Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Erster Abschnitt. ren. Das zur linken Seite belegene Gebirge krümmtsich hier etwas, und lenkt sich mehr nach Ost-Süd-Ost. Philipp Bota's Hof, wohin wir hernach kamen, liegt dem Tigerberge (Tiger-Hoek) gegen über, welcher hinter den von dem Hottentottisch-Holländischen Gebirge abstreifenden Bergen liegt. Die Reihe von Bergen, die von Witsenberg bis hieher fortgeht, scheint sich hier ost- wärts zu beugen, und gleichsam ganz zu verschwinden; in der That aber erstreckt sie sich noch weiter, und läuft in einem Gebirge fort, das tiefer ins Land hinein geht, und mit jener Bergkette zusammenhängt. Hierauf pas- sirten wir Klas Voigts Fluß (Claes-Voigts-Rivier), der seine Benennung davon bekommen hat, daß nicht weit davon ein Kolonist, Nahmens Klas Voigt, von einem Elefanten, und zwar so, daß man im Staube kaum Spuren seiner Knochen wahrgenommen hat, zu Tode getre- ten worden ist. Dann ging es zu Gerd Nels Hofe, beym Kockmanns Grunde und Flusse (Kockmanns-Kloof und Rivier). In diesem Flusse wächst eine Art Ried oder Bin- sen, das man hier Mattengut (Matjes Goed) nennt, und woraus Matten geflochten werden, die der Landmann zu Zelten oder Ueberzügen über die Wagen, auch wohl statt Matratzen gebraucht. Diese Matten sind weich und biegsam, und die Binsen, wovon sie gemacht werden, sind eine Art Cypergras (Cyperus), dem ich den Bey- nahmen textilis gab. Es wächst zwey Ellen hoch und darüber, hat beynahe die Dicke eines Tobakspfeifenstiels, und ist inwendig hohl, wie eine Röhre. Nun ging unsre Reise weiter zu dem Landeigen- Die
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt. ren. Das zur linken Seite belegene Gebirge kruͤmmtſich hier etwas, und lenkt ſich mehr nach Oſt-Suͤd-Oſt. Philipp Bota’s Hof, wohin wir hernach kamen, liegt dem Tigerberge (Tiger-Hoek) gegen uͤber, welcher hinter den von dem Hottentottiſch-Hollaͤndiſchen Gebirge abſtreifenden Bergen liegt. Die Reihe von Bergen, die von Witſenberg bis hieher fortgeht, ſcheint ſich hier oſt- waͤrts zu beugen, und gleichſam ganz zu verſchwinden; in der That aber erſtreckt ſie ſich noch weiter, und laͤuft in einem Gebirge fort, das tiefer ins Land hinein geht, und mit jener Bergkette zuſammenhaͤngt. Hierauf paſ- ſirten wir Klas Voigts Fluß (Claes-Voigts-Rivier), der ſeine Benennung davon bekommen hat, daß nicht weit davon ein Koloniſt, Nahmens Klas Voigt, von einem Elefanten, und zwar ſo, daß man im Staube kaum Spuren ſeiner Knochen wahrgenommen hat, zu Tode getre- ten worden iſt. Dann ging es zu Gerd Nels Hofe, beym Kockmanns Grunde und Fluſſe (Kockmanns-Kloof und Rivier). In dieſem Fluſſe waͤchſt eine Art Ried oder Bin- ſen, das man hier Mattengut (Matjes Goed) nennt, und woraus Matten geflochten werden, die der Landmann zu Zelten oder Ueberzuͤgen uͤber die Wagen, auch wohl ſtatt Matratzen gebraucht. Dieſe Matten ſind weich und biegſam, und die Binſen, wovon ſie gemacht werden, ſind eine Art Cypergras (Cyperus), dem ich den Bey- nahmen textilis gab. Es waͤchſt zwey Ellen hoch und daruͤber, hat beynahe die Dicke eines Tobakspfeifenſtiels, und iſt inwendig hohl, wie eine Roͤhre. Nun ging unſre Reiſe weiter zu dem Landeigen- Die
<TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0370" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> ren. Das zur linken Seite belegene Gebirge kruͤmmt<lb/> ſich hier etwas, und lenkt ſich mehr nach Oſt-Suͤd-Oſt.<lb/><persName>Philipp Bota’s</persName> Hof, wohin wir hernach kamen, liegt<lb/> dem <placeName>Tigerberge</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Tiger-Hoek</placeName></hi>) gegen uͤber, welcher<lb/> hinter den von dem <placeName>Hottentottiſch-Hollaͤndiſchen Gebirge</placeName><lb/> abſtreifenden Bergen liegt. Die Reihe von Bergen, die<lb/> von <placeName>Witſenberg</placeName> bis hieher fortgeht, ſcheint ſich hier oſt-<lb/> waͤrts zu beugen, und gleichſam ganz zu verſchwinden;<lb/> in der That aber erſtreckt ſie ſich noch weiter, und laͤuft<lb/> in einem Gebirge fort, das tiefer ins Land hinein geht,<lb/> und mit jener Bergkette zuſammenhaͤngt. Hierauf paſ-<lb/> ſirten wir <placeName>Klas Voigts Fluß</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Claes-Voigts-Rivier</placeName></hi>),<lb/> der ſeine Benennung davon bekommen hat, daß nicht<lb/> weit davon ein Koloniſt, Nahmens <persName>Klas Voigt</persName>, von einem<lb/> Elefanten, und zwar ſo, daß man im Staube kaum<lb/> Spuren ſeiner Knochen wahrgenommen hat, zu Tode getre-<lb/> ten worden iſt. Dann ging es zu <persName>Gerd Nels</persName> Hofe, beym<lb/><placeName>Kockmanns Grunde</placeName> und <placeName full="abb">Fluſſe</placeName> (<placeName full="abb"><hi rendition="#aq">Kockmanns-Kloof</hi></placeName> und<lb/><placeName><hi rendition="#aq">Rivier</hi></placeName>). In dieſem Fluſſe waͤchſt eine Art Ried oder Bin-<lb/> ſen, das man hier Mattengut (<hi rendition="#aq">Matjes Goed</hi>) nennt, und<lb/> woraus Matten geflochten werden, die der Landmann zu<lb/> Zelten oder Ueberzuͤgen uͤber die Wagen, auch wohl ſtatt<lb/> Matratzen gebraucht. Dieſe Matten ſind weich und<lb/> biegſam, und die Binſen, wovon ſie gemacht werden,<lb/> ſind eine Art Cypergras (<hi rendition="#aq">Cyperus</hi>), dem ich den Bey-<lb/> nahmen textilis gab. Es waͤchſt zwey Ellen hoch und<lb/> daruͤber, hat beynahe die Dicke eines Tobakspfeifenſtiels,<lb/> und iſt inwendig hohl, wie eine Roͤhre.</p><lb/> <p>Nun ging unſre Reiſe weiter zu dem Landeigen-<lb/> thuͤmer <persName>Droſki</persName>. In dieſer Gegend, wie auch in dem<lb/> ganzen tiefer hinein liegenden Lande, regnet es, wie man<lb/> mich verſicherte, bey Suͤd-Oſt-Winde, wovon am<lb/><placeName>Cap</placeName> gerade das Gegentheil geſchieht.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0370]
Erſte Abtheilung. Erſter Abſchnitt.
ren. Das zur linken Seite belegene Gebirge kruͤmmt
ſich hier etwas, und lenkt ſich mehr nach Oſt-Suͤd-Oſt.
Philipp Bota’s Hof, wohin wir hernach kamen, liegt
dem Tigerberge (Tiger-Hoek) gegen uͤber, welcher
hinter den von dem Hottentottiſch-Hollaͤndiſchen Gebirge
abſtreifenden Bergen liegt. Die Reihe von Bergen, die
von Witſenberg bis hieher fortgeht, ſcheint ſich hier oſt-
waͤrts zu beugen, und gleichſam ganz zu verſchwinden;
in der That aber erſtreckt ſie ſich noch weiter, und laͤuft
in einem Gebirge fort, das tiefer ins Land hinein geht,
und mit jener Bergkette zuſammenhaͤngt. Hierauf paſ-
ſirten wir Klas Voigts Fluß (Claes-Voigts-Rivier),
der ſeine Benennung davon bekommen hat, daß nicht
weit davon ein Koloniſt, Nahmens Klas Voigt, von einem
Elefanten, und zwar ſo, daß man im Staube kaum
Spuren ſeiner Knochen wahrgenommen hat, zu Tode getre-
ten worden iſt. Dann ging es zu Gerd Nels Hofe, beym
Kockmanns Grunde und Fluſſe (Kockmanns-Kloof und
Rivier). In dieſem Fluſſe waͤchſt eine Art Ried oder Bin-
ſen, das man hier Mattengut (Matjes Goed) nennt, und
woraus Matten geflochten werden, die der Landmann zu
Zelten oder Ueberzuͤgen uͤber die Wagen, auch wohl ſtatt
Matratzen gebraucht. Dieſe Matten ſind weich und
biegſam, und die Binſen, wovon ſie gemacht werden,
ſind eine Art Cypergras (Cyperus), dem ich den Bey-
nahmen textilis gab. Es waͤchſt zwey Ellen hoch und
daruͤber, hat beynahe die Dicke eines Tobakspfeifenſtiels,
und iſt inwendig hohl, wie eine Roͤhre.
Nun ging unſre Reiſe weiter zu dem Landeigen-
thuͤmer Droſki. In dieſer Gegend, wie auch in dem
ganzen tiefer hinein liegenden Lande, regnet es, wie man
mich verſicherte, bey Suͤd-Oſt-Winde, wovon am
Cap gerade das Gegentheil geſchieht.
Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |