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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise von Upsala nach Holland.
nach ging ich nach dem Hospitale, das, wie man mir
sagte, nebst der dazu gehörigen Apotheke von der Köni-
gin Karoline Mathilde angelegt ist, und gegenwärtig et-
wa zweyhundert Kranke beherbergte. Auch ließ ich mir
einige Naturalien-Sammlungen zeigen. Die ersten aber,
welche ich aufsuchte, waren die beyden Professoren Zöga
und Fabricius, meine Freunde und ehemahligen Univer-
sitäts-Genossen. Diese verschafften mir, andrer Freund-
schaftsdienste nicht zu gedenken, freyen Zutritt zum bo-
tanischen Garten sowohl, als zu ihren Privat-Sammlun-
gen; der letztere hat besonders ein vortreffliches Insecten-
Cabinet. Sie hätten mir auch meinen Aufenthalt in
Kopenhagen noch angenehmer und nützlicher gemacht,
wenn sie nicht schon an demselben Tage gegen Abend eine
nothwendige Reise nach Schleswig hätten antreten müs-
sen. Ohne Zweifel hätte ich auch um ihrentwillen län-
ger da verweilt. Ich besah noch verschiedne Merkwür-
digkeiten, als das Königliche Schloß, die Akademie, die
Börse, den Schiffswerft, den Friedrichsmarkt, die Hä-
fen und dergleichen. In der Stadt fiel es mir auf,
daß die Rinnen oder Gossen auf den Straßen mit Bre-
tern oder flachen Steinen belegt sind, welches für die
Fußgänger von großer Bequemlichkeit ist; und daß selbst
unter der Erde Wohnungen sind.

Die Abreise geschah auf einem dazu gemietheten
Wagen, der mich aber nur eine Strecke lang fahren soll-
te; hernach wollte ich bis Helsingör einen Postwagen
nehmen. Allein als wir nicht mehr weit vom Thiergar-
ten waren, (es war an einem Sonntagabend) fanden
wir alle Wirthshäuser und Krüge mit Menschen, Mu-
sik und Tanz so angefüllt, daß ich nirgend, weder Pfer-
de, noch ein Zimmer zum Nachtquartier bekommen konn-
te. Diese Gesellschaften hatten sich hier von allen Sei-

A 2

Reiſe von Upſala nach Holland.
nach ging ich nach dem Hoſpitale, das, wie man mir
ſagte, nebſt der dazu gehoͤrigen Apotheke von der Koͤni-
gin Karoline Mathilde angelegt iſt, und gegenwaͤrtig et-
wa zweyhundert Kranke beherbergte. Auch ließ ich mir
einige Naturalien-Sammlungen zeigen. Die erſten aber,
welche ich aufſuchte, waren die beyden Profeſſoren Zoͤga
und Fabricius, meine Freunde und ehemahligen Univer-
ſitaͤts-Genoſſen. Dieſe verſchafften mir, andrer Freund-
ſchaftsdienſte nicht zu gedenken, freyen Zutritt zum bo-
taniſchen Garten ſowohl, als zu ihren Privat-Sammlun-
gen; der letztere hat beſonders ein vortreffliches Inſecten-
Cabinet. Sie haͤtten mir auch meinen Aufenthalt in
Kopenhagen noch angenehmer und nuͤtzlicher gemacht,
wenn ſie nicht ſchon an demſelben Tage gegen Abend eine
nothwendige Reiſe nach Schleswig haͤtten antreten muͤſ-
ſen. Ohne Zweifel haͤtte ich auch um ihrentwillen laͤn-
ger da verweilt. Ich beſah noch verſchiedne Merkwuͤr-
digkeiten, als das Koͤnigliche Schloß, die Akademie, die
Boͤrſe, den Schiffswerft, den Friedrichsmarkt, die Haͤ-
fen und dergleichen. In der Stadt fiel es mir auf,
daß die Rinnen oder Goſſen auf den Straßen mit Bre-
tern oder flachen Steinen belegt ſind, welches fuͤr die
Fußgaͤnger von großer Bequemlichkeit iſt; und daß ſelbſt
unter der Erde Wohnungen ſind.

Die Abreiſe geſchah auf einem dazu gemietheten
Wagen, der mich aber nur eine Strecke lang fahren ſoll-
te; hernach wollte ich bis Helſingoͤr einen Poſtwagen
nehmen. Allein als wir nicht mehr weit vom Thiergar-
ten waren, (es war an einem Sonntagabend) fanden
wir alle Wirthshaͤuſer und Kruͤge mit Menſchen, Mu-
ſik und Tanz ſo angefuͤllt, daß ich nirgend, weder Pfer-
de, noch ein Zimmer zum Nachtquartier bekommen konn-
te. Dieſe Geſellſchaften hatten ſich hier von allen Sei-

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[3/0031] Reiſe von Upſala nach Holland. nach ging ich nach dem Hoſpitale, das, wie man mir ſagte, nebſt der dazu gehoͤrigen Apotheke von der Koͤni- gin Karoline Mathilde angelegt iſt, und gegenwaͤrtig et- wa zweyhundert Kranke beherbergte. Auch ließ ich mir einige Naturalien-Sammlungen zeigen. Die erſten aber, welche ich aufſuchte, waren die beyden Profeſſoren Zoͤga und Fabricius, meine Freunde und ehemahligen Univer- ſitaͤts-Genoſſen. Dieſe verſchafften mir, andrer Freund- ſchaftsdienſte nicht zu gedenken, freyen Zutritt zum bo- taniſchen Garten ſowohl, als zu ihren Privat-Sammlun- gen; der letztere hat beſonders ein vortreffliches Inſecten- Cabinet. Sie haͤtten mir auch meinen Aufenthalt in Kopenhagen noch angenehmer und nuͤtzlicher gemacht, wenn ſie nicht ſchon an demſelben Tage gegen Abend eine nothwendige Reiſe nach Schleswig haͤtten antreten muͤſ- ſen. Ohne Zweifel haͤtte ich auch um ihrentwillen laͤn- ger da verweilt. Ich beſah noch verſchiedne Merkwuͤr- digkeiten, als das Koͤnigliche Schloß, die Akademie, die Boͤrſe, den Schiffswerft, den Friedrichsmarkt, die Haͤ- fen und dergleichen. In der Stadt fiel es mir auf, daß die Rinnen oder Goſſen auf den Straßen mit Bre- tern oder flachen Steinen belegt ſind, welches fuͤr die Fußgaͤnger von großer Bequemlichkeit iſt; und daß ſelbſt unter der Erde Wohnungen ſind. Die Abreiſe geſchah auf einem dazu gemietheten Wagen, der mich aber nur eine Strecke lang fahren ſoll- te; hernach wollte ich bis Helſingoͤr einen Poſtwagen nehmen. Allein als wir nicht mehr weit vom Thiergar- ten waren, (es war an einem Sonntagabend) fanden wir alle Wirthshaͤuſer und Kruͤge mit Menſchen, Mu- ſik und Tanz ſo angefuͤllt, daß ich nirgend, weder Pfer- de, noch ein Zimmer zum Nachtquartier bekommen konn- te. Dieſe Geſellſchaften hatten ſich hier von allen Sei- A 2

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/31>, abgerufen am 04.05.2024.