Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 2. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1794.Dritte Abtheilung. sich selbst schon eine ansehnliche Stadt aus, und hatfünf Meilen im Umkreise. Er enthält den Pallast des Kaisers und den des Kronprinzen, welche durch breite Gräben, Mauern, Thore und andre Befestigungswer- ke von einander abgesondert sind. In der äußern Cita- delle, welche die größte von allen ist, sind große, schöne Straßen, mit hübschen und großen Häusern, welche den Fürsten und Prinzen des Reichs, den Reichsräthen und andern hohen Staats- und Hofbeamten gehören, und worin auch die zahlreichen Familien derselben, die eben- falls das ganze Jahr über sich am Hofe aufhalten müs- sen, wohnen. Beym ersten Thore sahen wir schon eine sehr starke Wache; die aber beym zweyten besteht täglich aus tausend Mann. Ehe wir in dieses Thor kamen, stiegen wir aus. So bald wir hindurch waren, wurden wir in ein Zimmer geführt, wo wir eine ganze Stunde warten mußten, ehe wir uns in den eigentlichen Pallast des Kaisers begeben durften. Endlich bekamen wir denn Erlaubniß, uns demselben zu nähern. Wir gingen durch eine lange Reihe bewaffneter und gut gekleideter Soldaten, die zu beyden Seiten bis an die Schloßthüre aufgestellt waren. Das eigentliche Kaiserliche Schloß steht auf einer Anhöhe, hat zwar nur ein einziges Stock- werk, ist aber doch viel höher als andre Häuser, und nimmt einen sehr großen Platz ein. Man führte uns so gleich in ein Vorgemach, wo wir abermahls eine gute Stunde warten mußten. Die Japanischen Ober-Be- dienten von unserm Gefolge setzten sich an der einen, und die Holländer nebst den Dolmetschern an der andern Sei- te. Wir Holländer mußten uns ebenfalls auf Japani- sche Art setzen. Das war uns nun zwar äußerst lästig; als wir es aber nicht länger aushalten konnten, warfen wir die Füße auf die Seite, und bedeckten sie mit unsern Dritte Abtheilung. ſich ſelbſt ſchon eine anſehnliche Stadt aus, und hatfuͤnf Meilen im Umkreiſe. Er enthaͤlt den Pallaſt des Kaiſers und den des Kronprinzen, welche durch breite Graͤben, Mauern, Thore und andre Befeſtigungswer- ke von einander abgeſondert ſind. In der aͤußern Cita- delle, welche die groͤßte von allen iſt, ſind große, ſchoͤne Straßen, mit huͤbſchen und großen Haͤuſern, welche den Fuͤrſten und Prinzen des Reichs, den Reichsraͤthen und andern hohen Staats- und Hofbeamten gehoͤren, und worin auch die zahlreichen Familien derſelben, die eben- falls das ganze Jahr uͤber ſich am Hofe aufhalten muͤſ- ſen, wohnen. Beym erſten Thore ſahen wir ſchon eine ſehr ſtarke Wache; die aber beym zweyten beſteht taͤglich aus tauſend Mann. Ehe wir in dieſes Thor kamen, ſtiegen wir aus. So bald wir hindurch waren, wurden wir in ein Zimmer gefuͤhrt, wo wir eine ganze Stunde warten mußten, ehe wir uns in den eigentlichen Pallaſt des Kaiſers begeben durften. Endlich bekamen wir denn Erlaubniß, uns demſelben zu naͤhern. Wir gingen durch eine lange Reihe bewaffneter und gut gekleideter Soldaten, die zu beyden Seiten bis an die Schloßthuͤre aufgeſtellt waren. Das eigentliche Kaiſerliche Schloß ſteht auf einer Anhoͤhe, hat zwar nur ein einziges Stock- werk, iſt aber doch viel hoͤher als andre Haͤuſer, und nimmt einen ſehr großen Platz ein. Man fuͤhrte uns ſo gleich in ein Vorgemach, wo wir abermahls eine gute Stunde warten mußten. Die Japaniſchen Ober-Be- dienten von unſerm Gefolge ſetzten ſich an der einen, und die Hollaͤnder nebſt den Dolmetſchern an der andern Sei- te. Wir Hollaͤnder mußten uns ebenfalls auf Japani- ſche Art ſetzen. Das war uns nun zwar aͤußerſt laͤſtig; als wir es aber nicht laͤnger aushalten konnten, warfen wir die Fuͤße auf die Seite, und bedeckten ſie mit unſern <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0142" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Dritte Abtheilung.</hi></fw><lb/> ſich ſelbſt ſchon eine anſehnliche Stadt aus, und hat<lb/> fuͤnf Meilen im Umkreiſe. Er enthaͤlt den Pallaſt des<lb/> Kaiſers und den des Kronprinzen, welche durch breite<lb/> Graͤben, Mauern, Thore und andre Befeſtigungswer-<lb/> ke von einander abgeſondert ſind. In der aͤußern Cita-<lb/> delle, welche die groͤßte von allen iſt, ſind große, ſchoͤne<lb/> Straßen, mit huͤbſchen und großen Haͤuſern, welche den<lb/> Fuͤrſten und Prinzen des Reichs, den Reichsraͤthen und<lb/> andern hohen Staats- und Hofbeamten gehoͤren, und<lb/> worin auch die zahlreichen Familien derſelben, die eben-<lb/> falls das ganze Jahr uͤber ſich am Hofe aufhalten muͤſ-<lb/> ſen, wohnen. 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Dritte Abtheilung.
ſich ſelbſt ſchon eine anſehnliche Stadt aus, und hat
fuͤnf Meilen im Umkreiſe. Er enthaͤlt den Pallaſt des
Kaiſers und den des Kronprinzen, welche durch breite
Graͤben, Mauern, Thore und andre Befeſtigungswer-
ke von einander abgeſondert ſind. In der aͤußern Cita-
delle, welche die groͤßte von allen iſt, ſind große, ſchoͤne
Straßen, mit huͤbſchen und großen Haͤuſern, welche den
Fuͤrſten und Prinzen des Reichs, den Reichsraͤthen und
andern hohen Staats- und Hofbeamten gehoͤren, und
worin auch die zahlreichen Familien derſelben, die eben-
falls das ganze Jahr uͤber ſich am Hofe aufhalten muͤſ-
ſen, wohnen. Beym erſten Thore ſahen wir ſchon eine
ſehr ſtarke Wache; die aber beym zweyten beſteht taͤglich
aus tauſend Mann. Ehe wir in dieſes Thor kamen,
ſtiegen wir aus. So bald wir hindurch waren, wurden
wir in ein Zimmer gefuͤhrt, wo wir eine ganze Stunde
warten mußten, ehe wir uns in den eigentlichen Pallaſt
des Kaiſers begeben durften. Endlich bekamen wir denn
Erlaubniß, uns demſelben zu naͤhern. Wir gingen
durch eine lange Reihe bewaffneter und gut gekleideter
Soldaten, die zu beyden Seiten bis an die Schloßthuͤre
aufgeſtellt waren. Das eigentliche Kaiſerliche Schloß
ſteht auf einer Anhoͤhe, hat zwar nur ein einziges Stock-
werk, iſt aber doch viel hoͤher als andre Haͤuſer, und
nimmt einen ſehr großen Platz ein. Man fuͤhrte uns
ſo gleich in ein Vorgemach, wo wir abermahls eine gute
Stunde warten mußten. Die Japaniſchen Ober-Be-
dienten von unſerm Gefolge ſetzten ſich an der einen, und
die Hollaͤnder nebſt den Dolmetſchern an der andern Sei-
te. Wir Hollaͤnder mußten uns ebenfalls auf Japani-
ſche Art ſetzen. Das war uns nun zwar aͤußerſt laͤſtig;
als wir es aber nicht laͤnger aushalten konnten, warfen
wir die Fuͤße auf die Seite, und bedeckten ſie mit unſern
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