amſterdam. — Den Campherbaum (Laurus Camphora) hat man aus Oſtindien hergebracht. Man pflanzt ihn in Gaͤrten. Er kommt auch recht gut fort; man hat ihn aber doch noch eben nicht vermehrt, auch noch nicht angefangen, Campher davon zum Gebrauch zu nehmen. — Eben ſo bauet man im Garten der Thunbergs Reiſe. Erſter Theil. R

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/285
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/285>, abgerufen am 17.06.2024.