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Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

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Reise v. Camtous- bis zum Sonntagsflusse.

Die Bergstrecke zur Linken, die uns bisher beglei-
tet hatte, hörte nun auf, und rechts sahen wir die of-
fenbare See. Weiter ins Land hinein war aber doch
zur linken Hand eine noch größre Bergstrecke zu sehen.
Das Land, worin wir uns jetzt befanden, heißt Krake-
kamma
, ist reich an Gras und Wald, und voll wilder
Thiere von allerhand Arten, die hier vor den Verfolgun-
gen der Kolonisten ziemlich sicher sind, als Büffelochsen,
Elefanten, Rhinoceros oder sogenannte Zweyhörner
(Tweehoorn), gestreifte Pferde und Esel (Zebra und
Quagga) und verschiedne Gattungen Böcke, besonders
Hirschthiere (Harte-Beesten) oder Gazellen (Capra
dorcas
) in großen Scharen.

Zuerst reiseten wir weiter nach Krakekammavalley,
und von da weiter hinunter nach der Küste, wo wir eine
Menge kleiner Büsche und selbst große Wälder antra-
fen, die mit großen Herden Büffelochsen (Bos caffer)
angefüllt waren, welchen diese grasreichen Gegenden
zur Weide dienten.

An einem Nachmittage, als die stärkste Hitze vor-
bey war, gingen wir mit einigen Hottentotten auf die
Jagd, in der Absicht etwas zur Sättigung unsers zahl-
reichen Gefolges zu schießen. Als wir dem Walde nahe
kamen, wurden wir einen erstaunlich großen Haufen
wilder Büffelochsen gewahr, die während ihres Grasens
die Köpfe zur Erde niederhangen hatten, und uns nicht
eher ansichtig wurden, als bis wir ihnen dreyhundert
Schritt nahe gekommen waren. Mit einemmahl hob
die ganze aus fünf bis sechshundert Stücken großen Vie-
hes bestehende Herde die Köpfe in die Höhe und sah
uns mit Aufmerksamkeit an. Der Anblick eines so zahl-
reichen Haufens von Thieren, wovon schon ein einziges
sehr schrecklich ist, hätte selbst dem, welcher nicht, wie

Reiſe v. Camtous- bis zum Sonntagsfluſſe.

Die Bergſtrecke zur Linken, die uns bisher beglei-
tet hatte, hoͤrte nun auf, und rechts ſahen wir die of-
fenbare See. Weiter ins Land hinein war aber doch
zur linken Hand eine noch groͤßre Bergſtrecke zu ſehen.
Das Land, worin wir uns jetzt befanden, heißt Krake-
kamma
, iſt reich an Gras und Wald, und voll wilder
Thiere von allerhand Arten, die hier vor den Verfolgun-
gen der Koloniſten ziemlich ſicher ſind, als Buͤffelochſen,
Elefanten, Rhinoceros oder ſogenannte Zweyhoͤrner
(Tweehoorn), geſtreifte Pferde und Eſel (Zebra und
Quagga) und verſchiedne Gattungen Boͤcke, beſonders
Hirſchthiere (Harte-Beeſten) oder Gazellen (Capra
dorcas
) in großen Scharen.

Zuerſt reiſeten wir weiter nach Krakekammavalley,
und von da weiter hinunter nach der Kuͤſte, wo wir eine
Menge kleiner Buͤſche und ſelbſt große Waͤlder antra-
fen, die mit großen Herden Buͤffelochſen (Bos caffer)
angefuͤllt waren, welchen dieſe grasreichen Gegenden
zur Weide dienten.

An einem Nachmittage, als die ſtaͤrkſte Hitze vor-
bey war, gingen wir mit einigen Hottentotten auf die
Jagd, in der Abſicht etwas zur Saͤttigung unſers zahl-
reichen Gefolges zu ſchießen. Als wir dem Walde nahe
kamen, wurden wir einen erſtaunlich großen Haufen
wilder Buͤffelochſen gewahr, die waͤhrend ihres Graſens
die Koͤpfe zur Erde niederhangen hatten, und uns nicht
eher anſichtig wurden, als bis wir ihnen dreyhundert
Schritt nahe gekommen waren. Mit einemmahl hob
die ganze aus fuͤnf bis ſechshundert Stuͤcken großen Vie-
hes beſtehende Herde die Koͤpfe in die Hoͤhe und ſah
uns mit Aufmerkſamkeit an. Der Anblick eines ſo zahl-
reichen Haufens von Thieren, wovon ſchon ein einziges
ſehr ſchrecklich iſt, haͤtte ſelbſt dem, welcher nicht, wie

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[73/0411] Reiſe v. Camtous- bis zum Sonntagsfluſſe. Die Bergſtrecke zur Linken, die uns bisher beglei- tet hatte, hoͤrte nun auf, und rechts ſahen wir die of- fenbare See. Weiter ins Land hinein war aber doch zur linken Hand eine noch groͤßre Bergſtrecke zu ſehen. Das Land, worin wir uns jetzt befanden, heißt Krake- kamma, iſt reich an Gras und Wald, und voll wilder Thiere von allerhand Arten, die hier vor den Verfolgun- gen der Koloniſten ziemlich ſicher ſind, als Buͤffelochſen, Elefanten, Rhinoceros oder ſogenannte Zweyhoͤrner (Tweehoorn), geſtreifte Pferde und Eſel (Zebra und Quagga) und verſchiedne Gattungen Boͤcke, beſonders Hirſchthiere (Harte-Beeſten) oder Gazellen (Capra dorcas) in großen Scharen. Zuerſt reiſeten wir weiter nach Krakekammavalley, und von da weiter hinunter nach der Kuͤſte, wo wir eine Menge kleiner Buͤſche und ſelbſt große Waͤlder antra- fen, die mit großen Herden Buͤffelochſen (Bos caffer) angefuͤllt waren, welchen dieſe grasreichen Gegenden zur Weide dienten. An einem Nachmittage, als die ſtaͤrkſte Hitze vor- bey war, gingen wir mit einigen Hottentotten auf die Jagd, in der Abſicht etwas zur Saͤttigung unſers zahl- reichen Gefolges zu ſchießen. Als wir dem Walde nahe kamen, wurden wir einen erſtaunlich großen Haufen wilder Buͤffelochſen gewahr, die waͤhrend ihres Graſens die Koͤpfe zur Erde niederhangen hatten, und uns nicht eher anſichtig wurden, als bis wir ihnen dreyhundert Schritt nahe gekommen waren. Mit einemmahl hob die ganze aus fuͤnf bis ſechshundert Stuͤcken großen Vie- hes beſtehende Herde die Koͤpfe in die Hoͤhe und ſah uns mit Aufmerkſamkeit an. Der Anblick eines ſo zahl- reichen Haufens von Thieren, wovon ſchon ein einziges ſehr ſchrecklich iſt, haͤtte ſelbſt dem, welcher nicht, wie

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Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/411>, abgerufen am 17.06.2024.