Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.Erste Abtheilung. Zweyter Abschnitt. der aber ganz unbewohnt war, mußten wir darauf be-dacht seyn, nicht nur einige Hottentotten als Dolmet- scher, Wegweiser, und zur Bewachung mitzunehmen, sondern auch uns mit Proviant zu versehen. Unsre bra- ve Wirthin ließ für uns eine Partey Weitzenzwieback, und einige Weitzenbrote backen, füllte eine große But- terbüchse, und schlachtete ein Schaf, das sie einsalzte und in seine eigne Haut einnähete. Wir selbst brachten unser Schießgewehr in die beste Ordnung. Hierauf ver- fügten wir uns mit frischen Kräften, und mit allem nöthigen wohl versorget, den 9. December auf den Weg nach dem Kabeljauflusse (Kabbeljaauw-Rivier). An diesem Flusse liegt der äußerste und letztre Koloni- stenhof. Er gehört einem reichen Bürger zu Cap, Nah- mens van Rhenen, der ihn durch einen Knecht verwal- ten läßt. Von da kamen wir zum Camtousflusse (Camtous- In der ganzen weitläuftigen Strecke Landes, von Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt. der aber ganz unbewohnt war, mußten wir darauf be-dacht ſeyn, nicht nur einige Hottentotten als Dolmet- ſcher, Wegweiſer, und zur Bewachung mitzunehmen, ſondern auch uns mit Proviant zu verſehen. Unſre bra- ve Wirthin ließ fuͤr uns eine Partey Weitzenzwieback, und einige Weitzenbrote backen, fuͤllte eine große But- terbuͤchſe, und ſchlachtete ein Schaf, das ſie einſalzte und in ſeine eigne Haut einnaͤhete. Wir ſelbſt brachten unſer Schießgewehr in die beſte Ordnung. Hierauf ver- fuͤgten wir uns mit friſchen Kraͤften, und mit allem noͤthigen wohl verſorget, den 9. December auf den Weg nach dem Kabeljaufluſſe (Kabbeljaauw-Rivier). An dieſem Fluſſe liegt der aͤußerſte und letztre Koloni- ſtenhof. Er gehoͤrt einem reichen Buͤrger zu Cap, Nah- mens van Rhenen, der ihn durch einen Knecht verwal- ten laͤßt. Von da kamen wir zum Camtousfluſſe (Camtous- In der ganzen weitlaͤuftigen Strecke Landes, von <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0404" n="66"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> der aber ganz unbewohnt war, mußten wir darauf be-<lb/> dacht ſeyn, nicht nur einige Hottentotten als Dolmet-<lb/> ſcher, Wegweiſer, und zur Bewachung mitzunehmen,<lb/> ſondern auch uns mit Proviant zu verſehen. Unſre bra-<lb/> ve Wirthin ließ fuͤr uns eine Partey Weitzenzwieback,<lb/> und einige Weitzenbrote backen, fuͤllte eine große But-<lb/> terbuͤchſe, und ſchlachtete ein Schaf, das ſie einſalzte<lb/> und in ſeine eigne Haut einnaͤhete. Wir ſelbſt brachten<lb/> unſer Schießgewehr in die beſte Ordnung. Hierauf ver-<lb/> fuͤgten wir uns mit friſchen Kraͤften, und mit allem<lb/> noͤthigen wohl verſorget, den 9. December auf den<lb/> Weg nach dem <placeName>Kabeljaufluſſe</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Kabbeljaauw-Rivier</placeName></hi>).<lb/> An dieſem Fluſſe liegt der aͤußerſte und letztre Koloni-<lb/> ſtenhof. Er gehoͤrt einem reichen Buͤrger zu <placeName>Cap</placeName>, Nah-<lb/> mens <persName>van Rhenen</persName>, der ihn durch einen Knecht verwal-<lb/> ten laͤßt.</p><lb/> <p>Von da kamen wir zum <placeName>Camtousfluſſe</placeName> (<hi rendition="#aq"><placeName>Camtous-<lb/> Rivier</placeName></hi>). Dieſer Fluß macht jetzt die Graͤnze der Hol-<lb/> laͤndiſchen Kolonie aus, welche ſich weiter hinaus nicht<lb/> erſtrecken darf. Die Urſache, warum die Regierung<lb/> ſcharf verbothen hat, jenſeits keine Hoͤfe anzulegen, iſt,<lb/> zu verhindern, daß die Koloniſten mit den da wohnen-<lb/> den Kaffern, einem muthigen und tapfern Volke nicht in<lb/> Krieg gerathen moͤgen, als wodurch fuͤr die Compagnie<lb/> großer Nachtheil erwachſen wuͤrde. Die Gegend hier<lb/> umher iſt ſonſt ſchoͤn und reich an Gras.</p><lb/> <p>In der ganzen weitlaͤuftigen Strecke Landes, von<lb/><placeName>Rotheſand</placeName> bis zum <placeName>Camtousfluſſe</placeName> iſt bis jetzt, ſo volkreich<lb/> dieſe Kolonie auch iſt, noch gar keine Kirche vorhanden.<lb/> Die Einwohner haben ſchon vor langer Zeit um eine Kir-<lb/> che angehalten, ſich auch, obgleich alle andre Prediger<lb/> ſowohl in der Stadt als auf dem Lande von der Compagnie<lb/> beſoldet werden, erbothen, ſelbſt den Geiſtlichen zu beſolden,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0404]
Erſte Abtheilung. Zweyter Abſchnitt.
der aber ganz unbewohnt war, mußten wir darauf be-
dacht ſeyn, nicht nur einige Hottentotten als Dolmet-
ſcher, Wegweiſer, und zur Bewachung mitzunehmen,
ſondern auch uns mit Proviant zu verſehen. Unſre bra-
ve Wirthin ließ fuͤr uns eine Partey Weitzenzwieback,
und einige Weitzenbrote backen, fuͤllte eine große But-
terbuͤchſe, und ſchlachtete ein Schaf, das ſie einſalzte
und in ſeine eigne Haut einnaͤhete. Wir ſelbſt brachten
unſer Schießgewehr in die beſte Ordnung. Hierauf ver-
fuͤgten wir uns mit friſchen Kraͤften, und mit allem
noͤthigen wohl verſorget, den 9. December auf den
Weg nach dem Kabeljaufluſſe (Kabbeljaauw-Rivier).
An dieſem Fluſſe liegt der aͤußerſte und letztre Koloni-
ſtenhof. Er gehoͤrt einem reichen Buͤrger zu Cap, Nah-
mens van Rhenen, der ihn durch einen Knecht verwal-
ten laͤßt.
Von da kamen wir zum Camtousfluſſe (Camtous-
Rivier). Dieſer Fluß macht jetzt die Graͤnze der Hol-
laͤndiſchen Kolonie aus, welche ſich weiter hinaus nicht
erſtrecken darf. Die Urſache, warum die Regierung
ſcharf verbothen hat, jenſeits keine Hoͤfe anzulegen, iſt,
zu verhindern, daß die Koloniſten mit den da wohnen-
den Kaffern, einem muthigen und tapfern Volke nicht in
Krieg gerathen moͤgen, als wodurch fuͤr die Compagnie
großer Nachtheil erwachſen wuͤrde. Die Gegend hier
umher iſt ſonſt ſchoͤn und reich an Gras.
In der ganzen weitlaͤuftigen Strecke Landes, von
Rotheſand bis zum Camtousfluſſe iſt bis jetzt, ſo volkreich
dieſe Kolonie auch iſt, noch gar keine Kirche vorhanden.
Die Einwohner haben ſchon vor langer Zeit um eine Kir-
che angehalten, ſich auch, obgleich alle andre Prediger
ſowohl in der Stadt als auf dem Lande von der Compagnie
beſoldet werden, erbothen, ſelbſt den Geiſtlichen zu beſolden,
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