Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Produkte des Gewächsreiches auf Java.
tenhäuser die Goldfische hält, zum Schatten für diese
Fischchen. Sie wächst aber auch im Ueberfluß in allen
Gräben und Teichen, oder sie schwimmt vielmehr darin;
denn die Wurzeln dieses Krauts setzen sich nicht in der
Erde fest.

Das Palmriet oder Rotang (Calamus Rotang)
gebrauchen die Javaner fast durchgängig statt Stricke
und Seile, entweder ganz oder in schmale Streifen zer-
spalten. Sie wissen damit alles sehr behende zu binden.
Auch flechten sie Körbe, die nicht nur stark, sondern
auch nett sind, und breite Matten, um darauf zu sitzen,
die ebenfalls sehr artig gearbeitet sind, aus diesem dün-
nen Rohr.

Der Bambosbaum (Arundo Bambos) gehört zu
den nützlichsten und unentbehrlichsten in diesem Lande.
Die Javaner verfertigen daraus in größter Geschwindig-
keit fast alles was sie bedürfen. Sie bauen Häuser da-
von, machen Stühle daraus, Tische, Bettstellen, aller-
ley andre Meublen, Treppen, Leitern, Tragstangen,
Schiffsgeräth, und mancherley andre Sachen, die wirk-
lich nett, stark und leicht gearbeitet sind.

Die auf den Straßen zu Batavia vor den Häusern
stehenden Bäume sind meistentheils das große so wohl
als das kleine Schönblatt (Inophyllum calophyllum
und calaba), der gemeine Kanarienbaum (Canarium
commune
), nebst einigen andern seltenen Arten. Auf
verschiednen Höfen sah ich sehr hohe Bäume von der
Gattung der schönen Guettarde (Guettarda speciosa)
stehen. Der größte Baum indessen, den ich je gesehen
habe, war eine pferdhaarblättrichte Kasuarine (Casuari-
na equisetifolia
), die am Flusse stand, und sich mit
ihren breiten und weitläuftigen Zweigen unglaublich weit
ausdehnte.


Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java.
tenhaͤuſer die Goldfiſche haͤlt, zum Schatten fuͤr dieſe
Fiſchchen. Sie waͤchſt aber auch im Ueberfluß in allen
Graͤben und Teichen, oder ſie ſchwimmt vielmehr darin;
denn die Wurzeln dieſes Krauts ſetzen ſich nicht in der
Erde feſt.

Das Palmriet oder Rotang (Calamus Rotang)
gebrauchen die Javaner faſt durchgaͤngig ſtatt Stricke
und Seile, entweder ganz oder in ſchmale Streifen zer-
ſpalten. Sie wiſſen damit alles ſehr behende zu binden.
Auch flechten ſie Koͤrbe, die nicht nur ſtark, ſondern
auch nett ſind, und breite Matten, um darauf zu ſitzen,
die ebenfalls ſehr artig gearbeitet ſind, aus dieſem duͤn-
nen Rohr.

Der Bambosbaum (Arundo Bambos) gehoͤrt zu
den nuͤtzlichſten und unentbehrlichſten in dieſem Lande.
Die Javaner verfertigen daraus in groͤßter Geſchwindig-
keit faſt alles was ſie beduͤrfen. Sie bauen Haͤuſer da-
von, machen Stuͤhle daraus, Tiſche, Bettſtellen, aller-
ley andre Meublen, Treppen, Leitern, Tragſtangen,
Schiffsgeraͤth, und mancherley andre Sachen, die wirk-
lich nett, ſtark und leicht gearbeitet ſind.

Die auf den Straßen zu Batavia vor den Haͤuſern
ſtehenden Baͤume ſind meiſtentheils das große ſo wohl
als das kleine Schoͤnblatt (Inophyllum calophyllum
und calaba), der gemeine Kanarienbaum (Canarium
commune
), nebſt einigen andern ſeltenen Arten. Auf
verſchiednen Hoͤfen ſah ich ſehr hohe Baͤume von der
Gattung der ſchoͤnen Guettarde (Guettarda ſpecioſa)
ſtehen. Der groͤßte Baum indeſſen, den ich je geſehen
habe, war eine pferdhaarblaͤttrichte Kaſuarine (Caſuari-
na equiſetifolia
), die am Fluſſe ſtand, und ſich mit
ihren breiten und weitlaͤuftigen Zweigen unglaublich weit
ausdehnte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0599" n="261"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Produkte des Gewa&#x0364;chsreiches auf <placeName>Java</placeName>.</hi></fw><lb/>
tenha&#x0364;u&#x017F;er die Goldfi&#x017F;che ha&#x0364;lt, zum Schatten fu&#x0364;r die&#x017F;e<lb/>
Fi&#x017F;chchen. Sie wa&#x0364;ch&#x017F;t aber auch im Ueberfluß in allen<lb/>
Gra&#x0364;ben und Teichen, oder &#x017F;ie &#x017F;chwimmt vielmehr darin;<lb/>
denn die Wurzeln die&#x017F;es Krauts &#x017F;etzen &#x017F;ich nicht in der<lb/>
Erde fe&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Das Palmriet oder Rotang (<hi rendition="#aq">Calamus Rotang</hi>)<lb/>
gebrauchen die Javaner fa&#x017F;t durchga&#x0364;ngig &#x017F;tatt Stricke<lb/>
und Seile, entweder ganz oder in &#x017F;chmale Streifen zer-<lb/>
&#x017F;palten. Sie wi&#x017F;&#x017F;en damit alles &#x017F;ehr behende zu binden.<lb/>
Auch flechten &#x017F;ie Ko&#x0364;rbe, die nicht nur &#x017F;tark, &#x017F;ondern<lb/>
auch nett &#x017F;ind, und breite Matten, um darauf zu &#x017F;itzen,<lb/>
die ebenfalls &#x017F;ehr artig gearbeitet &#x017F;ind, aus die&#x017F;em du&#x0364;n-<lb/>
nen Rohr.</p><lb/>
          <p>Der Bambosbaum (<hi rendition="#aq">Arundo Bambos</hi>) geho&#x0364;rt zu<lb/>
den nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten und unentbehrlich&#x017F;ten in die&#x017F;em Lande.<lb/>
Die Javaner verfertigen daraus in gro&#x0364;ßter Ge&#x017F;chwindig-<lb/>
keit fa&#x017F;t alles was &#x017F;ie bedu&#x0364;rfen. Sie bauen Ha&#x0364;u&#x017F;er da-<lb/>
von, machen Stu&#x0364;hle daraus, Ti&#x017F;che, Bett&#x017F;tellen, aller-<lb/>
ley andre Meublen, Treppen, Leitern, Trag&#x017F;tangen,<lb/>
Schiffsgera&#x0364;th, und mancherley andre Sachen, die wirk-<lb/>
lich nett, &#x017F;tark und leicht gearbeitet &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Die auf den Straßen zu <placeName>Batavia</placeName> vor den Ha&#x0364;u&#x017F;ern<lb/>
&#x017F;tehenden Ba&#x0364;ume &#x017F;ind mei&#x017F;tentheils das große &#x017F;o wohl<lb/>
als das kleine Scho&#x0364;nblatt (<hi rendition="#aq">Inophyllum calophyllum</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">calaba</hi>), der gemeine Kanarienbaum (<hi rendition="#aq">Canarium<lb/>
commune</hi>), neb&#x017F;t einigen andern &#x017F;eltenen Arten. Auf<lb/>
ver&#x017F;chiednen Ho&#x0364;fen &#x017F;ah ich &#x017F;ehr hohe Ba&#x0364;ume von der<lb/>
Gattung der &#x017F;cho&#x0364;nen Guettarde (<hi rendition="#aq">Guettarda &#x017F;pecio&#x017F;a</hi>)<lb/>
&#x017F;tehen. Der gro&#x0364;ßte Baum inde&#x017F;&#x017F;en, den ich je ge&#x017F;ehen<lb/>
habe, war eine pferdhaarbla&#x0364;ttrichte Ka&#x017F;uarine (<hi rendition="#aq">Ca&#x017F;uari-<lb/>
na equi&#x017F;etifolia</hi>), die am Flu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tand, und &#x017F;ich mit<lb/>
ihren breiten und weitla&#x0364;uftigen Zweigen unglaublich weit<lb/>
ausdehnte.</p>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0599] Produkte des Gewaͤchsreiches auf Java. tenhaͤuſer die Goldfiſche haͤlt, zum Schatten fuͤr dieſe Fiſchchen. Sie waͤchſt aber auch im Ueberfluß in allen Graͤben und Teichen, oder ſie ſchwimmt vielmehr darin; denn die Wurzeln dieſes Krauts ſetzen ſich nicht in der Erde feſt. Das Palmriet oder Rotang (Calamus Rotang) gebrauchen die Javaner faſt durchgaͤngig ſtatt Stricke und Seile, entweder ganz oder in ſchmale Streifen zer- ſpalten. Sie wiſſen damit alles ſehr behende zu binden. Auch flechten ſie Koͤrbe, die nicht nur ſtark, ſondern auch nett ſind, und breite Matten, um darauf zu ſitzen, die ebenfalls ſehr artig gearbeitet ſind, aus dieſem duͤn- nen Rohr. Der Bambosbaum (Arundo Bambos) gehoͤrt zu den nuͤtzlichſten und unentbehrlichſten in dieſem Lande. Die Javaner verfertigen daraus in groͤßter Geſchwindig- keit faſt alles was ſie beduͤrfen. Sie bauen Haͤuſer da- von, machen Stuͤhle daraus, Tiſche, Bettſtellen, aller- ley andre Meublen, Treppen, Leitern, Tragſtangen, Schiffsgeraͤth, und mancherley andre Sachen, die wirk- lich nett, ſtark und leicht gearbeitet ſind. Die auf den Straßen zu Batavia vor den Haͤuſern ſtehenden Baͤume ſind meiſtentheils das große ſo wohl als das kleine Schoͤnblatt (Inophyllum calophyllum und calaba), der gemeine Kanarienbaum (Canarium commune), nebſt einigen andern ſeltenen Arten. Auf verſchiednen Hoͤfen ſah ich ſehr hohe Baͤume von der Gattung der ſchoͤnen Guettarde (Guettarda ſpecioſa) ſtehen. Der groͤßte Baum indeſſen, den ich je geſehen habe, war eine pferdhaarblaͤttrichte Kaſuarine (Caſuari- na equiſetifolia), die am Fluſſe ſtand, und ſich mit ihren breiten und weitlaͤuftigen Zweigen unglaublich weit ausdehnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/599
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/599>, abgerufen am 22.11.2024.