Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweyte Abtheilung. Reise von Dezima
bey seiner zweyten Reise, über die große Bucht bey Si-
mabara
zu segeln.

Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von
zehnthalb Meilen über Orissino, Takkiwo, Swota, Oda,
nach dem Orte unsers Nachtlagers Otsinsu.

Zu Orissino ist ein schwefelhaltiges warmes Bad.
Wir besahen es. Es ist siedend heiß, umher eingeschlos-
sen, und mit einem schönen und bequemen Hause für die
Kranken, welche es gebrauchen, versehen. Das heiße
Wasser wird nach verschiednen Stellen abgeleitet und
vertheilt, wo die Kranken sitzen, und selbst, so wohl
heißes, als kaltes Wasser, welches letztere durch Kunst
hieher getrieben wird, für sich abzapfen können. Außer-
dem sind verschiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur
nach dem Baden sich niederzulegen und auszuruhen, son-
dern auch spatzieren zu gehen. Alles ist hier sehr nett
und reinlich.

Swota ist der sehr großen Kruken wegen, die da
verfertigt werden, (gewiß die allergrößten in der Welt),
merkwürdig. Sie sind von braunem Thon, sehr gut ge-
brannt, und so groß, daß sie mehrere Zuber enthalten.
Die Holländer kaufen jährlich eine Menge davon, und neh-
men sie mit nach Batavia, wo sie, so wohl als an andern
Oertern in Ostindien, mit Vortheil verkauft, und, Was-
ser darin stehen zu haben, gebraucht werden. Das zum
täglichen Getränk bestimmte Wasser hält sich darin kalt,
und schlägt alle Unreinigkeit völlig nieder; wird also durch
den abgesonderten Bodensatz auch reiner und gesunder.

Unser bisheriger Weg war sehr gebirgig, steinig
und beschwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz
Fisen, und hier ist das Land viel fruchtbarer, schöner,
stärker bewohnt und volkreicher. Die Dörfer liegen dich-
ter bey einander, sind sehr groß und lang, und nicht sel-

Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima
bey ſeiner zweyten Reiſe, uͤber die große Bucht bey Si-
mabara
zu ſegeln.

Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von
zehnthalb Meilen uͤber Oriſſino, Takkiwo, Swota, Oda,
nach dem Orte unſers Nachtlagers Otſinſu.

Zu Oriſſino iſt ein ſchwefelhaltiges warmes Bad.
Wir beſahen es. Es iſt ſiedend heiß, umher eingeſchloſ-
ſen, und mit einem ſchoͤnen und bequemen Hauſe fuͤr die
Kranken, welche es gebrauchen, verſehen. Das heiße
Waſſer wird nach verſchiednen Stellen abgeleitet und
vertheilt, wo die Kranken ſitzen, und ſelbſt, ſo wohl
heißes, als kaltes Waſſer, welches letztere durch Kunſt
hieher getrieben wird, fuͤr ſich abzapfen koͤnnen. Außer-
dem ſind verſchiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur
nach dem Baden ſich niederzulegen und auszuruhen, ſon-
dern auch ſpatzieren zu gehen. Alles iſt hier ſehr nett
und reinlich.

Swota iſt der ſehr großen Kruken wegen, die da
verfertigt werden, (gewiß die allergroͤßten in der Welt),
merkwuͤrdig. Sie ſind von braunem Thon, ſehr gut ge-
brannt, und ſo groß, daß ſie mehrere Zuber enthalten.
Die Hollaͤnder kaufen jaͤhrlich eine Menge davon, und neh-
men ſie mit nach Batavia, wo ſie, ſo wohl als an andern
Oertern in Oſtindien, mit Vortheil verkauft, und, Waſ-
ſer darin ſtehen zu haben, gebraucht werden. Das zum
taͤglichen Getraͤnk beſtimmte Waſſer haͤlt ſich darin kalt,
und ſchlaͤgt alle Unreinigkeit voͤllig nieder; wird alſo durch
den abgeſonderten Bodenſatz auch reiner und geſunder.

Unſer bisheriger Weg war ſehr gebirgig, ſteinig
und beſchwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz
Fiſen, und hier iſt das Land viel fruchtbarer, ſchoͤner,
ſtaͤrker bewohnt und volkreicher. Die Doͤrfer liegen dich-
ter bey einander, ſind ſehr groß und lang, und nicht ſel-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0102" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweyte Abtheilung. Rei&#x017F;e von <placeName>Dezima</placeName></hi></fw><lb/>
bey &#x017F;einer zweyten Rei&#x017F;e, u&#x0364;ber die große Bucht bey <placeName>Si-<lb/>
mabara</placeName> zu &#x017F;egeln.</p><lb/>
        <p>Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von<lb/>
zehnthalb Meilen u&#x0364;ber <placeName>Ori&#x017F;&#x017F;ino</placeName>, <placeName>Takkiwo</placeName>, <placeName>Swota</placeName>, <placeName>Oda</placeName>,<lb/>
nach dem Orte un&#x017F;ers Nachtlagers <placeName>Ot&#x017F;in&#x017F;u</placeName>.</p><lb/>
        <p>Zu <placeName>Ori&#x017F;&#x017F;ino</placeName> i&#x017F;t ein &#x017F;chwefelhaltiges warmes Bad.<lb/>
Wir be&#x017F;ahen es. Es i&#x017F;t &#x017F;iedend heiß, umher einge&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und mit einem &#x017F;cho&#x0364;nen und bequemen Hau&#x017F;e fu&#x0364;r die<lb/>
Kranken, welche es gebrauchen, ver&#x017F;ehen. Das heiße<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er wird nach ver&#x017F;chiednen Stellen abgeleitet und<lb/>
vertheilt, wo die Kranken &#x017F;itzen, und &#x017F;elb&#x017F;t, &#x017F;o wohl<lb/>
heißes, als kaltes Wa&#x017F;&#x017F;er, welches letztere durch Kun&#x017F;t<lb/>
hieher getrieben wird, fu&#x0364;r &#x017F;ich abzapfen ko&#x0364;nnen. Außer-<lb/>
dem &#x017F;ind ver&#x017F;chiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur<lb/>
nach dem Baden &#x017F;ich niederzulegen und auszuruhen, &#x017F;on-<lb/>
dern auch &#x017F;patzieren zu gehen. Alles i&#x017F;t hier &#x017F;ehr nett<lb/>
und reinlich.</p><lb/>
        <p><placeName>Swota</placeName> i&#x017F;t der &#x017F;ehr großen Kruken wegen, die da<lb/>
verfertigt werden, (gewiß die allergro&#x0364;ßten in der Welt),<lb/>
merkwu&#x0364;rdig. Sie &#x017F;ind von braunem Thon, &#x017F;ehr gut ge-<lb/>
brannt, und &#x017F;o groß, daß &#x017F;ie mehrere Zuber enthalten.<lb/>
Die Holla&#x0364;nder kaufen ja&#x0364;hrlich eine Menge davon, und neh-<lb/>
men &#x017F;ie mit nach <placeName>Batavia</placeName>, wo &#x017F;ie, &#x017F;o wohl als an andern<lb/>
Oertern in <placeName>O&#x017F;tindien</placeName>, mit Vortheil verkauft, und, Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er darin &#x017F;tehen zu haben, gebraucht werden. Das zum<lb/>
ta&#x0364;glichen Getra&#x0364;nk be&#x017F;timmte Wa&#x017F;&#x017F;er ha&#x0364;lt &#x017F;ich darin kalt,<lb/>
und &#x017F;chla&#x0364;gt alle Unreinigkeit vo&#x0364;llig nieder; wird al&#x017F;o durch<lb/>
den abge&#x017F;onderten Boden&#x017F;atz auch reiner und ge&#x017F;under.</p><lb/>
        <p>Un&#x017F;er bisheriger Weg war &#x017F;ehr gebirgig, &#x017F;teinig<lb/>
und be&#x017F;chwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz<lb/><placeName>Fi&#x017F;en</placeName>, und hier i&#x017F;t das Land viel fruchtbarer, &#x017F;cho&#x0364;ner,<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rker bewohnt und volkreicher. Die Do&#x0364;rfer liegen dich-<lb/>
ter bey einander, &#x017F;ind &#x017F;ehr groß und lang, und nicht &#x017F;el-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0102] Zweyte Abtheilung. Reiſe von Dezima bey ſeiner zweyten Reiſe, uͤber die große Bucht bey Si- mabara zu ſegeln. Am Tage darauf kamen wir nach einem Wege von zehnthalb Meilen uͤber Oriſſino, Takkiwo, Swota, Oda, nach dem Orte unſers Nachtlagers Otſinſu. Zu Oriſſino iſt ein ſchwefelhaltiges warmes Bad. Wir beſahen es. Es iſt ſiedend heiß, umher eingeſchloſ- ſen, und mit einem ſchoͤnen und bequemen Hauſe fuͤr die Kranken, welche es gebrauchen, verſehen. Das heiße Waſſer wird nach verſchiednen Stellen abgeleitet und vertheilt, wo die Kranken ſitzen, und ſelbſt, ſo wohl heißes, als kaltes Waſſer, welches letztere durch Kunſt hieher getrieben wird, fuͤr ſich abzapfen koͤnnen. Außer- dem ſind verſchiedne Einrichtungen vorhanden, nicht nur nach dem Baden ſich niederzulegen und auszuruhen, ſon- dern auch ſpatzieren zu gehen. Alles iſt hier ſehr nett und reinlich. Swota iſt der ſehr großen Kruken wegen, die da verfertigt werden, (gewiß die allergroͤßten in der Welt), merkwuͤrdig. Sie ſind von braunem Thon, ſehr gut ge- brannt, und ſo groß, daß ſie mehrere Zuber enthalten. Die Hollaͤnder kaufen jaͤhrlich eine Menge davon, und neh- men ſie mit nach Batavia, wo ſie, ſo wohl als an andern Oertern in Oſtindien, mit Vortheil verkauft, und, Waſ- ſer darin ſtehen zu haben, gebraucht werden. Das zum taͤglichen Getraͤnk beſtimmte Waſſer haͤlt ſich darin kalt, und ſchlaͤgt alle Unreinigkeit voͤllig nieder; wird alſo durch den abgeſonderten Bodenſatz auch reiner und geſunder. Unſer bisheriger Weg war ſehr gebirgig, ſteinig und beſchwerlich. Nun aber kamen wir in die Provinz Fiſen, und hier iſt das Land viel fruchtbarer, ſchoͤner, ſtaͤrker bewohnt und volkreicher. Die Doͤrfer liegen dich- ter bey einander, ſind ſehr groß und lang, und nicht ſel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/102
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen02_1794/102>, abgerufen am 16.05.2024.