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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt.
und macht sich lustig. Von erlegtem Wilde darf nie-
mand essen, ehe er zum Manne gemacht ist; vom Her-
zen und Herzbeutel eines und desselben Thiers dürfen
auch Mann und Frau nicht zugleich essen. Heutiges
Tages speisen diese Hottentotten ihr Fleisch entweder ge-
braten, oder ordentlich in einem Topfe gekocht. Vor
nicht gar langer Zeit aber, ehe sie von den Europäern
sich dergleichen Geräth angeschafft haben, bedienten sie
sich der unter ihren Landsleuten gebräuchlichen Art zu
kochen. Sie füllten nämlich einen ledernen Schlauch
mit Wasser, legten das Fleisch hinein, und glühend ge-
machte Steine darunter, die durch ihre Hitze das Was-
ser zum Kochen brachten. Pfeil und Bogen gebrauchen
diese Hottentotten noch. Dieses unansehnlichen aber
gefährlichen Geschosses bedienen sie sich nicht nur zur
Vertheidigung gegen ihre Feinde, sondern auch wilde
Thiere zu erlegen, wiewohl sie weder in jener noch dieser
Rücksicht jetzt selten mehr nöthig haben, Gebrauch da-
von zu machen. Der Bogen ist einen Zoll dick, und
besteht aus einem runden Stocke, der etwas länger als
eine Elle ist, und den sie mit einer Schnur oder einer
Sehne spannen. Die Pfeile machen sie aus Rohr, das
so dick als eine Gänsefeder und kaum eine halbe Elle lang
ist, und an dessen eines Ende sie mit einer feinen Sehne
eine lanzettenartige eiserne Spitze, die mit Schlangen-
gift bestrichen wird, festbinden. Auch haben sie, um
mehrere Pfeile darin bey sich zu führen, einen förmli-
chen Köcher, der die Dicke eines Arms und beynahe die
Länge einer Elle hat, und oben mit einem Deckel ver-
sehen ist, der mit ledernen Hespen befestigt wird. Musi-
kalische Instrumente haben sie ebenfalls, unter andern
eins, das sie Rabekin nennen, und eine Art Zither vor-
stellt. Es wird aus einem Kalabasse oder ausgehöhlten

Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
und macht ſich luſtig. Von erlegtem Wilde darf nie-
mand eſſen, ehe er zum Manne gemacht iſt; vom Her-
zen und Herzbeutel eines und deſſelben Thiers duͤrfen
auch Mann und Frau nicht zugleich eſſen. Heutiges
Tages ſpeiſen dieſe Hottentotten ihr Fleiſch entweder ge-
braten, oder ordentlich in einem Topfe gekocht. Vor
nicht gar langer Zeit aber, ehe ſie von den Europaͤern
ſich dergleichen Geraͤth angeſchafft haben, bedienten ſie
ſich der unter ihren Landsleuten gebraͤuchlichen Art zu
kochen. Sie fuͤllten naͤmlich einen ledernen Schlauch
mit Waſſer, legten das Fleiſch hinein, und gluͤhend ge-
machte Steine darunter, die durch ihre Hitze das Waſ-
ſer zum Kochen brachten. Pfeil und Bogen gebrauchen
dieſe Hottentotten noch. Dieſes unanſehnlichen aber
gefaͤhrlichen Geſchoſſes bedienen ſie ſich nicht nur zur
Vertheidigung gegen ihre Feinde, ſondern auch wilde
Thiere zu erlegen, wiewohl ſie weder in jener noch dieſer
Ruͤckſicht jetzt ſelten mehr noͤthig haben, Gebrauch da-
von zu machen. Der Bogen iſt einen Zoll dick, und
beſteht aus einem runden Stocke, der etwas laͤnger als
eine Elle iſt, und den ſie mit einer Schnur oder einer
Sehne ſpannen. Die Pfeile machen ſie aus Rohr, das
ſo dick als eine Gaͤnſefeder und kaum eine halbe Elle lang
iſt, und an deſſen eines Ende ſie mit einer feinen Sehne
eine lanzettenartige eiſerne Spitze, die mit Schlangen-
gift beſtrichen wird, feſtbinden. Auch haben ſie, um
mehrere Pfeile darin bey ſich zu fuͤhren, einen foͤrmli-
chen Koͤcher, der die Dicke eines Arms und beynahe die
Laͤnge einer Elle hat, und oben mit einem Deckel ver-
ſehen iſt, der mit ledernen Hespen befeſtigt wird. Muſi-
kaliſche Inſtrumente haben ſie ebenfalls, unter andern
eins, das ſie Rabekin nennen, und eine Art Zither vor-
ſtellt. Es wird aus einem Kalabaſſe oder ausgehoͤhlten

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[38/0376] Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. und macht ſich luſtig. Von erlegtem Wilde darf nie- mand eſſen, ehe er zum Manne gemacht iſt; vom Her- zen und Herzbeutel eines und deſſelben Thiers duͤrfen auch Mann und Frau nicht zugleich eſſen. Heutiges Tages ſpeiſen dieſe Hottentotten ihr Fleiſch entweder ge- braten, oder ordentlich in einem Topfe gekocht. Vor nicht gar langer Zeit aber, ehe ſie von den Europaͤern ſich dergleichen Geraͤth angeſchafft haben, bedienten ſie ſich der unter ihren Landsleuten gebraͤuchlichen Art zu kochen. Sie fuͤllten naͤmlich einen ledernen Schlauch mit Waſſer, legten das Fleiſch hinein, und gluͤhend ge- machte Steine darunter, die durch ihre Hitze das Waſ- ſer zum Kochen brachten. Pfeil und Bogen gebrauchen dieſe Hottentotten noch. Dieſes unanſehnlichen aber gefaͤhrlichen Geſchoſſes bedienen ſie ſich nicht nur zur Vertheidigung gegen ihre Feinde, ſondern auch wilde Thiere zu erlegen, wiewohl ſie weder in jener noch dieſer Ruͤckſicht jetzt ſelten mehr noͤthig haben, Gebrauch da- von zu machen. Der Bogen iſt einen Zoll dick, und beſteht aus einem runden Stocke, der etwas laͤnger als eine Elle iſt, und den ſie mit einer Schnur oder einer Sehne ſpannen. Die Pfeile machen ſie aus Rohr, das ſo dick als eine Gaͤnſefeder und kaum eine halbe Elle lang iſt, und an deſſen eines Ende ſie mit einer feinen Sehne eine lanzettenartige eiſerne Spitze, die mit Schlangen- gift beſtrichen wird, feſtbinden. Auch haben ſie, um mehrere Pfeile darin bey ſich zu fuͤhren, einen foͤrmli- chen Koͤcher, der die Dicke eines Arms und beynahe die Laͤnge einer Elle hat, und oben mit einem Deckel ver- ſehen iſt, der mit ledernen Hespen befeſtigt wird. Muſi- kaliſche Inſtrumente haben ſie ebenfalls, unter andern eins, das ſie Rabekin nennen, und eine Art Zither vor- ſtellt. Es wird aus einem Kalabaſſe oder ausgehoͤhlten

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/376>, abgerufen am 22.11.2024.